Als die Straßenbahn noch nach Barsinghausen fuhr

Beim Frühlingsstammtisch vom Förderverein Besucherbergwerk werden Erinnerungen an die legendäre Linie 10 wach

IMG_6680BARSINGHAUSEN (ta). Der diesjährige Frühlingsstammtisch vom Förderverein Besucherbergwerk stand ganz im Zeichen der Straßenbahnlinie 10, die nicht wie heute in Hannover-Ahlem endet, sondern einst über Gehrden, Leveste, Langreder, Egestorf und Kirchdorf bis zum Kaiserhof in Barsinghausen fuhr. Mit freundlicher Unterstützung der Üstra hatte der Vereinsvorsitzende, Udo Mientus, einen detailreichen Vortrag über die Entwicklung der Personen- und Warentransportverbindung vorbereitet.

IMG_6672Die Außenlinie 10 wurde von 1894 bis 1953 betrieben, 1899 fuhr die erste Bahn nach Barsinghausen ein. Neben der Personenbeförderung erlangte sie vor allem für den Kohletransport vom Deister zu den energiehungrigen Betrieben in Hannover-Linden große Bedeutung. Die Strecke durch das malerische Calenberger Land war offensichtlich dermaßen anregend, dass ihr der Heimatdichter, Hermann Löns, ein Gedicht widmete. In den schneereichen Wintern von 1925 bis 1929 wurden sogar beschleunigte Wintersportzüge als Service angeboten. Bis in das Jahr 1939 dauerte eine Fahrt nach Barsinghausen 96 Minuten, während in die andere Richtung auch Hunderte von Kohle-Güterzügen pro Woche nach Hannover gelangten. Deisterkohle war aber nicht nur günstig für die Betriebe, sondern diente den Hannoveraner als Heizstoff und wurde auch bei einer Außentemperatur von über Minus 20 Grad Celsius transportiert. Nachdem der Üstra-Betrieb zum Ende des zweiten Weltkriegs völlig zum Erliegen gekommen war, dauerte es einige Jahre bis die Linie 10 wieder regelmäßig zwischen dem Hauptbahnhof Hannover und dem Barsinghäuser Zentrum hin und her pendelte. Ab 1953 wurde dann nur noch die Strecke bis Gehrden befahren. Besondere Berühmtheit erlangten die sogenannten Erdbeerzüge, die die reifen Früchte aus Egestorf in die Landeshauptstadt brachten. Für Udo Mientus gehört die Linie 10 sogar untrennbar zur eigenen Biografie. Als Kriegsflüchtling sei 1946 er mit seiner Mutter zum ersten Mal mit der Straßenbahn nach Barsinghausen gekommen, erinnerte sich der Vereinsvorsitzende.

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IMG_6676Foto: ta