Dankeschön-Wochenende für Ehrenamtspreisträger in Barsinghausen

BARSINGHAUSEN (red).

Das Foto zeigt die Ehrenamtssieger*innen mit NFV-Präsident Günter Distelrath und 96-Präsident Martin Kind (beide Bildmitte) in der HDI-Arena.

„Sie und Ihre Partnerinnen und Partner sind es, die die Lebensader des deutschen Fußballs bilden und deren Verdienst es ist, dass der Fußball in Deutschland in den zurückliegenden zwei Jahren der Pandemie deutlich besser durch die Krise gekommen ist als erwartet. Nach zweijähriger CoronaZwangspause konnte NFVPräsident Günter Distelrath jetzt 27 engagierte Männer und Frauen im Rahmen der DFBAktion Ehrenamt zum traditionellen DankeschönWochenende im Sporthotel Fuchsbachtal in Barsinghausen begrüßen. Für den NFVPräsidenten sind das ehrenamtliche Engagement ganz allgemein sowie seine Förderung und Stärkung im Speziellen eine Herzensangelegenheit.Distelrath: „Deutlich hat sich gezeigt: Je stärker ein Verein ehrenamtlich organisiert ist, desto immuner war und ist er gegen die Auswirkungen von Corona. Sie sind es, die ihre Klubs durch die Pandemie führen, die zwei Lockdowns getrotzt, Hygienekonzepte umgesetzt und den ReStart des Fußballs im vergangenen Sommer erfolgreich gestemmt haben. Darum fällt das Danke ans Ehrenamt, das wir in Niedersachsen seit 1998 mit diesem Wochenende aussprechen, in diesem Jahr noch etwas eindringlicher und nachdrücklicher aus.“

Etwa 1,6 Millionen Menschen engagieren sich in Deutschland ehrenamtlich für den Fußball. Bereits 1997 also vor nunmehr 25 Jahren hat der DFB seine Ehrenamtsaktion zur Stärkung freiwilliger Vereinsmitarbeit ins Leben gerufen. Bundesweit werden seitdem jährlich rund 400 Männer und Frauen mit dem Ehrenamtspreis ausgezeichnet, die mit großem Engagement freiwilligen Dienst in ihren Vereinen leisten. In Niedersachsen waren es in diesem Jahr 32 verdiente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, denen der DFB mit der Verleihung des Ehrenamtspreises 2021 für ihre geleistete Arbeit ein besonderes Dankeschön aussprach. Dem Dank des DFB an die niedersächsischen DFBEhrenamtspreisträger*innen schloss sich der NFV mit der Ausrichtung eines Erlebniswochenendes am ersten Aprilwochenende an. Diese inzwischen lieb gewonnene Tradition, zu der der Verband auch die Partnerinnen und Partner der Ehrenamtler*innen einlädt, wurde 1998 begründet, als vom 1. bis 3. Mai das erste DankeschönWochenende für die Preisträger von 1997 in Barsinghausen ausgerichtet wurde.

