Damit der Deister nicht komplett unter die (Mountainbike-) Räder gerät: Region betont die Notwendigkeit von Rangern

Regionsverwaltung folgt den Ergebnissen einer Machbarkeitsstudie nur bedingt / Einrichtung eines Waldinfozentrums und die Umwandlung des Deisters in einen Naturpark sind wohl vom Tisch / Runder Tisch: Eindämmung des illegalen Mountainbikings  

Themenfoto

DEISTER (ta/red). Im vergangenen Frühjahr hatte die Region Hannover für die Zielvorgaben, den Deister in einen Naturpark umzuwandeln, ein Waldinformationszentrum einzurichten und Ranger zu etablieren, um das illegale Downhill-Fahren ordnungsrechtlich einzudämmen, eine Machbarkeitsstudie beauftragt. Heute werden die Ergebnisse dieser Studie und eine Stellungnahme der Verwaltung, die am 26. Mai bereits im Rahmen des „Großen Runden Tisches“ mit Waldbesitzern und Vertretern des Mountainbike-Vereins erörtert wurden, im Ausschuss für Regionalplanung und Naherholung vorgestellt. Der Deister ist ein wichtiger Wirtschaftsraum für die Forstwirtschaft in der Region Hannover. Er beherbergt eine Vielzahl schützenswerter Naturräume sowie Tier- und Pflanzenarten. Zugleich ist er einer der bedeutendsten Erholungsräume für die Bevölkerung der Region Hannover und umliegenden Landkreise. Die verschiedenen Nutzungen und Interessenslagen verursachen Nutzungskonflikte bis hin zu Auseinandersetzungen zwischen den beteiligten Akteur*innen. Insbesondere zwischen Waldeigentümer*innen und Mountainbike-Fahrer*innen kommt es wegen illegal errichteter MTB-Strecken wiederholt zu konfliktträchtigen Diskussionen. Seit mehr als einem Jahrzehnt bietet die Region den beteiligten Deister-Akteur*innen verschiedene Austauschformate (u.a. „Großen Runden Tisch Deister“).

Für die Einrichtung eines Waldinformationszentrums sehen die Macher der Studie aufgrund des bereits vorhandenen Waldpädagogikzentrums Wisentgehege keine Dringlichkeit. Als nicht realistisch umsetzbar wird zudem die Einstufung des Deisters als Gebietskategorie „Naturpark“ eingestuft. Die Belastung des Deisters durch die zahlreichen illegalen MB-Trails tauche in der Studie überhaupt nicht auf, bemängelt die Region Hannover. Stattdessen würde dort sogar vorgeschlagen, zehn weitere legale Trails einzurichten. Auch gehe die Studie nicht auf die Möglichkeit des ordnungsrechtlichen Einschreitens gegen das illegale Befahren des Waldes ein. Deister Echo hat bei der Regionsverwaltung nachgefragt. Demnach will die Region empfehlen, auf die Kategorie „Naturpark“ und das Waldinformationszentrum zu verzichten. Festhalten wolle man aber an der Etablierung von ordnungsrechtlichem Personal (Ranger / Waldhüter) im Deister, die in Kooperation mit der Polizei sowie den Ordnungsämtern und Feld- und Forsthütern der Kommunen Verstöße ahnden sollen. Mit der Umsetzung sei wohl nicht vor 2024 zu rechnen. Es seien noch weitere Analysen und Gespräche abzuwarten, dann könne über ein Konzept in der Regionsversammlung abgestimmt werden. Für den Stellenplan 2024 wurden dementsprechend neue Außendienststellen beantragt, die im Deister Funktionen übernehmen sollen.

Es geht voran, aber eben sehr langsam. Mit dem Einsatz von Rangern im Deister ist also vor 2024 nicht zu rechnen. Der ebenfalls von der Region als Ziel formulierte Rückbau der illegalen MB-Trails macht vorher eigentlich keinen Sinn, denn die Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, dass zurückgebaute Trails schon nach wenigen Wochen oder Monaten von der MB-Szene wieder hergestellt waren. Ohne ordnungsrechtliches Personal ist dem illegalen Treiben nicht beizukommen. Als 2014 die ersten legalen Trails beim Annaturm und nahe des Nienstedter Passes eingerichtet wurden, herrschte bei Waldbesitzern und der Region Hannover noch die Illusion vor, man könne so das illegale Querfeldeinfahren in den Griff bekommen. Das Gegenteil ist eingetreten. Die Zahl der illegalen Trails ist in den letzten Jahren geradezu explodiert.

Fotos: ta