Landesverband der jüdischen Gemeinden, Klosterforst und Klosterkammer sowie die Stadt wollen das Projekt bis November realisieren

V.li.: Dieter Hiller vom Klosterforst, Friederike Bock von der Klosterkammer, Bürgermeister Marc Lahmann und der Präsident der jüdischen Gemeinden Niedersachsen, Michael Fürst
BARSINGHAUSEN (ta). Der alte jüdische Friedhof oberhalb des Waldhofs soll endlich wieder in Schuss gebracht werden. Dazu haben sich der Dachverband der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen, die Stadt Barsinghausen sowie die Klosterkammer und der Klosterforst entschlossen. Die künftige Pflege des Friedhofes, der wahrscheinlich seit dem 18. Jahrhundert und bis 1909 genutzt wurde, werden dann die jüdischen Gemeinden übernehmen. Das sei wichtig, um die Erinnerung an das frühere jüdische Leben in Barsinghausen wach zu halten, sagt der Präsident des Landesverbands, Michael Fürst. In ganz Niedersachsen betreue man über 200 Friedhöfe, auch weil Begräbnisstätten im jüdischen Glauben eine große Bedeutung zukomme. Vor Ort in Barsinghausen seien noch einige schöne Grabsteine vorhanden, so Fürst, der zudem den Bau einer Mauer und die Etablierung einer Pforte ankündigte. Die Kosten hierfür werden die jüdischen Gemeinden tragen. Es wäre schön, wenn in Barsinghausen künftig eine Schule die Patenschaft für den Friedhof übernehmen könnte, schlägt Fürst vor. Das gesamte Projekt soll möglichst bis zum 5. November diesen Jahres vollendet werden. Während sich der Klosterforst bereits im Vorfeld um den Baumbestand gekümmert hat, wird die Barsinghäuser Beschäftigunginitiative der Stadt (BBI) für eine rund ein Meter hohe Holzumzäunung sorgen. Zudem wird die Stadt die Zuwegung mit Schotter herrichten. Bürgermeister Marc Lahmann begrüßt die Restaurierungsmaßnahme ebenso wie Friederike Bock von der Klosterkammer, die die Aufarbeitung des Unrechts in der NS-Zeit ausdrücklich betont. Stadtarchivar Eckart Steigerwald weist derweil darauf hin, dass eine Vielzahl der einst vorhandenen Grabsteine im Jahr 1938 zerschlagen beziehungsweise für Baumaßnahmen abtransportiert worden seien. Allerdings hätten sich 1981 einige Schüler des damaligen Ganztagsgymnasiums Barsinghausen auf Spurensuche begeben, so dass seither einige Fragmente noch im heutigen Hannah-Arendt-Gymnasium lagerten. Diese mit hebräischen Schriftzeichen versehenen Fragmente hat Steigerwald eingehend geprüft und sollen in den nächsten Monaten in die neue Mauer des Friedhofes eingebettet werden. Angeregt wird auch die Anbringung einer metallenen Tafel mit Namen der einstigen Bürger jüdischen Glaubens. Diese dürfte rund 10.000 Euro kosten, daher wird ab sofort nach potenten Sponsoren gesucht. Der Hannoveraner Historiker, Peter Schulze, der das gesamte Projekt für die jüdischen Gemeinden wissenschaftlich begleitet, würdigt die Restaurierungsmaßnahme als außergewöhnlich. Hier könnten künftig noch eine Informationstafel installiert werden sowie Führungen zu einer bemerkenswerten Stätte stattfinden, so Schulze.
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