Aus Barsinghausen nach Namibia

Seit September absolviert die 19-jährige Denise Rott ihren Freiwilligendienst beim Roten Kreuz in Namibia

Denise Rott aus Barsinghausen mit Schulkindern aus Eenhana

BARSINGHAUSEN (red). Wenn Sie an Namibia denken – was kommt Ihnen dann zuerst in den Sinn? Steppe, Armut, eine ehemalige deutsche Kolonie, deren heutige Hauptstadt Windhoek ist. Und weiter? Wer das afrikanische Land zuvor noch nie selbst bereist hat, hat zumeist keine genaue Vorstellung von Namibia. Viel mehr wusste Denise Rott auch nicht, bevor sie sich dazu entschloss, ihren Freiwilligendienst beim Roten Kreuz in Namibia zu absolvieren. In Afrika war sie zuvor noch nie, wusste nur, was sie aus den Medien kannte – und die zeigten ihr vor allem Bilder aus einem unterentwickelten Land mit vielseitiger Natur. Mit dem Projekt weltwärts ist die Hannoveranerin seit September 2016 in Eenhana, einer Stadt in Nordzentralnamibia, und organisiert dort Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche.

Vorbereitung auf Namibia
„Mir war schon seit langer Zeit klar, dass ich gerne meinen Freiwilligendienst im Ausland leisten möchte“, erklärt die 19-Jährige Rott, die im Sommer vergangenen Jahres ihr Abitur machte. Aufgrund der spannenden Projektbeschreibung und der breiten Länderauswahl fiel ihre Entscheidung auf das Projekt weltwärts. Als Vorbereitung auf ihren Auslandsaufenthalt absolvierte Rott ein einwöchiges Seminar in Münster, in dem sie viel über das Rote Kreuz, die Arbeit des Roten Kreuzes in Namibia sowie die Kultur und Geschichte des Landes lernte. „Das Vorbereitungsseminar war für mich eine große Hilfe, um gut auf mein Projekt vorbereitet zu sein. Außerdem sind gerade auch viele meiner Freunde im Ausland und wir unterstützen uns gegenseitig, tauschen Erfahrungen aus“, berichtet Rott.

Die ersten Wochen
Anfang September ging es dann für Denise Rott mit dem Flieger nach Namibia. Mehr als zwölf Stunden Flug von Frankfurt über Johannesburg nach Windhoek, dann noch einmal mit dem Bus mehrere Stunden lang bis nach Eenhana, einer kleinen Stadt im heißen Norden des Landes mit circa 5.600 Einwohnern. Eenhana ist seit 1992 Hauptstadt und Verwaltungssitz der Region Ohangwena. „Gemeinsam mit weiteren Freiwilligen des DRK lebe ich hier in einer Art Dorfgemeinschaftshaus“, berichtet Rott nach ihrer Ankunft vor Ort. Dort hat jeder sein eigenes Zimmer – für viele etwas ganz normales, in Namibia jedoch ein schon fast ungewöhnlicher Luxus. Die Unterkunft liegt auf einem großen Gelände, auf dem auch die University of Namibia und ein Radiosender ihren Sitz haben. „Es gefällt mir hier immer besser, mittlerweile fühle ich mich schon komplett zuhause. Am Anfang war es schon sehr ungewohnt hier auf den Straßen. In Eenhana gibt es kaum Personen mit heller Haut, es war ungewohnt für die Menschen. Sie haben mich auf der Straße interessiert angesehen“, fasst Rott die Eindrücke aus den ersten Tagen zusammen. Mittlerweile hätten sich aber alle an sie gewöhnt und grüßten äußerst nett, wenn sie ihr begegnen.

Eigene Projekte gestalten
Durch Gespräche fand Denise Rott dann auch heraus, wie sie vor Ort das Angebot erweitern könnte, denn ihre Aufgaben und Projekte durfte sie frei gestalten. Und so entstand schnell eine Projektidee: „Ich habe mich schon in Deutschland sehr für Sport interessiert. An den Schulen hier findet oft kein Sportunterricht statt, stattdessen wird lieber noch ein Test in Mathe geschrieben. Ich finde Sport aber wichtig für die Entwicklung.“ Nun gibt sie mit anderen Freiwilligen Sportunterricht an einer Grundschule und zwei weiterführenden Schulen. Nachmittags betreibt sie an drei Tagen in der Woche einen Volleyball-Club für Mädchen. An den anderen zwei Tagen ist Rott an einer Schule für gehörlose Kinder und spielt einfache Spiele mit ihnen. Materialien und Geräte für den Unterricht gibt es kaum, für die Spiele steht lediglich ein Sandplatz zur Verfügung. Doch das ist für Rott zweitrangig, ihr Ziel ist ein anderes: „Einerseits sollen die Kinder Teamfähigkeit lernen und neue Freundschaften knüpfen, andererseits sollen sie Spaß haben und ihren Alltag vergessen, denn der ist hier nicht immer einfach. Der Sport gibt ihnen die Möglichkeit, selber der Star zu sein und alles für einen Moment zu vergessen.“ Zusätzlich zu den Sportkursen gibt die Hannoveranerin Erste-Hilfe-Kurse für Mitarbeiter von örtlichen Firmen und trägt so dazu bei, dass die Menschen vor Ort im Notfall selbst ihren Mitmenschen bis zum Eintreffen der Sanitäter helfen zu können. In Eenhana selbst gibt es ein Krankenhaus. „Doch hier besitzt fast niemand Erste-Hilfe-Kenntnisse“, berichtet Rott.

Ein neues Bild
Rückblickend stellt Rott schon nach den ersten Wochen fest, dass ihre ursprüngliche Vorstellung von Namibia so in der Realität keinen Bestand hat: „Ich hatte ein komplett falsches Bild. Es gibt in meiner Stadt drei Supermärkte, überall Wasserhähne und die Menschen sind total offen und aufgeschlossen.“ Die alltäglichen Dinge, die sie aus Deutschland gewohnt ist, kommen ihr nun wie Luxus vor: Eine Dusche mit fließend Wasser, eine Waschmaschine, ständig verfügbares Internet. All das ist in Namibia eher eine Besonderheit. Bis zum Ende ihres Freiwilligendienstes im August will Rott noch einige weitere Projekte aufbauen, beispielsweise eine Malstunde für Grundschulkinder oder einen Aufklärungskurs über HIV/Aids und Schwangerschaften für Jugendliche. „Und zurück in Deutschland will ich mich dann weiter für das Rote Kreuz engagieren – denn es gibt so viel mehr Betätigungsfelder als nur die Blutspende oder den Schulsanitätsdienst“, legt sich die Hannoveranerin fest. Mehr die Erfahrungen von Denise Rott in Namibia lesen Sie in ihrem Blog unter
www.oneyearnamibia.wordpress.com