KGS-Lehrerin Elke Strehl und der Verein „Horizonte“ werden mit dem Siegfried-Lehmann-Preis ausgezeichnet

Damit würdigt die Stiftung praktizierte Erinnerungskultur und Engagement bei der Flüchtlingshilfe

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Klaus-D. Richter (li.) und Dirk Hasselhof (re.) von der Stiftung würdigen das Engagement von Religionslehrerin Elke Strehl und Frank Roth vom Verein „Horizonte“.

BARSINGHAUSEN (ta). Seit 1984 vergibt die 1979 gegründete Siegfried-Lehmann-Stiftung einen gleichnamigen Preis. mit dem solidarisches und humanitäres Handeln gegenüber benachteiligten oder verfolgten Menschen oder Menschen und Gruppen, die sich durch künstlerische oder wissenschaftliche Arbeit, die an jüdisches Leben erinnert, verdient gemacht haben, ausgezeichnet werden. Zur gestrigen Preisverleihung erinnerte der Vorsitzende des Stiftungskuratoriums, Klaus-D. Richter an das Schicksal Siegfried Lehmanns und große Teile seiner Familie. Dieser habe sich aufgrund seines gesellschaftlichen Ansehens in Barsinghausen und aufgrund seiner Verdienste im 1. Weltkrieg vor dem nationalsozialistischen Terror sicher geglaubt. Wegen seiner jüdischen Abstammung wurde er verfolgt und starb 1943 im Ghetto Theresienstadt. Für die diesjährige Preisverleihung, die insgesamt mit 600 Euro dotiert ist, standen vier Vorschläge zur Auswahl. Die Wahl fiel schließlich auf Elke Strehl, Geschichtslehrerin an der KGS-Goetheschule, die sich im Rahmen von Schülerprojekten intensiv mit dem ehemals reichen kulturellen Leben der Juden in Deutschland und speziell in Barsinghausen beschäftigt hat, sowie auf den Verein „Horizonte“ von der Ökostation in Großgoltern, dessen Mitglieder sich intensiv auf dem Gebiet der Flüchtlingshilfe und Integrationsarbeit engagieren. Mit der diesjährige Vergabe des Preises schlage man somit auch einen Bogen von der Vergangenheit in die Zukunft, stellten Klaus-D. Richter und Dirk Hasselhof als Vertreter der Familie Lehmann fest. Elke Strehl hatte im Rahmen von Religionskursen und Projekttagen Jugendliche mit Ausdauer und Praxisnähe für die Erinnerungskultur begeistert und motiviert. Entstanden ist unter anderem ein dokumentarischer Film über den alten jüdischen Friedhof. Der jetzigen Ehrung komme ein besonderer Stellenwert zu, dankte die Lehrerin. Schon seit zwölf Jahren arbeite man an der KGS an dem Holocaust-Erinnerungsprojekt, wobei insbesondere das Erforschen jüdischer Familiengeschichten von Stadtarchivar Eckard Steigerwald angestoßen worden sei. Der Verein „Horizonte“ wurde vor zwei Jahren vom Vorsitzenden Frank Roth und seinen Mitstreitern aus der Taufe gehoben, um sich aktiv für Menschenrechte und Menschlichkeit einzusetzen. Früh habe sich herauskristallisiert, dass dabei die Flüchtlingsarbeit einen Hauptschwerpunkt ausmachen werde. Veranstaltet wurden bisher mehrere Infoveranstaltungen zu den Herkunftsländern von Asylsuchenden, gemeinsames Musizieren und Essen sowie die überaus erfolgreiche Fahrradwerkstatt mit angegliederter Verkehrserziehung (Deister Echo berichtete mehrfach). „Die zu uns kommenden Menschen hoffen auf Hilfe. Hier will „Horizonte“ einen Beitrag leisten, damit sich die Menschen ein eigenes Leben aufbauen können“, erklärte Roth. Im Rahmen der Werkstatt seien bisher rund 200 Fahrräder gespendet und für den Straßenverkehr fit gemacht worden, damit die Flüchtlinge mobil seien. Für 2016 sei in Kooperation mit der Verkehrswacht die Vergabe von Fahrrad-Führerscheinen in Planung. Außerdem habe Horizonte nun auch Kontakte zu dem Flüchtlingsprojekt in Bantorf geknüpft. Roth dankte zudem, dass „Horizonte“ sehr viel Unterstützung aus der Bevölkerung erfahren und inzwischen auch mehrere Spenden erhalten habe. Er erinnerte aber auch daran, dass die privaten Großvermögen in Deutschland weiter im Wachsen begriffen seien, während Menschen in anderen Ländern keine Perspektive und keine Arbeit hätten. Zudem sei die „Bestie“ Nationalismus und Faschismus noch nicht besiegt, daher seien viele Menschen zur Flucht gezwungen. Zusammen mit einer Nicht-Regierungsorganisation (NGO) habe „Horizonte“ zudem in Südserbien ein Selbsthilfeprojekt für die dort lebenden Roma angestoßen. Anvisiert werde auch noch ein Schüleraustausch, informierte Roth unter Beifall.

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IMG_9148Foto: ta