Vortrag zur Entstehung des Antisemitismus im Deutschland des 19. Jahrhunderts

Historiker Prof. Dr. Ulrich Wyrwa referiert am 5. April im Regionshaus

HANNOVER (red). Die Frage, ob es im 21. Jahrhundert zu einem „neuen“ Antisemitismus gekommen ist, kann man nur beantworten, wenn man den „alten“ Antisemitismus, wie er sich im 19. Jahrhundert entwickelt hat, erkennt. Auf Einladung der Gedenkstätte Ahlem referiert Prof. Dr. Ulrich Wyrwa am Donnerstag, 5. April 2018, 19 Uhr, im Haus der Region, Hildesheimer Straße 18, über die Ursachen und Erscheinungsformen des Antisemitismus, der in Folge der gesellschaftlichen und politischen Umwälzungen des 19. Jahrhunderts entstanden ist. Dabei vergleicht er die Situation in Deutschland mit der Situation in anderen europäischen Ländern. Wyrwas These: Mit der Prägung des Neologismus im Berlin des Jahres 1879 ist ein wirkungsmächtiges politisches Schlagwort entstanden, das die neue Wut und den neuen Hass, wie er in verschiedenen sozialen Feldern virulent geworden war, auf den Begriff gebracht hat. Der Antisemitismus hat sich daraufhin als eine soziale und politische Bewegung formiert, ist als kulturelle Einstellung hervorgetreten und hat sich zu einer paranoiden Weltanschauung entwickelt. Ulrich Wyrwa ist Professor für Neuere Geschichte an der Universität Potsdam und lehrt am Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte des Antisemitismus und jüdische Geschichte in Europa im 19. und frühen 20. Jahrhundert mit besonderem Schwerpunkt auf Italien und Deutschland. Ulrich Wyrwa hat zahlreiche Bücher zur Geschichte des Antisemitismus veröffentlicht, zuletzt erschienen: Gesellschaftliche Konfliktfelder und die Entstehung des Antisemitismus. Das Deutsche Kaiserreich und das Liberale Italien im Vergleich (Studien zum Antisemitismus in Europa Bd. 9), Berlin: Metropol Verlag, 2015.

Foto: Z. Spies