Veranstaltung der Siegfried-Lehmann-Stiftung ruft die Erfahrungen von Zeitzeugen eindrucksvoll in Erinnerung
BARSINGHAUSEN (ta). Anlässlich der 70. Jährung des Endes des 2. Weltkriegs hatte die Siegfried-Lehmann-Stiftung gestern Abend zu einer Veranstaltung in den Gemeindesaal der Mariengemeinde eingeladen. Anhand von historischen Dokumenten, persönlichen Aufzeichnungen, Fotos und Zeitungsartikeln riefen Stiftungsvorsitzender Klaus D. Richter, Dirk Hasselhof als Vertreter der Familie Lehmann, Stadtarchivar Eckard Steigerwald, Wolfgang Heins und die Barsinghäuser Jusos vor rund 70 Zuhörern die Erfahrungen damaliger Zeitzeugen in Erinnerung. Am 9. April 1945 erreichten die amerikanischen Truppen Barsinghausen. Unter ihnen war der gebürtige Barsinghäuser, Hans Lehmann, der Neffe von Siegfried Lehmann. Er hatte Medizin studiert, konnte aber als Jude seine Ausbildung in Nazi-Deutschland nicht vollenden. Deshalb emigrierte er bereits 1936 in die USA, absolvierte seine Examina, praktizierte als Arzt und kam schließlich als freiwilliger Kriegsteilnehmer in seine alte Heimat zurück. Hannover war kaum wieder zu erkennen, aber in Barsinghausen erkannte er rasch die vertrauten Straßen und Häuser. Kindheitserinnerungen stiegen in ihm auf und Hans Lehmann fragte sich, ob Mitglieder der Familie überlebt hatten. Ja – fünf Verwandte traf er an, der Grabstein des Vaters lag hingegen umgestoßen am Boden. Wie überall in Deutschland trafen auch in Barsinghausen Befreier und Befreite, überzeugte Nationalsozialisten, Mitläufer und Regimegegner aufeinander. Von wirklicher Aufarbeitung konnte im Frühjahr 1945 aber noch gar nicht die Rede sein.
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