Die Veranstaltung findet am 4. Februar um 18 Uhr im Zechensaal statt
BARSINGHAUSEN (red). Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg, Nationaltorhüterin Almuth Schult, die Vizepräsidentin für Frauen- und Mädchenfußball im Deutschen Fußball-Bund, Hannelore Ratzeburg, und Niedersachsens erste Nationalspielerin Christel Klinzmann sind die prominenten Ehrengäste, die der Niedersächsische Fußballverband bei seinem 9. Krombacher Jahresempfang in Barsinghausen empfangen wird. Am Dienstag, 4. Februar, bittet zunächst NFV-Pressesprecher Manfred Finger Ratzeburg und Klinzmann zum Gespräch, ehe Christoph Dannowski, Redakteur der in Hannover erscheinenden Neue Presse, den Talk mit Voss-Tecklenburg und Schult moderiert. Die Veranstaltung mit den vier herausragenden Vertreterinnen des deutschen Frauenfußballs beginnt um 18 Uhr im Zechensaal des Besucherbergwerks Barsinghausen. Martina Voss-Tecklenburg hat in ihrer Karriere schon fast alles erreicht, wovon eine Fußballerin träumen kann. Die 52-Jährige aus Straelen bei Duisburg wurde in ihrer 20 Jahre währenden Laufbahn als aktive Fußballerin mit KBC Duisburg, TSV Siegen und FCR 2001 Duisburg sechs Mal deutsche Meisterin und vier Mal deutsche Pokalsiegerin. Mit der DFB-Auswahl gewann sie vier Europameisterschaften und die Vize-Weltmeisterschaft 1995. Sie trug 125 Mal das Trikot mit dem Bundesadler und liegt in der Liste der deutschen Rekord-Nationalspielerinnen auf Rang 14. 1996 und 2000 wurde Voss-Tecklenburg zur Fußballerin des Jahres gewählt. Sie ist Trägerin des Silbernen Lorbeerblattes, der höchsten verliehenen sportlichen Auszeichnung der Bundesrepublik Deutschland. Sie sitzt im Aufsichtsrat von Fortuna Düsseldorf und wurde 2019 als Gründungsmitglied in die Hall of Fame der Fußball-Frauen des Deutschen Fußball-Bundes aufgenommen. Mehr geht kaum. In ihrer Karriere als Trainerin kann Martina Voss-Tecklenburg zwei deutsche Pokalsiege mit dem FCR 2001 Duisburg vorweisen, mit dem sie 2009 auch den UEFA-Women`s-Cup gewann. Außerdem führte sie die Frauen-Nationalmannschaft der Schweiz 2015 zur Weltmeisterschaft und 2017 zur Europameisterschaft.
Ende 2018 trat sie als Nachfolgerin von Interimscoach Horst Hrubesch das Amt der Bundestrainerin beim DFB an und ist damit nach Gero Bisanz, Tina Theune, Silvia Neid, Steffi Jones und Hrubesch erst die sechste Person, die für die Nationalmannschaft verantwortlich ist. Unter ihrer Regie gab es in bisher 13 Spielen mit 49:6 Toren elf Siege bei je einem Unentschieden und einer Niederlage. Bitter die einzige Niederlage (1:2), die im Juni des vergangenen Jahres im Viertelfinale gegen Schweden bei der WM in Frankreich zum vorzeitigen Aus für Deutschland führte. Umso überzeugender hingegen das bisherige Auftreten in der Qualifikation zur Frauen-Europameisterschaft 2021 in England. Nach vier Spielen führt Deutschland mit zwölf Punkten und 31:0 Toren souverän die Tabelle der Gruppe I an. Almuth Schult hat am 29. Juni 2019 bei der WM in Frankreich gegen Schweden ihr letztes Spiel bestritten und inzwischen eine Babypause eingelegt, doch dies soll nicht das Ende ihrer großartigen Karriere bedeuten. Die Torhüterin, die in wenigen Tagen ihren 29. Geburtstag feiert, will nach der im Frühjahr erwarteten Geburt ihres ersten Kindes noch einmal angreifen und sowohl in der Nationalmannschaft als auch beim VfL Wolfsburg ihren Stammplatz zurückerobern. 