Barsinghäuser Senioren besuchen die Werkstatt der Lebenshilfe Seelze

Teilhabe statt Ausgrenzung

BARSINGHAUSEN/SEELZE (red). Das Seniorenbüro hatte zum Besuch der Behindertenwerkstätten Lebenshilfe in Seelze eingeladen, wobei die  Barsinghäuser  mit einem Charterbus anreisten. Sie wurden von dem Werkstattleiter Jens Künzler  freundlich begrüßt und umfassend informiert. Diese Einrichtung besteht seit 50 Jahren und wurde von Pastor Schwartz, Wunstorf gegründet. Sie bietet Menschen mit Behinderung die Möglichkeit der Teilhabe am Arbeitsleben. Bei über 500 Mitarbeitern – mit und ohne Behinderung –  ist sie  der zweitgrößte Arbeitgeber in Seelze. Man versteht sich als qualifizierter Dienstleister,  ist nach ISO 9001 zertifiziert. In den Werkstätten wird fleißig gearbeitet, dabei ein  Jahresumsatz von 24 Millionen Euro erwirtschaftet. Die Continental und andere bedeutende Unternehmen zählen zum Kundenkreis. Doch der wirtschaftliche Aspekt ist nur die eine Seite, noch wichtiger: die hier Beschäftigten erfahren eine neue  Wertschätzung und fühlen sich als vollwertige Mitglieder der menschlichen Gemeinschaft zugehörig. Die Barsinghäuser wurden durch die einzelnen Werkstätten geführt und konnten interessante  Eindrücke sammeln. Sie besichtigten  eine modern eingerichtete Tischlerei, in der  hochwertige Funktionsmöbel hergestellt werden. Hier sind Menschen mit und ohne Behinderung tätig. Eine Industrienäherei schloß sich an, wo ausgebildetes Personal an den Nähmaschinen sitzt und in Verbindung mit den Anzulernenden Artikel für den medizinischen Bereich fertigt. Die Besucher waren sehr  beeindruckt  von dem behutsamen Umgang mit den  behinderten Mitarbeitern – es herrschte ein freundliches Miteinander. Der Besuchsgang führte auch in den Garten- und Landschaftsbau „Lebens-Grün“. Für zahlreiche Firmen aus der Region werden Arbeiten wie Rasen- und Beetpflege, Strauchschnitte und Baumfällungen fachgerecht durchgeführt. In der Gartenanlage sind neben div. Pflanzungen auch tropische Gewächse, wie z.B. Bananenstauden zu sehen. Die Schlosserei mit ihrer   umfangreichen Maschinenausstattung ist ein Vorzeigebetrieb. Auf  modernen Drehbänken werden für die Industrie Präzisionsteile hergestellt. Als anerkannter Schweißfachbetrieb können hochwertige Schweißarbeiten ausgeführt werden. Ein besonderes Augenmerk gilt dem Ausbildungszentrum. Neuzugänge werden hier getestet, um herauszufinden, für welche Tätigkeit sie sich eignen. Es werden folgende Fachbereiche angeboten: Hauwirtschaft, Garten- und Landschaftbau, Holzverarbeitung, Metallverarbeitung, Industriemontage und Verpackung. Abschließend waren noch die Wäschereien zu besichtigen, wobei die kleinere   Anlage nur die hauseigene Wäsche behandelt. In der großen Wäscherei kümmert man sich um die Industriekundschaft und  um Privatkunden. Die LWs besetzt auch Außenarbeitsplätze und arbeitet mit namhaften Firmen aus der Region zusammen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Großküche, die täglich mehr als 1000 Essen für Betriebe, Schulen und Kindergärten kocht. Beeindruckend: in der  neu errichtete Halle 4  werden Menschen mit besonders schweren Behinderungen betreut und begleitet. Wie der Leiter, Herr Künzler erläuterte, sind die Menschen mit Behinderung unterschiedlich in die Arbeitsprozesse eingebunden. Je nach Veranlagung werden leichtere und schwierigere Arbeiten ausgeführt.  Auch das Hinbringen einzelner Teile von A nach B kann schon eine Leistung sein. Und so werden alle hier tätigen Menschen anerkannt und entlohnt,  natürlich auch leistungsbezogen. Jeder erhält am Monatsende seinen Lohn und hat das Gefühl, respektiert und  gebraucht zu werden. Wie verlautete, werden  Ferienfreizeiten abgehalten, an denen sich Menschen mit und ohne Behinderung beteiligen, ein guter Beitrag zur Zusammengehörigkeit. Auch der Sport ist ein wichtiges Element, mit Teilnahme an den Special Olympics,  zahlreiche Pokale sind in einer Vitrine im Eingangsbereich besichtigen. Die Besuchergruppe  war sehr beeindruckt und berührt von dem, was sie gesehen hatte. Ihr Verständnis für behinderte Menschen in unserer Gesellschaft ist sicherlich gewachsen. Man versteht, dass ein Ausgrenzen behinderter Menschen der falsche Weg ist und eine wie immer geartete Teilhabe am Arbeitsleben und Miteinander sinnvoller ist. Durch die Arbeit erfahren die Betroffenen Selbstbestätigung, Selbstständigkeit ,soziale  Anerkennung und das Leben in Gemeinschaft.

Foto: privat