Bürgermeisterkandidaten wollen die ländliche Prägung Barsinghausens erhalten

100 Besucher kamen heute zur Fragerunde vom Forum für Politik und Kultur in den Zechensaal

BARSINGHAUSEN (ta). In dreieinhalb Wochen wird in Barsinghausen gewählt, heute stand vor 100 Besuchern im Zechensaal die dritte Talkrunde mit den Bürgermeisterkandidaten auf dem Programm. Eingeladen hatte das Forum für Politik und Kultur, die Moderation übernahm HAG-Schulleiterin Silvia Bethe und zur Halbzeit wurde der Saal kräftig durchgelüftet. Zu beantworten hatten die Politiker auf dem Podium vorbereitete sowie Fragen aus dem Publikum. Einig waren sich alle Kandidaten, dass der ländliche Charakter von Barsinghausen erhalten werden soll. Aus Gründen der Übersichtlichkeit werden die Antworten im Block wiedergegeben.

Nadin Quest (B90/Die Grünen): Sie wünscht sich eine kinder- und familienfreundliche Stadt mit ausreichend Kita-Plätzen und Schulen mit guter Lernumgebung. Gerade in den Schulen gäbe es einiges zu tun. Voranbringen müsse man die energetische Sanierung der Gebäude, die Instandsetzung von Toiletten und die Inklusion. Zudem sollten hier überall Gruppenräume geschaffen und das Lernen via WLAN mit deutlich höheren Beträgen gefördert werden. Bei der Gestaltung von Jugendeinrichtungen und Angeboten sollten die Wünsche der Jugendlichen stärker berücksichtigt werden. Quest plädierte auch für die Einführung eines Jugendparlaments in Barsinghausen. Den Klima- und Umweltschutz müsse man vor Ort stärker berücksichtigen. Als Verwaltungschefin würde sie sich in diesem Bereich dafür einsetzen, dass was passiere, ohne dass immer lange Grundsatzdiskussionen geführt werden müssten. In Barsinghausen müsse es darum gehen, energetische Sanierungen von Gebäuden und auch Projekte, wie die Begrünung von Fassaden, umzusetzen. Zum Thema Ehrenamt sagte sie, es werde eine der Hauptaufgaben der Ehrenamtskoordinatorin sein, junge Menschen mit konkreten Projekten für das ehrenamtliche Engagement zu gewinnen. Für die Innenstadt wären eher viele kleine Läden mit attraktiven Angeboten wichtiger als ein großer Frequenzbringer bei Volkers Hof. Eines ihrer Herzensthemen sei die Kultur in der Stadt. Allein mit Geld sei es aber nicht getan, die Verwaltung müsse auch schauen, wie man Vereinen und Initiativen helfen könne. Hinsichtlich der Präsenz von Frauen in der Verwaltung und an wichtigen Stellen gebe es Handlungsbedarf, so Quest.

Roland Zieseniß (CDU): Barsinghausens Innenstadt habe viel zu bieten, gut wären aber noch mehr attraktive Geschäfte und ein richtiger Frequenzbringer, um die Kaufkraft zu stärken. Er plädiere für eine Shopping-Wall bei Volkers Hof. Schön für die Stadt wären auch Kinoabende, die vielleicht im Schulzentrum am Spalterhals organisiert werden könnten, so Zieseniß. In der Kinderbetreuung sollten Plätze mit mehr als 100% und ein Betriebskindergarten der Stadt vorgehalten werden. Zum Thema Wirtschaft unterstrich der Kandidat, hier müssten bedarfsgerechte Angebote und zusätzliche Gewerbegebiete geschaffen werden, dies müsse von der Verwaltung unbürokratisch umgesetzt werden. Bei der Sanierung von Straßen sei mehr Personal im Baubereich nötig und man sollte auch prüfen, wo der Bau von neuen Umgehungsstraßen möglich sei. Diese und andere Aussagen im Wahlkampf wolle er genauso umsetzen, wie eine vernünftige Zusammenarbeit mit dem Rat. Beim Klimaschutz stehe Barsinghausen eigentlich ganz gut da, voranzubringen seien aber die Aufforstung und die energetische Sanierung. Zum Thema Ehrenamt sagte Zieseniß, im Interesse der Vereine und der Ehrenamtlichen müsse man weiter bürokratische Abläufe abbauen. Ein wichtiges Projekt sei die Weiterentwicklung der Kulturfabrik Krawatte. Zum Thema Sicherheit mahnte der CDU-Vertreter an, man müsse abends aus dem Zug ohne Angst aussteigen können. Zusätzlicher bezahlbarer Wohnraum könne beispielsweise Am Reitbach umgesetzt werden. Denkbar sei auch, dass die Stadt eine eigene Wohnungsbaugesellschaft gründe. Weiterhin sei er dafür, eine Online-Beschwerdestelle bei der Stadt einzurichten und dafür, dass das Bürgerbüro mobil regelmäßig in den Ortsteilen präsent sei.

