Ausnahmen in Corona-Zeiten: Extrawurst für die Fußball-Bundesliga und die Alten bleiben in der Isolation?

Zum Thema hat sich Jutta Ehlers in einem Leserbrief ihre Gedanken gemacht

BARSINGHAUSEN (red). „Es geht um das hohe Gut des menschlichen Miteinanders. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie jemand, der derzeit Verantwortung in einem Bundesliga-Fußballverein trägt und sich für eine Saison mit Geisterspielen einsetzt, als alter oder pflegebedürftiger Mensch von seiner Kontaktperson abgeschnitten wird. Weil ich mir das von keinem Menschen vorstellen möchte. Weil das eine Katastrophe ist, die Lebensqualität des Menschen wäre ganz und gar dahin. Die Persönlichkeiten, die alt sind und professionell gepflegt werden, haben ein großes menschliches Potential, das es wert ist, erlebt zu werden, von möglichst vielen erfahren zu werden. Es wäre für den Zusammenhalt der Gesellschaft hilfreich, wenn Funktionäre oder GeschäftsführerInnen aus Bundesliga-Vereinen sich am Beispiel eines Elternteils oder anderer alter Menschen davon überzeugen würden. Ein weiterer Lösungsansatz, um das Gerechtigkeitsgefühl innerhalb der Gesellschaft nicht weiter zu strapazieren, wäre unverzüglich Win-Win-Situationen im ökonomischen Bereich zu schaffen. Fast systemrelevante Vereine und große Player tragen Mitverantwortung für die Gesellschaft und sind somit gleichsam verpflichtet, über die ihnen im Sportbereich zur Verfügung stehenden Mittel und Netzwerke alles Denkbare in Bewegung zu setzen und in der derzeitigen Lage für sozialen Frieden zu sorgen. Wenn es nach überwiegender Meinung der Bevölkerung (nicht repräsentativ) in der derzeitigen dramatischen Gesundheitslage für Geisterspiele keine Ausnahme bei den Kontaktbeschränkungen geben soll, ….  so gibt es sie doch, diese Ausnahme. Warum gibt es sie beispielsweise beim Besuchsrecht in Pflegeheimen nicht? Was könnte sie für gesellschaftliche Auswirkungen haben? Sind sich die jeweils Verantwortlichen beim Fußballsport ihrer „Extrawurst“ bewusst und „unterschreiben“ sie die möglichen Folgen? Ich wünsche mir mehr Übersicht im allgemeinen sowie zunächst die Bereitschaft zum genauen Hinsehen und -fühlen. Fingerspitzengefühl beim Abwägen der Nöte und Defizite ist nötig. In jedem Bereich unserer Gesellschaft gibt es Reichtum und Weisheit.“

Jutta Ehlers von den „Farbhexen“

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