„Arbeitnehmer wollen mehr Autonomie bei der Arbeitszeit“

Zur Maikundgebung konnte der DGB-Ortsverband rund 120 Teilnehmer begrüßen / Aufgrund des Wetters wurde die Veranstaltung in den Saal der Mariengemeinde verlegt

V.li.: Ver.di-Vertreter Patrick Schreiner, DGB-Ortsverbandsvorsitzender Michael Pöllath und Bürgermeister Marc Lahmann

BARSINGHAUSEN (ta). Es war wohl ein Novum, dass die traditionelle Maikundgebung des DGB-Ortsverbands am heutigen Tag zum ersten Mal größtenteils in den Saal der Mariengemeinde verlegt werden musste. Trotzdem waren immerhin noch rund 120 Teilnehmer sowie Bürgermeister Marc Lahmann und Ver-di-Vorstandsmitglied Patrick Schreiner gekommen, die vom DGB-Vorsitzenden, Michael Pöllath, herzlich begrüßt wurden.

Mit Blick auf das diesjährige Motto zum Tag der Arbeit „Solidarität, Vielfalt und Gerechtigkeit“ betonte Pöllath, wenn Arbeit sich künftig wieder lohnen solle, seien Nachschläge bei der Lohnentwicklung – auch im öffentlichen Dienst – nötig. Gleichzeitig rückte er das Thema Arbeitszeit in den Fokus seiner Rede. Schon vor 128 Jahren, als der Tag der Arbeit erstmals in den USA begangen worden sei, sei es um den Kampf um den Acht-Stunden-Tag gegangen. Heute würde die Arbeitnehmerschaft vermehrt nach mehr Autonomie bei der Gestaltung der Arbeitszeit verlangen. Gerade weil hier intensive Auseinandersetzungen zu erwarten seien, gelte es Durchhaltevermögen an den Tag zu legen. Funktionierende Gewerkschaften seien da der beste Schutz vor Angriffen der Arbeitnehmer, so Pöllath. Kritik richtete er an den Bürgermeister, der die Streikaktion in der Abfallwirtschaft öffentlich gerügt hatte sowie an die Adresse einzelner Polizeibeamter, die bei der Streikaktion bei Federal Mogul den Arbeitnehmern die Zufahrt zum Werk in Barsinghausen hätten verweigern wollen. Gut sei hingegen gewesen, dass bei anstehenden Betriebsratswahlen in der Bundesrepublik trotz der Bemühungen der „reaktionären AfD“ kein Rechtsruck stattgefunden habe. Gleichwohl hätten der AfD bei Wahlen viel zu viele Menschen ihre Stimme gegeben, unterstrich Pöllath, der die Bezeichnung „Rechtspopulisten“ als viel zu harmlos für die AfD einstufte. Es müsse darum gehen, nicht zu spalten, sondern vielmehr die Solidarität in den Vordergrund zu stellen, wobei die Hautfarbe eines Menschen keine Rolle spielen dürfe. Immerhin sei die AfD-Fraktion im Barsinghäuser Rat dabei, sich immer weiter zu zerlegen, so Pöllath. Er rügte aber auch das Abstimmungsverhalten der CDU in Barsinghausen, die zusammen mit der AfD gegen die Aufnahme des Bündnisses „Barsinghausen ist bunt“ in den Präventionsrat gestimmt hatte. Dies sei für ihn ein Skandal, so der Gewerkschafter. „Sie schüren Angst, säen Hass, provozieren Gewalt und wollen den Keil der Spaltung in unsere Gesellschaft treiben“, so beschrieb auch Patrick Schreiner, Mitglied im Bundesvorstand von ver-di, die AfD. Dies dürfe nicht zugelassen werden, denn das Programm der Rechten komme einem Horrokatalog gleich und stelle einen Angriff auf Beschäftigte und Erwerbslose dar.

Dritter Redner war Bürgermeister Marc Lahmann, der den Tarifabschluss im öffentlichen Dienst als gutes Zeichen und angemessen bezeichnete, auch wenn dieser die Kasse der Stadt belaste. Auch der Verwaltungschef warnte vor dem Hochkommen radikaler Parteien in Europa. Er betonte, die Europäische Union sei Garant für Frieden in Europa und müsse dies auch bleiben. An die Adresse der Gewerkschaften appellierte Lahmann, diese müssten sich wegen der fortschreitenden Digitalisierung der Zukunft stellen, um die breite Basis zu erhalten. Es könne auch nicht angehen, dass manche Arbeitnehmer nicht ohne staatliche Transferleistungen leben könnten, während in den Manageretagen der großen Wirtschaftskonzerne die Gehälter immer maßlosere Dimensionen erreichten. Zum städtischen Präventionsrat sagte Lahmann, man wolle die Arbeit hier effektiver machen, daher sei die Stadt für eine Entpolitisierung eingetreten. Umrahmt wurde die Maikundgebung von musikalischen Beiträgen von Stefan Basler sowie Eva Wischniewski, Lukas Köpsel und Steffen Freitag, während die Gewerkschaftsmitglieder die Teilnehmer im Außenbereich mit Leckereien vom Grill und Getränken versorgten.

Foto: ta