Mitglieder stellen Weichen zur Rettung des TSV Kirchdorf

Beiträge werden ab November erhöht / Sonderbeitrag beschlossen / Wegen der drohenden Insolvenz versucht der Verein, die Schuldenrückzahlungsquote auf 13,28% zu senken / Spenden- und Darlehenssammlung bringt über 40.000 Euro / Verein leitet Ausschlussverfahren gegen Horst Fabisch ein und verlangt Schadensersatz vom ehemaligen Vorsitzenden 

img_2961

Rechtsanwalt Berthold Kuban schwört die Versammlung auf höhere Mitgliedsbeiträge und die Erhebung eines Sonderbeitrags ein.

KIRCHDORF (ta). Der TSV Kirchdorf hat eine der richtungsweisendsten Mitgliederversammlungen in seiner Geschichte erlebt, ist dabei die Finanzen wieder in ruhigeres Fahrwasser zu steuern und hat ganz nebenbei ein Vereinsausschlussverfahren gegen seinen ehemaligen Vorsitzenden, Horst Fabisch, eingeleitet. Rund 160 von über 1000 Mitgliedern nahmen an der Versammlung im Sportheim teil und wurden vom Vorsitzenden Günter Hoff mit den Worten begrüßt, dass die letzten Wochen Substanz und schlaflose Nächte gekostet hätten. Vor dem Hintergrund der immensen Verschuldung des TSV dankte er ausdrücklich Rechtsanwalt Berthold Kuban, der die Verhandlungen mit den Gläubigern in die richtige Richtung geleitet habe. Ein ganz besonderer Dank ging an die großzügigen Geldgeber, die im Zuge der Spendensammlung bislang über 33.000 Euro auf ein Treuhandkonto eingezahlt hätten. Hinzu waren rund 8000 Euro an Darlehen eingegangen.

img_2958Vorstandsmitglied Friedrich Wissel (jun.) erklärte, die Verschuldung des TSV könne durch Vergleiche mit den Gläubigern geregelt werden, mit Blick in die Zukunft sei aber auch klar, dass langfristig die Ausgaben die Einnahmen nicht übersteigen dürften, denn der Verein habe jahrelang über den Durst gelebt. Positiv sei, dass die Kosten für die Börkehalle inzwischen deutlich reduziert worden seien und dass aus der Gaststätte ein Überschuss erwirtschaftet worden sei. Übungs- und Spartenleiter müssten aber weiterhin mit Verlust bezahlt werden. Insgesamt befinde sich der Verein zwar auf einem guten Weg, jedoch noch nicht am Ziel, so Wissel, der die anvisierten Beitragserhöhungen als notwendig einstufte. Hierdurch würden 20.000 Euro pro Jahr mehr in die Kassen fließen. Darüber hinaus bat Wissel die Gläubiger um Geduld und Mithilfe.

img_2959Wirtschaftsrechtsanwalt Dr. Manfred Voss befand, dass im Verein viel Herzblut stecke und dass die Problemlage gründlich analysiert worden sei. Wichtige Schritte, um aus der Krise zu kommen, seien erstens moderate Beitragserhöhungen, zweitens positive Ergebnisse bei den Vergleichsverhandlungen mit den Gläubigern bis Ende November sowie drittens die Erhebung eines Sonderbeitrags, um die Gläubiger zu befriedigen. Alle Zeichen wiesen auf das Gelingen der Sanierung hin, so Voss.

img_2962Rechtsanwalt Berthold Kuban listete noch einmal die bestehenden Schulden des TSV auf, wies auf die anvisierte Quotenregelung bei der Rückzahlung der Verbindlichkeiten in Höhe von 13,28 Prozent hin und beschwor die große Solidarität im Verein. Stimme die Versammlung einem einmaligen Sonderbeitrag zu, sei eine Lösung möglich und die dann verbliebenen rund 35.000 Euro an Verbindlichkeiten könnten bewältigt werden. Geplant seien ferner Nachverhandlungen mit den Gläubigern sowie die künftige Vermietung der Wohnung im Sportheim. Kuban informierte ferner, dass der Handballverein Barsinghausen und der 1. FC Germania Egestorf-Langreder ebenfalls eine Sammlung für den Kirchdorfer Sportverein starten wollten und dass die Zusage von Hannover 96 für ein Benefizspiel vorliege.

img_2946Letztendlich stimmte die Versammlung bei einer Enthaltung dafür, dass die normalen Mitgliedsbeiträge für Erwachsene um 2,50 Euro, für Jugendliche um zwei Euro und für Familien um vier Euro beginnend ab November angehoben werden. Vor der folgende Abstimmung über die Erhebung eines Sonderbeitrags, der rund 50.000 Euro einbringen soll, meldete sich der ehemalige Vorsitzende, Horst Fabisch, zu Wort. Er argumentierte, eine solche Erhebung müsse erst in der Satzung verankert werden und sei so nicht möglich. Das sahen die Versammlung und Berthold Kuban aber ganz anders, so dass auch der gestaffelte Sonderbeitrag nach einem Dringlichkeitsantrag gegen zehn Neinstimmen und bei neun Enthaltungen beschlossen wurde. Betreff des Umgangs mit Horst Fabisch lagen aus den Reihen der Mitglieder ferner diverse Anträge vor. Zum einen wurde beschlossen, ein Ausschlussverfahren gegen den ehemaligen starken Mann des TSV einzuleiten. Mit der Umsetzung wird sich in der Folge der Ehrenrat beschäftigen. Mit 48 Ja-Stimmen und gegen 39 Gegenstimmen wurde auch beschlossen, Schadensersatzforderungen gegen Fabisch geltend zu machen. Dem Stellen einer Strafanzeige gegen Fabisch stimmte die Mehrheit hingegen nicht zu. Zu Ehrenmitgliedern wurden Werner Haberkamp und Heidemarie Meyer ernannt. Geehrt wurden ferner Horst Möricke für 50 Jahre, Helga Heitmüller und Lucie Flegerbein für 60 Jahre sowie Gerhard Bade für 70 Jahre Mitgliedschaft.

img_2957

img_2956

img_2945

Foto: ta