Interview der Stadt Barsinghausen
BARSINGHAUSEN (red). Frank Marks ist seit dem 1. November 1995 der Hausmeister der Wilhelm-Stedler-Schule. Der heute 62-Jährige hat in den vergangenen 28 Jahren die Schule geprägt wie kaum ein anderer. Die Arbeit in der Wilhelm-Stedler-Schule hat natürlich auch ihn geprägt. Für Frank Marks heißt es dieser Tage Abschied nehmen von dem alten Schulgebäude, in dem er ungezählte Stunden gearbeitet hat.
Herr Marks, was für ein Gefühl ist es, den Abriss des Schulgebäudes mitzuerleben? Ich muss gestehen, dass ich die ganzen Arbeiten mit ein bisschen Wehmut verfolge. Ich habe in den vergangenen 28 Jahren viel in der Schule gemacht. Es fühlt sich fast so an, als sei ich ein bisschen mit der Schule verwachsen. Daher habe ich in manchen Augenblicken ein komisches, schwer beschreibbares Gefühl. Als ich angefangen habe, hieß es von meinem damaligen Vorgesetzten: „Sie müssen sich mit ihrer Schule identifizieren“. Das ist bei mir auf jeden Fall so.
Sie planen, Ende 2024 in Rente zu gehen. Die Einweihung des Neubaus werden Sie aller Wahrscheinlichkeit also nicht mehr im Dienst erleben. Trägt dieser Umstand auch zu diesem Gefühl bei? Aus meiner Sicht ist es toll, dass ein neues Gebäude für die Wilhelm-Stedler-Schule gebaut wird. Ich glaube, dass dies eine Vorzeigeschule wird – allein schon deswegen, weil das Gebäude technisch auf dem neuesten Stand sein wird. Aber zugleich bin ich mir sicher, dass ich bei dem Neubau nicht sagen kann: „Das ist meine Schule!“. Insofern habe ich auch schon gegenüber Kolleginnen und Kollegen gesagt, dass es sich ein bisschen wie ein vorweggenommener Ruhestand anfühlt.
Gibt es beim Blick auf die vergangenen 28 Jahre ein Erlebnis im Dienst, das Sie als das schönste bezeichnen würden? Nein, das kann ich auch nach längerem Nachdenken nicht sagen. Es sind eher viele kleine Alltagssituationen gewesen, an die ich mich gerne zurückerinnere. Beispielsweise habe ich mich immer darüber gefreut, wenn die Kinder für mich zum Geburtstag gesungen und etwas gebastelt haben. Mir ist es immer wichtig, ein Vertrauensverhältnis zu den Schülerinnen und Schülern aufzubauen und zugleich eine Respektsperson für sie zu sein. Das Bild des Schulhausmeisters im grauen Kittel, der nur durch seine Autorität als Respektsperson gesehen wird, ist längst vorbei.
Gibt es denn zumindest ein Ereignis, das Sie als denkwürdig beschreiben würden und an das Sie sich noch in zehn oder 20 Jahren erinnern werden? Auch da gibt es nichts, was mir auf Anhieb einfällt. Für mich war schon der Alltag voll mit schönen Momenten, an die ich mich gerne erinnere.
Kommen Schülerinnen und Schüler mal zu Ihnen in die Schule zu Besuch? Ab und zu kommen sie mal vorbei. Dann unterhalten wir uns darüber, was aus ihnen im Verlauf der Jahre geworden ist, was sie beruflich machen, wie es ihnen geht. Dann tauschen wir auch mal Erinnerungen an früher aus. Manche der ehemaligen Schülerinnen und Schüler sind mittlerweile Eltern, deren Nachwuchs in die Wilhelm-Stedler-Schule geht.
Wie hat sich der Berufsalltag des Schulhausmeisters in den vergangenen Jahrzehnten verändert? Das Berufsbild hat sich spürbar verändert – das wird schon am beschriebenen Rollenverständnis deutlich. Aus meiner Sicht haben beispielsweise die technischen und rechtlichen Anforderungen an die Schulhausmeister zugenommen. Und dieser Prozess wird wahrscheinlich weitergehen. Dasselbe gilt für den Kontakt mit beauftragten Unternehmen. Auch dieser hat immer weiter zugenommen. Zudem haben meine Kolleginnen und Kollegen und ich auch oft den goldenen Mittelweg zwischen den Wünschen und Vorgaben von Verwaltung, Schule, Sportvereinen, Eltern und anderen zu finden. Da gehört manchmal eine große Portion Fingerspitzengefühl und Kompromissbereitschaft dazu. Vielleicht macht es vor diesem Hintergrund aus Sicht von Kommunen Sinn, aus dem Berufsbild des Schulhausmeisters einen eigenständigen Ausbildungsberuf zu machen.
Welchen Ratschlag geben Sie Ihrem Nachfolger mit auf den Weg, wenn er im Neubau seine Arbeit aufnimmt? Es ist aus meiner Sicht sehr wichtig, Vertrauen aufzubauen – zu den Schülerinnen und Schülern, zur Schulleitung, dem Kollegium und den Kolleginnen und Kollegen im Gebäudewirtschaftsamt. Das gilt auch für die Vereine und die Handwerker, die im Hause unterwegs sind für größere Arbeiten. Die Tätigkeit in dieser Schule hat zwar immer den Eindruck vermittelt, Einzelkämpfer zu sein und vieles allein machen zu müssen. Das ist aber keinesfalls so, der Eindruck täuscht.
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