„Barsinghausen verliert heute ein Stück Buntheit“

Falkenkeller feiert mit ehemaligen Betreibern und Unterstützern eine gelungene Abschiedsparty / Nach 22 Jahren Betrieb wurde der autonom betriebene Jugendraum heute geschlossen

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BARSINGHAUSEN (ta). Das Kapitel freier Jugendraum „Falkenkeller“ wurde heute nach 22 Jahren Betrieb vorerst geschlossen. Aber, so bat der ehemalige Aktive des Thekenteams, Hanno Bruchmann, man sollte eine neue Generation von Jugendlichen, die etwas Ähnliches aufbauen wollten, bei ihrem Projekt unterstützen. Vor dem „Keller“ in der Wilhelm-Stedler-Schule hatten unter anderem Bruchmann und Lea Steinert eine Ausstellung über 22 Jahre Falkenkeller sowie ein kleines Büffet organisiert. Rund 50 Ehemalige des autonomen Jugendzentrums und deren Unterstützer blickten mit etwas Wehmut auf die zahlreichen Aktivitäten und Veranstaltungen zurück und gaben sich zugleich kämpferisch. Bruchmann dankte insbesondere den zahlreichen Personen aus den verschiedenen Keller-Generationen, die den Jugendraum entscheidend mitgeprägt hätten. Anders als häufig dargestellt, sei der Falkenkeller nicht nur (ein nötiger) Störenfried der öffentlichen Ordnung, sondern vielmehr ein Raum für politische und soziale Initiativen gewesen. Darüber hinaus habe das wechselnde Thekenteam stets vielfältige Angebote für Jugendliche, wie Filmabende, Konzerte, Spieleabende, Ferienpassaktionen, Diskussionsveranstaltungen und nicht zuletzt das musikalische Jugendfestival „Rock im Grass“, organisiert. Bruchmann erinnerte aber auch an die permanenten Übergriffe aus der rechten Szene, die zum Teil mit körperlicher Gewalt, Drohungen gegenüber Falkenkellerleuten und der Verwüstung des Kellers verbunden gewesen seien. Leider habe die Polizei den Grund für die Auseinandersetzungen zumeist beim Falkenkeller gesucht, obwohl dieser sogar für seine antifaschistische Arbeit mit einem Bundespreis ausgezeichnet worden sei. Mit der Schließung des Kellers verliere Barsinghausen ein Stück Buntheit, trotzdem bleibe der Kampf gegen rechte Tendenzen wichtiger denn je, betonte Hanno Bruchmann. Die weiteren Redner, Sybille Bruchmann-Busse von der SPD, Ingo Arlt vom Bündnis „Barsinghausen ist bunt“ und Helmut Steinert (SPD) lobten die Leistungen des Falkenkellers als beeindruckend. Der Jugendraum sei eine gute Schule für Demokratie und Selbstinitiative gewesen. Kleine Anekdote am Rande: Bei den Vorbereitungen für die Abschiedsparty mussten erstmal mehrere Weihnachtsbäume aus dem Weihnachtsdorf entsorgt werden. Nach der Schließung des Weihnachtsdorfes hatten entweder die IG Weihnachtsdorf oder die Stadt die Bäume im zu der Zeit nicht mehr betriebenen Falkenkeller deponiert und dann sich selbst überlassen. Eine umfassende Chronik über 22 Jahre Falkenkeller wird es Ende des Jahres geben.

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Foto: ta