Henning Schünhof (SPD): Er wolle für die Digitalisierung in den Schulen und der Verwaltung auf einen modernen Stand bringen, das Thema fachübergreifend angehen und Projekte termingerecht abschließen. In der Kinderbetreuung gelte es weitere Kita-Plätze zu schaffen und zur Stärkung der Wirtschaftskraft Barsinghausens müsse man sowohl neue Unternehmen ansiedeln und die bestehenden, heimischen Betriebe unterstützen. Kaputte Straßen sollten zügiger als bisher saniert werden, wobei zuerst die Straßenzüge mit dem größten Bedarf erledigt werden müssten. Darüber hinaus müssten aber auch die Sanierungen von Schulgebäuden schnell angegangen werden, so Schünhof. Gestärkt werden sollten zudem dezentrale Treffpunkte für Jugendliche sowie Einrichtungen, wie „Klein Basche“. Für die weitere Förderung des Ehrenamts seien insbesondere die finanziellen Mittel wichtig, um Initiativen und Organisationen zu stützen. Im Bereich des Klimaschutzes gelte es, mehr städtische Gebäude mit PV-Anlagen auszustatten und mit bestehenden Naturflächen nachhaltig umzugehen. Ein Bürgermeister sei kein Bundeskanzler, er wolle gut mit dem Rat zusammenarbeiten und dafür sorgen, dass Beschlüsse auch umgesetzt würden. Im Bereich der öffentlichen Sicherheit sollte die Zusammenarbeit mit dem hiesigen Polizeikommissariat intensiviert und bei den künftigen kulturellen Angeboten in der Krawatte könnten vielleicht auch die Interessen der Jugend mit einbezogen werden, so Schünhof.

Wolfgang Pardey (parteilos): Er bemängelte, dass in Barsinghausen zu wenig für den Klimaschutz getan werde. So seien mehr Solaranlagen auf den Dächern gefragt, was auch über steuerliche Anreize befördert werden könne. Daneben sei aber auch die Entwicklung der Windenergie wichtig. Hier müsse man bei konkreten Projekten vor Ort zu Kompromissen kommen und vielleicht sei auch ein Betrieb eines Windparks durch die Stadtwerke denkbar. Die Etablierung von Windkrafträdern sei zudem auch mit dem Artenschutz vereinbar. Überhaupt seien die Anlagen später viel unkomplizierter abzubauen als bespielweise Kraftwerke. Für die Jugend solle in der Stadt ein echtes Jugendzentrum her, denkbar sei ein Jugendcafé im Bereich der Wilhelm-Stedler-Schule, das von den Jugendlichen weitestgehend in Eigenregie betrieben werden könnte. Nicht gut sei, dass man die Jugendlichen immer an den Rand dränge, wie beim Skaterplatz. Beim Thema Sicherheit sollte das städtische Ordnungsamt gestärkt und bei der Entwicklung von Gewerbegebieten dürfe der Deisterrand nicht „zugekleistert“ werden. Ehrenamtliches Engagement sei in den verschiedenen Bereichen unbezahlbar, betonte Pardey. Hier müsse man mit mehr finanziellem Einsatz die nötigen Rahmenbedingungen schaffen. Gerade im kulturellen Bereich sollten dabei auch die kleineren Veranstaltungen, wie Lesungen, stärker berücksichtigt werden. Als Bürgermeister wolle er für eine bürgernahe Politik stehen. Sprechstunden sollten nicht nur in der Verwaltung stattfinden.

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