Blühende Felder bieten neuen Lebensraum für Insekten und Wildtiere

Projekt „Calenberg Blüht“ sucht weitere Mitstreiter / Paten für sieben Hektar Ackerfläche

BARSINGHAUSEN/REGION (red). Ein kunterbunter Mix aus 40 verschiedenen Blumensorten wie Klatschmohn, Kornblume, Malve oder Sonnenblume könnte schon im kommenden Sommer auf den Ackerflächen im Calenberger Land blühen. Die Blütenpracht ist nicht nur eine Augenweide für Spaziergänger, sondern bietet auch neuen Lebensraum für Insekten und Niederwild. „Wir bringen unsere Felder zum Blühen und jeder kann sich mit einer Patenschaft an dem Projekt beteiligen und damit den Naturschutz aktiv unterstützen“, betont Helge Hische. Der 24-jährige Nachwuchs-Landwirt hat das Projekt „Calenberg Blüht“ ins Leben gerufen – und sich nach einem erfolgreichen Start mit Matthias Bohrßen (27) aus Groß Munzel und Gregor Knobloch (25) aus Heisede bei Sarstedt zwei engagierte Mitstreiter ins Boot geholt. Die drei Partner sind befreundet, haben eine praktische Ausbildung als Landwirt absolviert, studieren in Göttingen Agrarwissenschaften und haben eine gemeinsame Vision: im Dialog mit den Verbrauchern das Image der Landwirtschaft zu verbessern. Doch nicht nur das treibt die Studenten um. Sie wollen mit „Calenberg Blüht“ auch ein Zeichen setzen und klarstellen, „dass Landwirtschaft und Umweltschutz voneinander profitieren können“. Sie werden irgendwann die elterlichen Höfe übernehmen und wollen in jedem Fall erreichen, dass auch ihre nachfolgenden Generationen die Aussicht haben werden, von der Landwirtschaft leben zu können. „Das schaffen wir nur, wenn Ökologie und Wirtschaftlichkeit im Einklang sind und die Arbeit der Landwirte wieder mehr Wertschätzung erfährt“, erklärt Helge Hische. Weil auch ein Landwirt von seiner Arbeit leben und eine Familie ernähren müsse, könne das Engagement im Bereich Umwelt- und Naturschutz nicht ohne einen finanziellen Ausgleich realisiert werden, ergänzt Matthias Bohrßen. „Wenn wir Blühstreifen anlegen, investieren wir nicht nur in das Saatgut, sondern haben auch Ernteausfälle, da wir dort ansonsten landwirtschaftliche Produkte wie Weizen oder Zuckerrüben anbauen würden“. Da die öffentlichen Fördermittel wie beispielsweise von der Europäischen Union hier bei Weitem nicht ausreichen, entstand die Idee der Patenschaften. Die Erfolgsgeschichte des Blühwiesenprojektes begann im Frühjahr 2020. Helge Hische hatte nach anregenden Gesprächen im Familienkreis die zündende Idee und fand für die ersten 1,5 Hektar Blühflächen in Linderte auf Anhieb 160 Paten, die ihn dabei finanziell unterstützt haben. Durch die Zusammenarbeit mit Matthias Bohrßen und Gregor Knobloch stehen für die Aktion im kommenden Frühjahr quer durch das Calenberger Land circa 7 Hektar zur Verfügung. Patenschaften kann jeder übernehmen, der einen kleinen Beitrag zum Umwelt- und Naturschutz leisten oder einfach nur das Projekt „Calenberg Blüht“ fördern will. Mit 1,30 Euro pro Quadratmeter Blühfläche unterstützen die Paten ein Feld mit einjährigen Pflanzen. Für die Aussaat von zweijährigen Blumen wird 1 Euro pro Jahr und Quadratmeter berechnet. Begrüßt werden dabei auch Paten-Gemeinschaften von Freunden, Nachbarn oder Arbeitskollegen, denn die Mindestfläche beträgt 50 Quadratmeter. Außerdem sei der bürokratische Aufwand dann nicht ganz so groß, so Hische. Bei der Auswahl der Saatgutmischung legen die drei Nachwuchs-Landwirte großen Wert auf Qualität. 40 verschiedene Blumen blühen von Juni bis Oktober auf den ausgewählten Feldern – pro Hektar kostet die hochwertige Mischung circa 4.000 Euro. Die Blütenvielfalt sorgt dafür, dass möglichst viele Insekten und auch Rebhühner, Fasane oder Rehe einen neuen und geschützten Lebensraum finden. Wer eine Patenschaft übernimmt, erhält eine Urkunde und wird via Newsletter regelmäßig über die Fortschritte des Projektes informiert. Zusätzlich gibt es ein Glas Honig von ganz besonderer Qualität, denn verschiedene Imker unterstützen die drei Studenten und stellen ihre Bienenstöcke in unmittelbarer Nähe der Blühflächen auf. „Wichtig ist uns aber auch das Gespräch mit den Paten, deshalb planen wir noch einige Aktionen wie Hofbesuche, Radtouren entlang der Blühflächen oder auch Besuche in Schulen, denn besonders der offene und ehrliche Dialog steht für uns im Vordergrund“, sagt Helge Hische. Unterstützt wird das Team übrigens nicht nur von Imkern, sondern auch von der Universität Göttingen, dem Naturschutzbund Ronnenberg und verschiedenen Wirtschaftsbetrieben in der Region Hannover sowie von einigen Bloggern und Youtube-Channels. Interessenten für Patenschaften können sich ab sofort über die Website www.calenbergblueht.de informieren und per Mail unter info@calenbergblueht.de anmelden.

Foto: privat