Coronakrise führt zu einer Renaissance des naturnahen Gärtnerns

REGION (red).

Die nun bereits ein Jahr währende Corona-Krise mit den Lockdowns und Kontaktbeschränkungen hat zu einer „Renaissance des Gärtnerns“ geführt: Noch nie erreichten den Landesverband und seine Einrichtungen so viele Anfragen zu naturnahem Gärtnern. „Sehr viele Menschen möchten im Garten oder Kleingarten die ‚Natur einladen‘, möchten Lebensräume schaffen – ganz gleich, ob sie ‚Gartenanfänger‘ sind oder bereits seit Jahrzehnten gärtnern“, berichtet Wohlers. „Wohl noch nie war die Sehnsucht nach einem kleinen Gartenparadies mit Rotkehlchen, Amsel, Igel, Eichhörnchen, Schmetterling, Biene und Co. so groß wie in diesen Monaten und Tagen.“ Der NABU-Aktive erklärt: „Auffallend ist, dass viel mehr Anfragen sich auf speziellere Themen beziehen als bislang, beispielsweise nach Möglichkeiten, ganz konkret etwas für Wildtiere im Garten zu tun. Gefragt wird direkt nach Bauplänen für Nisthilfen, die jenseits der allgemein bekannten ‚Meisenkästen‘ liegen, etwa für Kleiber, Baumläufer, Hausrotschwanz, Bachstelze, Rotkehlchen und Co. Und auch Gebäudebrüter wie Mauersegler und Schwalben spielen eine viel größere Rolle als früher. “

Insektenparadiese entstehen: Über allen anderen Themen thront jedoch als Nummer Eins das Insektensterben. Die Menschen haben verstanden, wie existentiell bedrohlich die Situation für die Insekten und damit für uns Menschen ist. „Die Menschen sehnen sich nach der kleinen Serengeti hinter dem Gartentor, nach dem Maikäfer ihrer Kindheit, nach dem wohl auch in Folge des Klimawandels rar gewordenen Kleinen Fuchs, dem Tagpfauenauge, nach der Libelle am Teich. So entstehen in diesen Tagen viele kleine Insektenparadiese, überall in Niedersachsen – und das ist gut so!“, freut sich Wohlers. Dadurch bekämen auch Kinder wieder mehr Bezug zur Natur. Eine wichtige Grundlage, denn der Grundsatz ‚Ich kann nur schützen, was ich kenne‘ gilt uneingeschränkt.

Igel & Co eine Chance geben: Ein weiteres Gartenthema, das stark nachgefragt wird, ist der Igel. „Dessen stetigen Bestandsrückgang in ganz Europa bemerken die Menschen durchaus“, meint der NABU-Aktive. Eichhörnchen helfen, artgerechte Vogelfütterung, die Anlage kleiner Teiche und von Bruthecken für Vögel seien die Topthemen der Menschen, die sich an den NABU wenden. „Aus vielen Anfragen der Menschen gehen auch Empörung und Ablehnung von Schottergärten und anderer Naturzerstörung hervor, etwa durch zu starke Verdichtungen und Überbauungen in Städten und Dörfern hervor. Die Menschen haben wirklich die Nase voll von Beton- und Asphaltorgien und seelenlosem Abstandsgrün in einstigen Gartenoasen, die zu Parkplätzen mit Kirschlorbeer und Schotter verwüstet wurden. Hier ist der Beginn einer breiten Gegenbewegung quer durch das Land erkennbar“, erzählt Wohlers.

Was seit zwanzig Jahren in Großbritannien als „Gardening for wildlife“ längst zur Volksbewegung wurde, beginnt sich laut Wohlers hierzulande nun auch Bahn zu brechen. „Die Corona-Krise wirkt als Beschleuniger und Verstärker, wie sich auch an der Tatsache zeigt, dass heute Kleingärten stärker nachgefragt werden und viele Menschen sogar in Zeitungsannoncen Privatgrundstücke suchen, um sich einen Garten als kleine Rückzugsarche schaffen zu können.“ Wohlers ist überzeugt, dass sich der Trend fortsetzen wird. „Der Siegeszug der naturnahen Gärten als Volksbewegung wird weitergehen. Wir sind Zeugen eines fundamentalen Wandels hin zur ‚Einladung an die Natur‘, die vielleicht als historisch bezeichnet werden kann.“

Foto: ta