AKW Grohnde erhitzt nicht nur die Brennstäbe, sondern auch die Gemüter

Gestern hat das Forum für Politik und Kultur zusammen mit dem Historiker Bernhard Gelderblom in der Stadtsparkasse die Ausstellung „40 Jahre Schlacht um Grohnde“ eröffnet / Das Buch zum Thema ist ab Montag in Handel erhältlich

V.li.: Historiker Bernhard Gelderblom, Eckard Bretzke vom Forum und SSK-Pressesprecher Martin Wildhagen eröffnen die Ausstellung.

BARSINGHAUSEN (ta). in nur 30 Kilometern von Barsinghausen entfernt steht das Atomkraftwerk Grohnde und keiner scheint so richtig zu wissen, was passiert, wenn es dort zu einem ernsthaften Störfall kommt und wie man sich vor der Strahlung schützen kann. Im Zuge des beschlossenen Atomausstiegs soll es eigentlich in 2021 abgeschaltet werden, aber auch dieses Datum ist mit großer Unsicherheit behaftet, denn keiner weiß, welche rechtlichen Winkelzüge die Atomindustrie noch aus der Schublade zaubern könnte. Anlässlich des seit über 40 Jahren währenden Widerstands gegen das AKW an der Weser hat gestern das Barsinghäuser Forum für Politik und Kultur zusammen mit dem Historiker, Bernhard Gelderblom, in der Stadtsparkasse die Ausstellung „40 Jahre Schlacht um Grohnde“ eröffnet. Es sei eine ungewöhnliche Ausstellung zu einem zeitgeschichtlichen Thema, dem man als Anstalt öffentlichen Rechts gerne einen Platz einräume, erklärte Martin Wildhagen, Pressesprecher der Stadtsparkasse zur Begrüßung. „Der Kampf gegen die Atomkraft ist noch nicht abgeschlossen“, meinte anschließend Eckard Bretzke vom Forum in seiner Einleitung. Bretzke, der vor 41 Jahren selber gegen den Bau des Werks demonstrierte, betonte, Grohnde sei nun seit 34 Jahren am Netz, zunehmend störanfällig und es gäbe keinen Schutz gegen ein abstürzendes Flugzeug. Daher forderten lokale Initiativen und Kommunen in der Regionalkonferenz auch einen früheren Abschaltungstermin. Es sei eine Klage auf den Weg gebracht worden. Einen wirklichen Vorsorgeschutz für einen atomaren Ernstfall gäbe es genauso wenig, wie ein Konzept für die Endlagerung des Atommülls, so Bretzke, der kritisierte, dass auch die für Barsinghausen vorgesehenen Notfallpläne nicht einsehbar seien. „Es sollen Jodtabletten verteilt werden, aber die wirken nur, wenn sie fünf Stunden vor dem Einatmen der Wolke eingenommen werden“, erklärte Bretzke. Anschließend stellte Geschichtswissenschaftler Gelderblom die Dokumente und Fotos im Kontext der Auseinandersetzung bei der Errichtung des AKW den rund 30 Besuchern der Ausstellungseröffnung vor. Er selber hat den Protest vor Ort über viele Jahre begleitet. Ab dem kommenden Montag ist dann auch sein Buch „40 Jahre Schlacht um Grohnde“ in den Buchhandlungen zu haben.

Foto: ta