Alter jüdischer Friedhof wird feierlich wieder eingerichtet

Nach erfolgter Sanierung soll die Stätte als Ort der Erinnerung dienen / Übergabe an die jüdischen Gemeinden / HAG und KGS übernehmen Patenschaft

IMG_8903BARSINGHAUSEN (ta). Es sei immer ein großer Moment, wenn alte jüdische Friedhöfe übernommen werden könnten, sagte der Präsident des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden in Niedersachsen, Michael Fürst, anlässlich der heutigen Wiedereinrichtung des alten jüdischen Friedhofes am Rande des Deisters. Die Fläche wurde in den vergangenen Monaten von der Barsinghäuser Beschäftigungsinitiative (BBI) umzäunt sowie mit einem sogenannten Lapidarium aus erhalten gebliebenen Steinen, einer Informationstafel und einem Eingangstor versehen und nun vom Präsident der Klosterkammer Hannover, Hans-Christian Biallas, an die jüdischen Gemeinden übergeben. Maßgeblich beteiligt waren auch der Historiker, Dr. Peter Schulze, sowie Stadtarchivar Eckard Steigerwald. Künftig werden das Hannah-Arendt-Gymnasium und die KGS-Goetheschule die Patenschaft für die historische Gräberstätte übernehmen und das Gedenken in den Unterricht mit einbinden. „Wir wollen das Bewusstsein für die Vergangenheit bei der jungen Generation wecken“, betonte Fürst, daher sei die Beteiligung der beiden Schulen sehr wichtig. Insgesamt betreuten die jüdischen Gemeinden über 200 Friedhöfe in Niedersachsen. „In unserem Glauben gibt es das Ewigkeitsrecht, also das Recht der Toten, unangetastet in ihrer Begräbnisstätte zu ruhen. Nun sind die alten Grenzen des Friedhofes wieder hergestellt und dieser damit für die Öffentlichkeit sichtbar“, sagte Fürst. Nachweislich lebten schon um 1700 Juden in Barsinghausen. Um 1800 wurde das Areal des Klosterforsts erstmals von der damaligen jüdischen Gemeinde als Friedhof genutzt; ab 1843 sind alle Bestattungen namentlich bekannt. Die letzte Bestattung fand 1912 statt. Schon 1909 wurde der Friedhof offiziell aus Gründen des Grundwasserschutzes geschlossen. Leider sei der Friedhof in der NS-Zeit nicht von Zerstörungen verschont geblieben, so Bürgermeister Marc Lahmann, der auch der Siegfried-Lehmann-Stiftung für die Finanzierung der Informationstafeln dankte. Die Geschichte des Friedhofes und damit auch die Erinnerung an die ehemalige jüdische Gemeinde in Barsinghausen hatte der ehemalige Geschichtslehrer des Ganztagsgymnasiums, Horst Schmidt-Grave, mit seinen Schülern im Jahr 1981 buchstäblich wieder frei gegraben. „So werden Schule und Geschichte miteinander verbunden“, betonte die kommissarische Leiterin des HAG, Silvia Bethe. KGS-Gesamtschulleiter René Ehrhardt wiederum bekräftigte, man werde die Erinnerung wachhalten. Hans-Christian Biallas von der Klosterkammer kündigte derweil an, die Rolle der eigenen Institution in der NS-Zeit neu beleuchten zu wollen. Das Gedenken an die Geschichte und Geschehenes sei aber auch für die Gegenwart wichtig, um falschen und undemokratischen Entwicklungen entgegenzuwirken, unterstrich Biallas.

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IMG_8897Foto: ta