75 Jahre im Posaunenchor: Zwei Brüder aus Hohenbostel schreiben Chorgeschichte

GEHRDEN/HOHENBOSTEL (red).

Landesposaunenwart Henning Herzog (Mitte) überreicht Urkunden und Kuhlo-Medaillen an Günther Seidel (links) und Herbert Seidel für die 75-jährige aktive Mitgliedschaft in Posaunenchören.

1948 war der 2. Weltkrieg gerade seit drei Jahren Geschichte. Günther und Herbert Seidel, damals 12 und 13 Jahre alt, lebten mit ihren Eltern und neun Geschwistern in Hohenbostel. „Wir kamen im Juli 1946 aus Niederschlesien und über mehrere Stationen schließlich nach Hohenbostel, wo unser Vater bei der Forst Arbeit fand. Durch Zufall kamen wir schließlich zur Musik, weil eine ältere Schwester beim Kantor der Hohenbosteler Gemeinde angestellt war“, erinnern sich die heute 87 und 88 Jahre alten Männer. Die Musik – Günther Seidel spielt Trompete, sein Bruder Tenorhorn – spielt noch heute eine wichtige Rolle in ihrem Leben. Und so wurden die beiden am Montag, 5. Juni, im Rahmen einer Probe in Gehrden für die 75-jährige aktive Mitgliedschaft in Posaunenchören im Kirchenkreis ausgezeichnet. Der Landesposaunenwart Henning Herzog überreichte Urkunden und Kuhlo-Medaillen für besondere Verdienste um die Posaunenchorarbeit in der Landeskirche an die überraschten Brüder.

Im Gespräch erinnern sich beide gern an besondere Stationen als Bläser. „Ich war zum Beispiel 1953 beim Kirchentag in Hamburg dabei und spielte im großen Bläserchor beim Abschlussgottesdienst. Das war eindrucksvoll. Hinterher habe ich sogar noch darüber im Schulunterricht gesprochen“, sagt Günther Seidel. Bestimmt zehn weitere Kirchentage besuchte er als Trompetenspieler. Nachdem beide die ersten Jahre in Hohenbostel spielten, löste sich der Posaunenchor allerdings nach Weggang des Kantors 1968 auf. Herbert Seidel wechselte an seinen Dienstorten als Mitarbeiter der Post zur Posaunenchören in Rodenberg und Steinhude und später zum Posaunenchor Gehrden. „Mein Sohn hat dort Unterricht im Posaunenchor bekommen und ich fuhr ihn zu den Proben. Und anstatt auf ihn zu warten, spielte ich einfach mit“, erzählt er. Vor allem die vielen Reisen mit dem Posaunenchor führten ihn unter anderem nach Brasilien, Finnland, Rumänien oder Polen. Sein Bruder spielte in dieser Zeit vor allem in einem Bläserkreis der Feuerwehr in Hohenbostel – begleitete mit diesem Kreis auch Gottesdienste oder Feiern in der Adventszeit. Circa 1980 wurde er dann auch in Gehrden aktiv. Und seit Anfang der 2000er Jahre im Posaunenchor in Ronnenberg. Dort spielen beide Brüder auch im Senioren-Posaunenchor, den es auch schon wieder 15 Jahre gibt. Die Musik hat das Leben beider geprägt und auch ihre Kinder sind der Musik beruflich und privat verbunden. „Es hält uns auch geistig fit“, davon ist Herbert Seidel überzeugt und greift zum Tenorhorn bei der gemeinsamen Probe aller Posaunenchöre des Kirchenkreises im Gehrdener Gemeindesaal. Schließlich gibt es auch hier Neues zu lernen: Henning Herzog hat frische Sätze für Bläser mitgebracht, die im September auch beim Landesposaunenfest in Osnabrück gespielt werden.

Fotos und Text: Freitag