Stadtentwicklung: Altbestände stärken und für Familien attraktiv machen

Im Forum für Politik und Kultur wurde heute über die Zukunft der Nordstadt diskutiert /Referent Jörg Fanelli stellt Konzepte aus Osterholz-Scharmbeck vor

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V.li.: SPD-Vorsitzender Reinhard Dobelmann, Moderatorin Claudia Schüssler, Jörg Fanelli, 1. Stadtrat von Osterholz-Scharmbeck, Forumssprecher Jörg Vandreier, CDU-Ratsherr Karl-Heinz Neddermeier und Grünen-Ratsherr Andreas Hartig

BARSINGHAUSEN (ta). Verdichtung von bestehender Wohnbebauung anstelle der Ausweisung neuer Baugebiete – zu diesem Thema hatte das Forum für Politik und Kultur heute Abend zu einem Vortrag mit anschließender Diskussion in den ASB-Bahnhof eingeladen. Als Referent stand der 1. Stadtrat und Baudezernent der Stadt Osterholz-Scharmbeck, Jörg Fanelli, zur Verfügung. Weitere Podiumsteilnehmer waren Grünen-Ratsherr Andreas Hartig, SPD-Vorsitzender Reinhard Dobelmann und CDU-Ratsherr Karl-Heinz Neddermeier. Vor rund 60 interessierten Bürgern stellte Fanelli Konzepte und Wege aus seiner Kommune vor, die nicht nur in Bezug auf die Einwohnerzahl mit Barsinghausen zu vergleichen sei. Ausgehend vom demografischen Wandel, dem Rückgang der Bevölkerungszahl und dem Druck auf den lokalen Einzelhandel müsse mit den Bürgern bei der städtebaulichen Entwicklung ein Konsens gefunden werden. So habe man in Osterholz-Scharmbeck zielgerichtet in die Kernstadt investiert und nicht den Wünschen aus den Ortsteilen nachgegeben, Denn, so Fanelli weiter, in den Mittelzentren sei längst genug gebaut worden, stattdessen seien die Altbestände durch Sanierungen gestärkt worden. Ressourcen in einem gemeinsamen Prozess mit Grund- und Hauseigentümern steuern, laute die Vision. Hierfür riet Fanelli der Politik und Verwaltung in Barsinghausen zur Bildung von Gesprächsforen. Neben genossenschaftlichen Modellen sei auch möglich, dass die Stadt Grundstücke im Siedlungsgebiet erwerbe und als Anschauungsobjekte entwickele. Fanelli hatte zuvor mit Mitgliedern des Forums und der Siedlergemeinschaft Barsinghausen sich die „Nordstadt“ angesehen.

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Jörg Fanelli berichtet von seinen Erfahrungen in Osterholz-Scharmbeck.

Rondo Beckmann, Vorsitzender der Siedlergemeinschaft, betonte die Attraktivität des Gebietes nördlich der Bahnlinie, er vermisse aber Visionen der Politik, um die Wohnbestände weiter zu entwickeln. Ein Problem in der Siedlung sei das Alter mancher Häuser, für die sei eine spätere Bewohnung fraglich. „Wir wollen aber junge Leute animieren, Altbestände zu übernehmen und mit professioneller Begleitung zu investieren. Dabei will sich die Siedlergemeinschaft einbringen“, sagte Beckmann, der zudem die bestehende Infrastruktur mit Schulen, Geschäften und Kirchen hervorhob. Reinhard Dobelmann meinte, die Nordstadt habe bisher nicht so entwickelt und modernisiert werden können wie angedacht. Anstatt neue Baugebiete auszuweisen, setze man aktuell in Form der Innenstadtsanierung aber schon auf die Stärkung der Kernstadt. Daneben müsse man auch die Modernisierung von Bausubstanzen in den Ortsteilen im Blick haben, so Dobelmann. Für Karl-Heinz Neddermeier ist eine Mischung aus Neubauten und Verdichtung der bestehenden Wohnstruktur der richtige Ansatz. In der Nordstadt gäbe es allerdings kaum Leerstände zu beklagen, vielmehr bestehe hier Wohnbedarf für junge Familien, so Neddermeier. Seine Partei habe schon in den 80er Jahren eine weiterführende Erschließung der größeren Wohngebiete gefordert. Mit Blick auf die Nordstadt seien auch schon einzelne „Insellösungen“ in Sachen Modernisierung realisiert worden, so der CDU-Politiker. Baudirektor Tobias Fischer wies derweil auf Lücken hin, in die Geld investiert werden müsse und die es zu vermarkten gelte. Außerdem könne die Nordstadt für seinen Geschmack mehr Bäume vertragen, argumentierte Fischer. Auch Andreas Hartig hielt eine Weiterentwicklung der Nordstadt für nötig. Die Identifikation mit dem Stadtteil sei ausgeprägt. Dabei seien Treffpunkte, wie die Kinder- und Jugendeinrichtung „Klein Basche“, wichtig, betonte der Ratsherr der Grünen.

 

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