REGION/DEUTSCHLAND (red).
„Dass man jetzt weniger Vögel sieht, ist eigentlich normal. Das hängt zum einen mit der Hitze zusammen, bei der sich die Vögel in kühlere Bereiche zurückziehen, an den Waldrand oder an Bäche. Zum anderen gibt es jetzt für sie weniger Nahrungsangebote in Gärten. Der Boden ist zu trocken, um z.B. Amseln mit Regenwürmern zu versorgen“, berichtet Naturschützerin Hannelore Owens. Sie sei jetzt aber des Öfteren angesprochen worden, warum man insbesondere keine Amseln mehr sähe, was sie zu einer Pressemitteilung über das Amselsterben veranlasst habe. „Die Naturschutzverbände erhalten derzeit viele Meldungen über das Amselsterben, da sich das Usutu-Virus wieder ausgebreitet hat. Zwischen Mai und November treten die meisten Todesfälle auf. Das aus Afrika stammende tropische Virus wird von Stechmücken auf die Vögel übertragen. Nach derzeitigem Wissensstand besteht für uns Menschen keine Infektionsgefahr“, sagt Owens. Im Jahr 2011 sei in Deutschland das erste Mal ein Massensterben von Amseln aufgetreten, die an dem Virus gestorben seien; danach erst wieder in den Jahren 2016 bis 2019.
„Um dieses Massensterben zu ergründen und die Symptome einer Usutu-Infektion besser kennen zu lernen, bittet auch der NABU die Bevölkerung um Unterstützung. Bis November kann man tote und kranke Amseln auch online über die NABU-Webseite (Link: www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/gefaehrdungen/krankheiten/usutu/usutu-melden.html) freigeschaltetes Meldeformular melden. Bislang bekannte Symptome einer Usutu-Infektion der Amseln sind ein apathisches Verhalten, sie scheinen keine Angst zu haben und machen keine Fluchtversuche, wenn man sich ihnen nähert; sie torkeln und haben ein im Kopfbereich zerzaustes Gefieder. Für die weitergehende Erforschung dieses komplexen Geschehens in Zusammenhang mit dem Usutu-Virus, aber auch im Hinblick auf weitere Ausbrüche importierter Krankheitserreger, untersucht das Tropeninstitut BNI in Hamburg verendete Vögel. Der NABU begrüßt dieses ausdrücklich und unterstützt das BNI mit den Erfassungen“, berichtet Owens, seit über 30 Jahren aktives NABU-Mitglied. „Beim Einsenden verendeter Amseln an das Labor sollte gemäß NABU Folgendes beachtet werden:
- Obwohl nach aktuellem Wissenstand keine Infektionsgefahr von den Vögeln ausgeht, wird zum Hantieren mit toten Vögeln das Verwenden von Handschuhen oder einer umgestülpten Plastiktüte sowie eine anschließende Händereinigung empfohlen.
- Tote Vögel direkt schicken an das
BNI Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin
Dr. Jonas Schmidt-Chanasit
Bernhard-Nocht-Straße 74
20359 Hamburg
Kontakt: Tel. 040-285380-862, Fax 040-42818-941 email: luehken@bnitm.de
- Für einen zügigen Versand und sichere Verpackung sorgen! Idealerweise die Vögel mit einem Tiefkühlakku versehen, gut gepolstert und wasserdicht verpackt versenden. In den Sommermonaten ist eine Isolation mit Styropor sinnvoll.
- Es empfiehlt sich besonders vor Wochenenden die Einsendung mit dem BNI oder den Untersuchungsämtern vorab telefonisch abzustimmen.
- Ist ein sofortiger Versand nicht möglich, müssen die Vögel bis zum Versand gut verpackt tiefgefroren aufbewahrt werden.
- Auf Verpackung den Schriftzug „Freigestellte veterinärmedizinische Probe“ anbringen.
- Sendung mit genauer Information zum Absender sowie zu Fundort (mit PLZ) und Funddatum.
- Leider können keine Versand und andere Unkosten erstattet werden. Wie zahlreiche Mitmenschen unterstützen Sie mit ihrer Zuarbeit jedoch die Erforschung des Usutu-Viren-Ausbruches tatkräftig!
- Die Untersuchung der eingesandten Vögel wird vom BNI kostenlos vorgenommen, und selbstverständlich erhält jeder Einsender vom BNI eine Rückmeldung über das Resultat der virologischen Untersuchung.“
„Auf seiner Webseite bittet der NABU um Unterstützung der wissenschaftlichen Untersuchung verendeter Vögel durch das Einsenden toter Amseln“. so Owens. „Es wäre wünschenswert, wenn viele dieser Bitte folgten, um damit einen ganz erheblichen Beitrag zur Forschungsarbeit zu leisten.“
Foto: NABU / Christoph Moning