Rehkitze: Immer mehr Bikertrails beeinträchtigen einen ruhigen Start ins Leben

Die Eröffnung von zwei offiziellen Strecken für die Freizeitsportler hat nicht den erwünschten Kanalisierungseffekt erbracht

Shot of the yearBARSINGHAUSEN/WENNIGSEN/SPRINGE/BAD MÜNDER/RODENBERG/BAD NENNDORF (ta). Von Mai bis in den Juni hinein bringt das heimische Rehwild in der Regel seinen Nachwuchs zur Welt. Hierbei suchen die Muttertiere gerne abgelegene Partien im Deister mit dichtem Grasbewuchs auf, wo die Kitze gut geschützt die ersten Wochen ihres Lebens verbringen. Wanderer und Ausflügler sollten einen direkten Kontakt mit den Jungtieren auch dann vermeiden, wenn die Mutter scheinbar nicht in der Nähe ist, denn der menschliche Geruch bleibt an den Kitzen haften.

BikerDass sich die Suche nach ruhigen Arealen für das Wild jedoch seit einigen Jahren immer schwieriger gestaltet, hat auch mit der stetigen Zunahme an Mountainbikern zu tun. Weiterhin werden rund um den Deisterkamm immer neue und nicht von den Forstämtern genehmigte Downhill-Trails angelegt, auf denen die Freizeitsportler von Nah und Fern ihrem Hobby frönen. Von Rücksichtnahme auf die Natur kann hier keine Rede sein, vielmehr sieht man immer häufiger Biker, die mit Schaufeln ausgestattet, zusätzliche Strecken mit illegalen Sprungrampen modellieren. Zu beobachten ist auch, dass in nicht wenigen Waldgebieten kaum noch Rehe anzutreffen sind. Inzwischen dürften auch bei den Niedersächsischen Landesforsten die Alarmglocken überlaut schrillen, hatte man doch erst Anfang des Jahres zwei offizielle Trails beim Nienstedter Pass und beim Annaturm frei gegeben. Die erwünschte Kanalisierung der Bikeraktivitäten ist freilich ausgeblieben – auch weil es sich bei weitem nicht mehr um Sportler des Vereins „Die Deisterfreunde“ handelt, sondern sich eine wahre Sogwirkung auf Biker aus dem gesamten Deisterumland bis hin zur Landeshauptstadt entwickelt hat. Bei der Freigabe der besagten Trails wurde von Seiten der Region Hannover und vom Fortsamt klar und deutlich von einer Probezeit gesprochen, inzwischen ist dieses Experiment von der Realität eingeholt worden. Man darf gespannt sein, wie die zuständigen Behörden auf die auswuchernde „Tour de Deister“ und damit auf die Beeinträchtigung der heimischen Natur reagieren werden.

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