Bürgermeister Henning Schünhof: „Wir sind die Mehrheit“ / „Barsinghausen ist bunt“ dankt zahlreichen Unterstützern
BARSINGHAUSEN (ta). Um ein deutliches Zeichen gegen die sogenannten „Spaziergänge“, Corona-Verharmlosung und die rechten Tendenzen bei den montäglichen Kundgebungen in Barsinghausen und an anderen Orten zu setzen, folgten heute rund 400 Teilnehmer dem Demonstrationsaufruf von „Barsinghausen ist bunt“. Unterstützt wurde die Kundgebung vor der Klosterkirche auch von zahlreichen Vereinen, den Ratsfraktionen von SPD, CDU, Grünen, FDP und AFB, den Kirchen, den Omas gegen Rechts, dem DGB und vielen Einzelpersonen.
Bündnissprecherin Sybille Busse betonte, es gehe darum, ein Zeichen der Solidarität mit der Wissenschaft und der Politik zu zeigen. Seinen Unmut über die staatlichen Corona-Maßnahmen zu äußern sei legitim, nicht aber der Missbrauch, Kundgebungen für Umsturzvorhaben zu nutzen. Sie sei dankbar, dass so viele Menschen die Demonstration von „Barsinghausen ist bunt“ unterstützten, sagte Busse.
Bürgermeister Henning Schünhof unterstrich, „wir sind die Mehrheit. Barsinghausen ist solidarisch mit dem Gesundheitswesen, das bereits überlastet ist, mit den Wissenschaftlern, die nicht selten Hass und Drohungen erleben, mit den Corona-Betroffenen sowie mit Politikern, die ohne jede Blaupause Entscheidungen zur Eindämmung der Pandemie treffen und sich zudem den verbreiteten Fakenews gegenübersehen“. Es gebe eine Skepsis gegenüber den Maßnahmen und es könne auch demonstriert werden, aber hier bestehe die Gefahr, dass krude Theorien in Gewalt endeten. Dies erlebten nicht zuletzt die Polizisten, die nicht selten angegriffen würden. Schünhof war sich allerdings sicher, dass die Demokratie wehrhaft bleibe.
Pastorin Ute Kalmbach erinnerte in ihrem Redebeitrag an die schwierige Lage, in der sich Corona-Erkrankte befänden, an Verwandte, die teilweise Angehörige nicht im Pflegeheim besuchen könnten, an die Hinterbliebenen von Verstorbenen und auch an vereinsamte Jugendliche. „Aber wir halten solidarisch und geimpft durch“, rief Kalmbach der Versammlung zu.
Die Krankenschwester und Fachkraft für Intensivpflege, Renate Hachmeister, schilderte anschließend ihre Erfahrung von ihrem Wechsel in eine Intensivstation mit Corona-Kranken. Bei manchen Patienten sei der Tod aus heiterem Himmel gekommen und viele, die überlebten, hätten auch längere Zeit nach ihrer Erkrankung immer noch mit den Folgen von Corona zu kämpfen. Da auf der Station aber auch Krebskranke und andere Schwerstkranke versorgt werden müssten, habe Corona die Gesamtsituation sehr erschwert – auch weil viele nicht geimpft seien.
Die Landtagsabgeordnete, Thela Wernstedt, machte deutlich, dass Wissenschaft ständig neue Erkenntnisse bringe. Theorien könnten kritisiert werden, aber dafür brauche es keine Querdenker. Wissenschaft brauche vielmehr aufgeklärte Bürger und auch ein Maß an Vertrauen. Wer das Virus leugne, stelle sich außerhalb der Sicht der Welt und Freiheit sei ohne Verantwortung für andere Menschen nicht zu haben.
Ingo Arlt (IG Metall) von „Barsinghausen ist bunt“ unterstrich zudem, wer das Virus leugne, belaste Betroffene und zu den Betroffenen gehörten auch Politiker, die sich für die Gesellschaft engagierten. Angesichts der Proteste gegen die Corona-Maßnahmen sei es daher auch an der Zeit, sich vor die Politik zu stellen und die Demokratie zu verteidigen. Wer hier von Diktatur rede, verweigere sich der demokratischen Legitimation. Aus diesem Grund sei es wichtig und gut, dass Ratspolitiker und die anwesenden Bürger Barsinghausens ein Zeichen setzten. „Die Freiheit der Montagsquerulanten ist nicht unsere Freiheit und zielt direkt gegen die demokratischen Institutionen.“ Vor diesem Hintergrund rief Arlt zu Konsequenzen auf. Er betonte die Achtung vor den Menschen, deshalb müsse man für die Demokratie zusammenstehen. „Wir sind die demokratische Mehrheit“, so Arlt unter Applaus.
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