Verstöße der MB-Szene sollen verstärkt geahndet werden / Ranger sollen ab 2023 folgen
BARSINGHAUSEN/DEISTER (fk). Auf einem Pressetermin beim Waldkater in Wennigsen wurde von der Region Hannover ein neues Aktionsprogramm für das Mountainbiking im Deister vorgestellt. Das Problem ist, dass Mountainbikerinnen und -biker aus ganz Nord- und Westdeutschland den Deister besuchen und dabei längst nicht nur die drei ausgewiesenen, legalen Trails in Richtung Wennigser Mark für ihre rasanten Abfahrten nutzen. Das sorgt für Ärger bei den Waldbesitzern, Wanderern und für Schäden in der Natur. Verbesserung bringen soll in der anstehenden Sommersaison eine Mischung aus Informationsangeboten, Anreizen zur Nutzung der legalen Trails, aber auch die verstärkte Ahndung von Verstößen. Das sieht ein Aktionsprogramm vor, dass die Region Hannover heute gemeinsam mit den Deisterkommunen Barsinghausen und Wennigsen, der Polizeiinspektion Garbsen, den Waldbesitzern und dem Mountainbike-Verein ,,Deisterfreun.de“ vorgestellt hat. „Es sind eine Menge Interessen betroffen und wir arbeiten an einem weiteren Schritt für eine Gesamtlösung, aber ohne Kontrollen wird es nicht gehen“, erklärt Christine Karasch, Umweltdezernentin der Region Hannover. Ende des Jahres soll laut Karasch das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie vorliegen, an deren Anschluss viele weitere Maßnahmen folgen sollen. Dazu soll auch die Etablierung von Rangern im Deister gehören.
Aber bereits in diesem Sommer wird es laut Sonja Papenfuß, Leiterin des Fachbereichs Umwelt der Region Hannover, schon einen Strauß von Maßnahmen geben, mit dem das Thema sehr konzentriert angegangen wird. Plan für die kommenden Monate: Von Juni bis August wird es immer wieder Kontrolleinsätze durch die Ordnungsämter der Deisterkommunen und der Region Hannover unterstützt durch die Polizei geben. Parallel setzen wir unsere Öffentlichkeitsarbeit im Netz, mit Flyern und einem weiteren Waldinformationstag am 3. September 2022 fort.
Die Region spricht von 60 bekannten illegalen Trails im Deister, aber nach Aussagen der Waldeigentümer dürfte die Zahl noch deutlich höher liegen. Die Deister Echo-Redaktion schätzt die Zahl der illegalen Trails auf mindestens 350 bis 400. Barsinghausens Bürgermeister Henning Schünhof differenziert zwischen den im Verein engagierten Mountainbikern und denen, die ihrem Sport entgegen des bestehenden Waldgesetzes illegal ausüben. „Radsport in legaler Form und mit gegenseitiger Rücksicht ist durchaus zu begrüßen“ so Schünhof, auch in Bezug für die Bedeutung des Tourismus in der Deisterregion. Die Waldbesitzer sprechen von den vielen Schäden, die durch das Anlegen und Befahren der illegalen Trails entstehen. „Das Fahren auf illegalen Trails ist in letzter Zeit explosionsartig gestiegen“, erklärt Christian Boele-Keimer von den Niedersächsischen Landesforsten, die rund ein Drittel des Waldes im Deister besitzen. „Mittlerweile fehlen durch die illegalen Trails auch die Rückzugsorte für die Wildtiere“, ergänzt Stefanie Schotte von den Klosterforsten. „Es wäre schön, wenn wir die unterschiedlichen Nutzungsinteressen unter einen Hut bringen könnten“, erklären die Waldbesitzer unisono. Aber der Optimismus der Waldbesitzer hält sich in Grenzen. ,,lm Vordergrund des polizeilichen Handelns steht weiterhin ein präventives Vorgehen und die Sensibilisierung der Bürgerinnen und Bürger“, sagt Maik Zilien, Leiter Einsatz in der Polizeiinspektion Garbsen. ,,Wir unterstützen die Region Hannover in ihrem Vorhaben, Verstöße nach dem Waldgesetz zu verfolgen. In diesem Zusammenhang werden durch das Anlegen von illegalen Trails mitunter auch Straftaten begangen, die polizeilich verfolgt werden. ,,Die illegalen Trails sind ein Problem“, sagt auch Mark Wolf vom Verein Deisterfreun.de. Es sei gut, Sportlerinnen und Sportler weiterhin über die Regeln zu informieren. ,,Wir haben aber als mittlerweile zweitgrößter Mountainbike-Verein Deutschlands in den letzten zehn Jahren in Zusammenarbeit mit dem Förster Frank Nüsser bewiesen, dass unsere legalen Angebote illegale Trails in seinem Revier verhindern können“ sagt Wolf. „Das Wichtigste ist es, genügend legale Trails anbieten zu können“ so Wolf weiter. Miteinander statt übereinander Reden könnte laut Wolf schon mal eine gute Basis sein.
Fotos: Krüger / ta