Archäologen entdecken eisenzeitliche Kultanlage, ein Gräberfeld und Siedlungsspuren

Die Funde stammen vom Bereich des künftigen Gewerbegebietes am Calenberger Kreisel / Ausstellung im Rathaus geplant

BARSINGHAUSEN (ta). Barsinghausens Frühgeschichte wird in diesen Tagen weiter aufgehellt. Im Rahmen der baulichen Erschließung des künftigen Gewerbegebietes „Calenberger Kreisel“ finden seit Mitte Januar und noch bis Ende Juni unter der Federführung von Dr. Friedrich-Wilhelm Wulf vom Landesamt für Denkmalpflege und Grabungsleiter Christoph Kutz archäologische Untersuchungen statt.

An dieser Stelle seien vorher keine Funde bekannt gewesen, gleichwohl habe man von Anfang an mit etwas gerechnet, so Wulf, denn auch bei vorangegangenen Grabungen in Bantorf und Groß Munzel seien ja schon Relikte aus der Vergangenheit ans Licht gekommen. Erste Siedlungsspuren im nördlichen Deistervorland seien auf 7000 vor Christus datiert worden. In späteren Zeiten habe Barsinghausen dann an einer ausgesprochenen Handelsroute gelegen. Nachgewiesen sei auch, dass es hier ab zirka 3000 vor Christus eine regelrechte Siedlungskammer gegeben habe. Dies hänge zum einen mit dem sehr fruchtbaren Lehmboden als auch mit dem Vorhandensein von Gewässern und Bächen zusammen. Darum sei es auch nicht überraschend gewesen, dass man bei den aktuellen Grabungen auf Siedlungsspuren gestoßen sei. Zunächst wurde der betreffende Bereich vorübergehend aus der Gewerbegebietserschließung herausgenommen, anschließend seien mehrere vier Meter breite und 250 Meter lange „Suchgräben“ angelegt worden. Zu Tage kamen rund 100 Befunde.

Dazu zählen bis jetzt Pfosten von Wohnbebauungen, die offensichtlich unter friedlichen Lebensbedingungen wieder aufgegeben wurden, eine kreisrunde und auf die Winter- und Sommersonnenwende ausgerichtete Kultanlage, ein nahes Gräberfeld mit 22 Brandschüttungsgräbern und sogar eine Urne.

Am Mittelpunkt der historischen Kultanlage stand ein Holzpfahl, dessen Umrisse noch heute im Boden erkennbar sind.

Es habe sich um eine bäuerliche Siedlung gehandelt, die wahrscheinlich aus der Eisenzeit vor Christi Geburt datiere und die dann relativ schnell wieder aufgegeben worden sei, so Wulf. Völlig unsicher sei, wie viele Menschen hier einst gelebt hätten. Während die gefundenen Knochen über die Lebensumstände, die Ernährung, das jeweilige Alter und Krankheiten der damaligen Siedler Aufschluss geben würden, kümmere sich die Landesbehörde auch um die Archivierung, die Überführung der Funde ins Landesmuseum sowie um die Erstellung einer Datenbank.

Erstellt würden zudem Zeichnunge und Fotos, die die Stadt Barsinghausen als Untere Denkmalschutzbehörde erhalte. Geplant sei zudem eine dokumentierende Ausstellung im Rathaus. Und wie Grabungsleiter Christoph Kutz erklärte, habe man neben den Funden aus der Eisenzeit auch Spuren aus der Neuzeit freigelegt. Dazu zählten Straßengräben entlang der Verbindung von Barsinghausen zur alten Heerstraße und ein Schäfergebäude aus dem Jahr 1720. Für die Stadt sind die Grabungen und archäologischen Erfolge durchaus mit einem lachenden und einem weinenden Auge verbunden. Zum einen muss die Kommune die Kosten für die Untersuchungen in Höhe von rund 500.000 Euro selber tragen. Zum anderen ermöglichten die Funde aber auch einen aufschlussreichen Blick in die Barsinghäuser Geschichte, unterstrich der 1. Stadtrat, Thomas Wolf. Barsinghausen sei offensichtlich schon früher ein sehr beliebter Platz zum Ansiedeln gewesen. Außerdem informierten Baudirektor Tobias Fischer und Fachdienstleiter Florian Jürgens über die weitere Erschließung des 95.000 Quadratmeter großen Gewerbegebietes. Im kommenden Monat beginne die Ausschreibung für die Einzelflächen, die dann im September ende. Schon jetzt hätten 14 Gewerbebetriebe ein sehr konkretes und zwei Betriebe ein mögliches Interesse für die 16 unterschiedlich großen Teilflächen bekundet.

Foto: ta / Stadt (1)