Auf Messers Schneide: Recken ringen Flensburg nieder

HANNOVER-BURGDORF (red).

9900 Zuschauer in der ausverkauften ZAG-Arena feierten nach dem Abpfiff für eine nicht enden wollende Party. Im bisher nervenaufreibendsten Spiel der Saison kämpfte die TSV Hannover den hohen Favoriten SG Flensburg-Handewitt mit 31:30 (15:15) nieder und bleibt punktgleich hinter der MT Melsungen auf Platz zwei der Tabelle. 44 Sekunden vor Schluss gelang Justus Fischer der Siegtreffer und mit der Sirene entschärfte Joel Birlehm den letzten direkten Freiwurf der Gäste. Über 60 Minuten brachte die Mannschaft von Christian Prokop eine unglaubliche Energie auf die Platte und kompensierte so den Ausfall ihres verletzten Spielmachers Marian Michalczik. „Dafür spielt man Handball“, sagte Birlehm. „Man kann das kaum in Worte fassen“, ergänzte Hannes Feise am Hallenmikro.

Schon vor dem Spiel war es unfassbar laut. Der wurde in den ersten Minuten noch lauter, denn die Recken erwischten einen Traumstart: Flensburg blieb viermal ohne Torabschluss, Justus Fischer, Marius Steinhauser und Lukas Stutzke stellten auf 3:0. Dann war der Favorit im Spiel. Es war nicht übersehbar: ohne Michalczik fehlten die Ideen. Nach neun Minuten ohne Treffer glich Vincent Büchner zum 5:5 aus. Die SG bot mit technischen Fehlern einiges an, Hannover nutzte das aber nicht. Stutzke verfehlte das leere Tor, Thomas Solstad ballerte ebenso wie Renars Uscins vorbei. So hieß es nach 19 Minuten 7:9. Dem Spiel der Gastgeber fehlten Überzeugung und die Unterstützung aus dem Tor. In der 23. Minute nahm Prokop die zweite Auszeit. Der eingewechselte Simon Gade entschärfte danach zwei Bälle und hauchte seinen Vorderleuten wieder Energie ein. Büchner glich zum 11:11 (26.) aus. Die Partie wurde zum Wettschießen. Durch die Urgewalt von Vlad Kulesh ergaben sich Räume für Uscins. Das 15:15 zur Pause hochverdient.

Mit Vollgas ging es nach dem Wechsel weiter. Jetzt legte Hannover vor. Steinhauser vollendete einen Gegenstoß hinter dem Rücken zum 21:19 (37.) und brachte die Fans zum Toben. Mit der Führung überdrehten die Recken leider. Zehn Minuten nach der Pause wäre ein guter Zeitpunkt für eine Auszeit gewesen, die nahm dafür die SG. Hannover fand als erster wieder in den Rhythmus und legte zum 25:23 (45.) vor. Mit Martin Hanne und Solstad waren frische Kräfte gekommen, die für Impulse sorgten. Mit 27:26 ging es in die letzten zehn Minuten. Im Tor wieder mit Birlehm. Ein technischer Fehler schenkte Flensburg das 28:28. Die Schlussphase war danach Herzinfarkthandball – vor allem die letzten zwei Minuten: Jonathan Edvardsson vergab, Birlehm bügelte aus und Justus Fischer sorgte für die Explosion der Gefühle.