1991 geboren in Dannenberg und aufgewachsen auf dem elterlichen Bauernhof in Lomitz, begann „Alma“ bereits im Alter von fünf Jahren beim FC Samtgemeinde Gartow mit dem Fußballspielen. Auf ihr außerordentliches Talent wurde auch der Niedersächsische Fußballverband schnell aufmerksam und bat die Torhüterin im Alter von 13 Jahren zum ersten Training in die NFV-Sportschule nach Barsinghausen. „Almuth konnte schon in jungen Jahren ein Spiel lesen und von hinten heraus dirigieren. Für eine 14-Jährige war das schon außergewöhnlich“, hat sich der ehemalige NFV-Trainer Thorsten Westernberger einmal im Gespräch mit dem ehemaligen Leiter der NFV-Pressestelle Reiner Kramer erinnert. So sicherte sich Almuth schnell unter Westenberger und auch bei dessem Trainerkollegen Thomas Nörenberg ihren Platz im Tor der NFV-Auswahlteams. „Beide sind menschlich und offen mit uns umgegangen und haben uns viel beigebracht. Ich bin den Beiden sehr dankbar“, lobte Almuth ihre Förderer beim NFV 2016 im Gespräch mit dem „Fußball-Journal“. Beim NFV absolvierte Schult auch mit Erfolg die Schiedsrichterausbildung und die Jungtrainerausbildung für Schüler, ehe sie 2007 zum Hamburger SV wechselte. Es sollte sechs Jahre dauern, ehe Schult nach weiteren Stationen beim Magdeburger FFC und dem SC 07 Bad Neuenahr die Rückkehr in die niedersächsische Heimat antrat. 2013 heuerte sie beim VfL Wolfsburg an und hat seitdem maßgeblichen Anteil am anhaltenden Höhenflug der derzeitigen Nummer 1 im deutschen Frauenfußball. Mit Almuth in inzwischen 178 Pflichtspielen im VfL-Tor sicherten sich die „Wölfinnen“ vier deutsche Meisterschaften sowie seit 2015 fünfmal in Folge auch den DFB-Pokal. Hinzu kommt der Gewinn der Champions League im Jahr 2014. Außerdem stellte Schult einen Rekord für die Frauen-Bundesliga auf, der nur schwer zu knacken sein dürfte. Sie blieb in 1051 Minuten am Stück ohne Gegentreffer. Und auch in den Trikots des DFB war die passionierte Motorradfahrerin international erfolgreich. 64 Spiele hat sie bisher in der Frauen-Nationalmannschaft bestritten und zu allererst sei der Gewinn von Olympia-Gold im Jahr 2016 genannt. Dafür wurde sie wie vor ihr schon Martina Voss-Tecklenburg mit dem Silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet. Zudem wurde die Torfrau 2013 Frauen-Europameisterin und mit der U 20 des DFB 2010 Weltmeisterin. Dass ihre Klasse auch international Anerkennung findet, wurde 2014 deutlich, als sie gemeinsam mit der US-Amerikanerin Hope Solo zur Welttorhüterin des Jahres ernannt wurde. Christel Klinzmann ist Nationalspielerin der ersten Stunde. Die heute 65-jährige Helmstädterin war am 10. November 1982 im Koblenzer Stadion Oberwerth dabei, als die deutsche Frauen-Nationalmannschaft vor 5000 Zuschauern ihr Länderspieldebüt mit einem 5:1-Erfolg über die Schweiz gab. Die Spielerin des VfR Eintracht Wolfsburg wurde von Bundestrainer Gero Bisanz in der 52. Minute eingewechselt, kam also noch 18 Minuten zum Einsatz, weil Frauenspiele damals nur 70 Minuten dauerten. Insgesamt bestritt die Defensivspielerin bis 1988 21 Länderspiele im Trikot mit dem Bundesadler, davon sieben gemeinsam mit Martina Voss-Tecklenburg. Beim 5:0-Sieg gegen Island erzielte sie am 30. Juli 1986 ihr einziges Länderspieltor. Klinzmann begann mit dem Fußballspielen beim TSV Barmke, spielte später für den TSV Ochsendorf und bestritt 1975 ihr erstes Spiel für den VfR Eintracht Wolfsburg. Ihr Verein war 1990 Gründungsmitglied der zweigleisigen Frauen-Bundesliga und in dieser Spielklasse beendete die Helmstedterin im Alter von 38 Jahren ihre beeindruckende Karriere. Zu den Höhepunkten ihrer Laufbahn zählt 1984 die Teilnahme mit dem VfR Eintracht am Endspiel um den DFB-Pokal. Vor 15.000 Zuschauern gab es im Frankfurter Waldstadion eine 