Anwohner sprechen sich mehrheitlich für den Erhalt der Buchen am Schützenplatz aus

Von der Versammlung in Egestorf berichtet Frank Roth (Bündnis 90/Die Grünen) / Stadt bereitet wohl die Fällung des Baumbestands auf dem Spielplatz vor

EGESTORF (red). Wie können die Buchen gerettet werden? Fast alle anwesenden Anwohner sprachen sich gegen eine Fällung aus. Frank Roth hat das komplette Fachgutachten per Projektion vorgestellt und erläutert. Die im Gutachten vorgeschlagene Alternative zum Erhalt der Buchen entspricht den aktuellen Anforderungen des Artenschutzes und würde auch der Verschärfung durch die Klimakatastrophe. gerecht. Dazu kann die Vitalität der über 120 Jahre alten Bäume gestärkt werden durch notwendige ökologische Maßnahmen wie Bodenrekultivierung und Neuanpflanzungen von mehrjährigen Kräutern, Gebüsch und Jungbäumen. Die erkennbaren Krankheiten der Buchen sind nämlich durch Fehlbehandlungen und durch die Bodenverdichtung entstanden, wie an den Fotos im Gutachten deutlich zu erkennen ist: Nährstoffhaltiger Humus fehlt, der Boden ist so verfestigt, dass Regenwasser kaum einsickern kann und die Bäume monatelang durstig sind und ihre 400l pro Tag nicht verdunsten können. Darauf wiesen der NABU und ein sachkundiger Anwohner hin. Lebhaft war die Diskussion darüber auch deshalb, weil vor einigen Jahren durch massive Sparmaßnahmen der Stadt dieser Biotop zwangsläufig verkommen musste – die Schäden sind nicht zu übersehen! Ein Jammer um diese stolzen Bäume, die bereits den Kaiser Wilhelm begrüßt hatten.

Intensiv war natürlich auch die Diskussion um den Spielplatz – jetzt wenig benutzt, weil uninteressant. Lediglich die Sitzgruppe mit dem Tisch scheint noch eine gewisse Anziehungskraft zu haben. Eine Neueinrichtung mit Spielangeboten kann aber nur dann stattfinden, wenn die Buchen in einem neuen Pflanzenensemble ökologische Unterstützung haben und ihre Vitalität gestärkt ist. Deswegen wurde mehr für einen Spielplatz am Alternativstandort – am nahegelegenen Bolzplatz – gestimmt. Der steht sofort zur Verfügung, könnte auch mit Spielgeräten möbliert werden. Aber wieder kam hier die Diskussion um eine mögliche Abfalldeponie im Untergrund und dabei auch um eine mögliche Dioxin-Belastung durch Kieselrot auf. Es gab dazu aber keine konkreten Informationen. Diese Frage muss nun sowieso geklärt werden, ganz gleich ob mit Spielplatz oder ohne.

In den vergangenen Wochen gab es verschiedene Aktionen im Buchenhain: Künstlerisch Spannendes, wofür Kristina Henze auch den Beifall der Anwesenden bekam. Dann die verschiedenen Begehungen – auch durch die Naturschutzorganisationen, durch die Grünen und durch die Kinder der Ökostation, die sich Patenbäume ausgesucht haben. Allerdings hatte zweimal jemand die selbst gemalten Plakate der Kinder entfernt. Und ganz aktuell: Städtische Mitarbeiter haben vor wenigen Tagen begonnen, die Fällungen der Rotbuchen vorzubereiten! Die Rotbuche ist Leitbaum der europäischen Wälder, ist Baum des Jahres 2022! Schön, dass wir so viele davon im Gebiet Egestorf haben – z.B. als Ortsbild prägenden Buchenhain! Für einen Anwohner ist er reale Lebensqualität. Er möchte nicht erleben, wie die Beschädigungen weiter voranschreiten, indem wieder einzelne herausgenommen werden und die anderen dadurch Sonnenbrand und heftigere Windattacken zu ertragen haben. Schließlich hatten doch diese Buchen als Gesamtheit den Sturm Kyrill völlig problemlos überstanden! Es wurde auch darauf hingewiesen, dass es erhebliche Folgen bei Sturmwind für die Wohnhäuser unterhalb haben würde, wenn die Buchen fehlen. Frank Roth machte schließlich noch auf die fehlenden  Artenschutzprüfung aufmerksam – schon wird die Fällung vorbereitet und die Stadt hat es nachweislich unterlassen, sich um das erforderliche Artenschutzgutachten zu bemühen.

Das ist, nach Roth, ein typisches Verhaltensmuster aus vergangenen Zeiten, als Naturschutz noch verhandelbar, sekundär oder ignorierbar war. Für den Fall aktuell bevorstehender Fällungen müsste vor dem Verwaltungsgericht dagegen geklagt werden und mit einer einstweiligen Verfügung der Baumfrevel gestoppt werden. Derartige Eingriffe in die Natur sind eigentlich in bereits vorhandenen Gesetzen geklärt – Artenschutz und Ausgleichsmaßnahmen – aber der „schlampige Umgang“ damit, wie wir es auch bei der Kastanie in der Wilhelm-Hess-Straße leider erleben mussten – muss endlich aufhören: Naturschutz ist in Zeiten des unglaublichen Artenrückganges in Deutschland und angesichts der katastrophalen Folgen des Klimawandels neu zu verstehen und neu zu definieren. Damit könnte dann auch die neu gewählte Ratsversammlung mit neuen Maßstäben unsere aktuellen Naturschutzprobleme angemessen bewältigen. Und dann könnten auch 13 Buchen 20 Jahre weiterleben – so wünschte sich das  unsere Diskussionsrunde.

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