900 Jahre Langreder: Die Arbeiten für die Chronik schreiten voran

In 2021 feiert das ganze Dorf sein großes Jubiläum

Die Arbeitsgruppe „Chronik“ sammelte jetzt Zeitzeugenberichte.

LANGREDER (ta). 900 Jahre auf dem Buckel zu haben, das kann so manche Großstadt nicht vorweisen. Wohl aber das kleine Langreder, das im kommenden Jahr sein großes Ortsjubiläum feiern wird. Der offizielle Festakt findet am 18. September 2021 in der Festscheune der Familie Wildhagen statt, aber auch sonst werden die Ortsvereine und die Feuerwehr viele interessante Veranstaltungen auf die Beine stellen. Außerdem trifft sich schon seit rund zwei Jahren eine Arbeitsgruppe rund um den ehemaligen Stadtarchivar, Helmut Steinert, um aus Berichten, Fotos und Dokumenten eine Chronik für Langreder zu erstellen. Mit dabei sind Nellie Kelm, Stefan Müller, Georg von Ilten, Dorothea Hagemann, Ulrich Pohl, Bernd Steger und Werner Fritz, die sich seitdem mit den Themenbereichen Historie und Entwicklung des Ortes, Landwirtschaft, Schule, Kapelle sowie Flüchtlinge nach 1945 und heute auseinandersetzen. Auch eine Urkunde, mit der ersten schriftlich übermittelten Erwähnung Langreders ist vorhanden. Fertiggestellt sein soll die zirka 250 Seiten starke Chronik im Herbst diesen Jahres. Finanziert werden das Werk und die aufwendigen Feierlichkeiten durch eine Büchermeile, die vom 2. bis 10. Oktober im Sportheim stattfindet. Hier sollen bereits über 20.000 Bücher gespendet worden sein und die Sammlung geht immer weiter. Zur Zusammenstellung der Chronik wurden schon Fotos und Postkarten im dreistelligen Bereich und reichlich Fakten zusammengetragen. „Wir sind aber weiter an alten Fotos von besonderen Motiven, wie von der einstigen Arbeit auf dem Feld, von der baulichen Weiterentwicklung des Dorfes oder auch aus dem eigenen Garten, sehr interessiert“, unterstreicht Helmut Steinert. Für die Phase im und nach den 2. Weltkrieg hat die Arbeitsgruppe „Chronik“ jetzt die Zeitzeugen Elisabeth Krumm, Walburga Triebsch und Bernhard Sacha, die einst aus dem heutigen Polen geflüchtet waren und sich nach einer rund 800 Kilometer langen und beschwerlichen Flucht als sogenannte „Umquartierte“ in Langreder eine neue Zukunft aufbauten. Die 1945 sieben Jahre alte Elisabeth Krumm verschlug es mit acht Familienangehörigen nach der Flucht aus Oberschlesien an den Deister. Damals war es üblich, dass die Dörfer festgelegte Kontingente von Geflüchteten aufnahmen und in der Regel war es purer Zufall, wohin die Menschen kamen. „Unser erstes Quartier, in dem wir unterkamen, war eine alte Gastwirtschaft in Langreder und geschlafen haben wir dort anfangs auf Stroh“, erinnert sich Elisabeth Krumm. Und Georg von Ilten, dessen Familie schon lange in Langreder ansässig ist, erklärt, dass Langreder im Jahr 1947 1047 Einwohner gezählt habe. Davon seien rund die Hälfte Flüchtlinge gewesen.

Foto: ta