0:2-Niederlage gegen die SSG Bergisch Gladbach. Christel Klinzmann, die auch in den Frauen-Auswahlteams des NFV wiederholt zum Einsatz kam, war nach ihrer aktiven Karriere als Trainerin im Mädchen- und Frauenbereich des TSV Barmke und später im Jugendbereich des TSV Helmstedt aktiv. In Helmstedt betrieb sie bis 2011 ein Sportgeschäft. Dass Martina Voss-Tecklenburg, Almuth Schult und Christel Klinzmann zu Länderspielehren gekommen sind, ist nicht zuletzt ein Verdienst von Hannelore Ratzeburg. Als der DFB 1970 sein Verbot des Frauenfußballs aufhob, war es die Hamburgerin, die maßgeblich die Weichen stellte, dass Anfang der 1980er Jahre die Frauen-Nationalmannschaft ins Leben gerufen wurde. Inzwischen sind bis heute 475 Länderspiele mit deutscher Beteiligung ausgetragen worden und Deutschland hat sich mit zwei Weltmeister- und acht Europameistertiteln sowie einer olympischen Goldmedaille zu einer der führenden Nationen im Welt-Frauenfußball entwickelt. Die heute 68-jährige Ratzeburg spielte als aktive Fußballerin für West-Eimsbüttel und Grün-Weiß Eimsbüttel und wurde 1974 beim Hamburger Fußball-Verband (HFV) zur Vorsitzenden des Ausschusses für Frauen- und Mädchenfußball und 1980 in das HFV-Präsidium gewählt. Und auch beim DFB machte die Diplom-Sozialpädagogin schnell ehrenamtliche Karriere. 1977 wurde sie als Referentin für den Frauenfußball in den Spielausschuss gewählt. Sie ebnete den Weg, dass 1980 der DFB-Pokal der Frauen und 1981 der Länderpokal der Frauen eingeführt wurden und sie war mitverantwortlich, dass in den Frauen-Bundesligen 1990 der Spielbetrieb aufgenommen wurde. Im Oktober 2007 wurde sie als erste Frau in das Präsidium des DFB gewählt und ist seitdem bis heute Vizepräsidentin für Frauen- und Mädchenfußball. Aufgrund ihrer herausragenden Verdienste um den Frauen- und Mädchenfußball in Deutschland hat Hannelore Ratzeburg 2009 das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland erhalten und wurde 1996 vom DFB mit der Goldenen Ehrennadel ausgezeichnet. Seit 2012 ist die Krombacher Brauerei Namensgeber des Jahresempfangs, bei dem einem geladenen Publikum seither Jahr für Jahr hochkarätige Gäste präsentiert wurden. Wolfgang Niersbach und Martin Kind, Helmut Sandrock und Robin Dutt, Günter Netzer und Teresa Enke, Dieter Hecking und Tayfun Korkut, Hansi Flick und Martin Bader, Joachim Löw, Bibiana Steinhaus und Lutz-Michael Fröhlich sowie 2019 Johannes Eggestein und Hendrik Weydandt: Die Liste der prominenten Gäste beim Jahresempfang liest sich wie das „Who’s Who“ des deutschen Fußballs. Und wird nun um vier weitere klangvolle Namen erweitert. Ursprünglich wurde der Jahresempfang des NFV bereits 1991 in Barsinghausen als Sportjournalistentreffen ins Leben gerufen. „Kaiser“ Franz Beckenbauer, die DFB-Teamchefs Rudi Völler oder Erich Ribbeck, jeweils aktuelle oder spätere DFB-Präsidenten wie Egidius Braun, Gerhard-Mayer Vorfelder, Dr. Theo Zwanziger, Wolfgang Niersbach oder Reinhard Grindel gaben den Gästen des NFV die Ehre. Und nun, im 50. Jubiläumsjahr des deutschen Frauenfußballs und im 30. Jubiläumsjahr des einstigen Sportjournalistentreffen, verlängern Voss-Tecklenburg, Schult, Ratzeburg und Klinzmann die noch recht spärliche Namensliste der Frauen, die zum Talk beim NFV angetreten sind. Neben den bereits erwähnten Steinhaus und Enke konnte 2011 die damalige Bundestrainerin Silvia Neid begrüßt werden und ein Jahr zuvor nahm Karen Rotter als Vorsitzende des Verbandsausschusses für Frauen- und Mädchenfußball auf dem Podium Platz.
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