Insgesamt 27 Personen, vier Frauen und 23 Männer, wurden geehrt. Dabei stellten auch die Altkreise OsnabrückLand und OsnabrückStadt, die im vergangenen Jahr zum Kreis Osnabrück fusionierten, je einen Ehrenamtspreisträger. Nicht an der Ehrung teilnehmen konnten die erkrankten bzw. verhinderten Hans-Juergen Matz (SC Schoningen 04, Kreis Northeim-Einbeck), Bernhard Uthoff (DJK BW Hildesheim, Kreis Hildesheim), Stefan Owsianski (FC Herta Lütgenade-Warbsen, Kreis Holzminden), Manfred Kopass (SpVgg BISON, Kreis Harburg) und Werner Siemer (VfL Markhausen, Kreis Cloppenburg). Keinen Preisträger hatte zudem der NFV-
Kreis Braunschweig benannt. Nach der Ehrung durch Günter Distelrath, Vizepräsident Christian Röhling und den Landesehrenamtsbeauftragten Hermann Wilkens sowie die Ehrenamtskoordinatoren der Bezirke Gerhard Dix (Braunschweig), Eberhard Wacker (Hannover) und Heiko Wiehn (Lüneburg) wartete ein attraktives Programm auf die Gäste des NFV. Die Ehrenamtskommission des NFV unter Leitung von Wilkens hatte mit tatkräftiger hauptamtlicher Unterstützung durch NFV-Mitarbeiterin Andrea Hoffmeister für die dreitägige Dankeschön-Veranstaltung wieder einmal viele Highlights vorbereitet. Neben Zweitliga-Fußball stand die Besichtigung der 96-Akademie, dem Nachwuchsleistungszentrum von Hannover 96, auf dem Programm. Hier empfing Akademie-Leiter Michael Tarnat die Gruppe. In der HDI-Arena schließlich wurden die Gäste aus Barsinghausen vor dem Spiel zwischen Hannover 96 und Jahn Regensburg (1:1) auch durch 96-Präsident Martin Kind begrüßt, der die Wichtigkeit des Ehrenamtes für den deutschen Fußball betonte. Am Abschlusstag, dem Sonntagvormittag, schließlich gab Dr. Riem Hussein als Überraschungsgast in einer Talkrunde mit Günter Distelrath und Hermann Wilkens spannende Einblicke in ihre inzwischen 17-jährige beeindruckende Karriere als DFB-Schiedsrichterin. Die sympathische Apothekerin, die seit 2009 FIFA-Schiedsrichterin und in Deutschland bis in die 3. Liga der Männer („es ist für mich eine ganz große Ehre dabei zu sein“) aufgestiegen ist, zollte den versammelten Ehrenamtlern höchsten Respekt: „Ich habe Hochachtung vor dem, was Ihr leistet. Ohne Euch würde es keinen regulären Spielbetrieb geben“, so die 41-Jährige. Deutschlands Schiedsrichterin des Jahres von 2013 und 2020, selbst aktive Fußballerin und Stürmerin beim Zweitligisten MTV Wolfenbüttel bis 2005, ist überzeugt, dass ein Schiedsrichter vor seiner Karriere als Unparteiischer Fußball gespielt haben sollte. „Ich persönlich hätte mir das Pfeifen sonst auch gar nicht zugetraut.“ Nicht anfreunden mag sich die Bad Harzburgerin mit der Idee, dass Frauen und Männer auf unterer Amateurebene in gemischten Teams gemeinsam Fußball spielen. „Die physischen Unterschiede sind zu groß. Ich habe es als Fußballerin nicht gemocht, gegen Männer zu spielen. Selbst ein vergleichsweise unfitter Mann ist noch schneller als ich. Das macht mir persönlich keinen Spaß, aber ich möchte hier wirklich nur für mich sprechen“, so Hussein. Riem Hussein, die als Sechsjährige beim BSV Bad Harzburg, mit dem Fußballspielen begann, sieht deutliche Unterschiede auch bei der Leitung von Frauen- und Männerspielen: „Bei den Frauen gibt es weniger Theatralik und sehr wenig Rudelbildungen. Die Spielerinnen akzeptieren viel eher Entscheidungen, während
Männer versuchen, auszutesten, wie weit sie gehen können.“ Die erfahrene internationale Schiedsrichterin und WM-Teilnehmerin von 2019 schilderte den Ablauf rund um ein Champions League Spiel. „Abgesehen von der eigentlichen Spielleitung ist die meiste Zeit ruhig, angenehm und entspannend, weil wir als Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter sehr zuvorkommend behandelt werden.“ Zur Bemerkung aus dem Publikum, dass bei den Profis falsche Einwürfe viel zu selten geahndet würden, entgegnete sie: „Über allem steht, dass wir Schiedsrichter*innen die wichtigen Entscheidungen richtig machen möchten. Aber natürlich: Die Regelauslegung sollte von den Profis bis zu den Amateuren durchgängig sein.“ Mit ihren Zuhörern blickte Riem Hussein in den Kölner Keller und bekannte sich als Fan der modernen Technik. „Der Einsatz der vielen Kameras bei Fußballspielen gibt mir positive Energie. Bei kniffeligen Entscheidungen belegen sie, wenn ich richtig gelegen habe, wie gut ich entschieden habe.“ Natürlich kommt auch die viel diskutierte Handspielthematik zur Sprache. „Beim Handspiel gibt es einen gewissen Interpretationsspielraum. Solange dieser existiert, wird es unterschiedliche Auslegungen und Diskussionen geben. Es kann nur eine Schwarz-Weiß-Regel dazu führen, dass nicht mehr diskutiert wird, ganz nach dem Motto: ist der Ball an der Hand, wird sofort unterbrochen“, so die Unparteiische. 90 Minuten lang fesselte Dr. Riem Hussein ihre Zuhörerinnen und Zuhörer, ehe der Abpfiff der sehr kurzweiligen fast 90-minütigen Talkrunde mit Günter Distelrath und Hermann Wilkens erfolgte. Im Publikum war man sich einig: Das war der Höhepunkt einer tollen Dankeschön-Veranstaltung.

Foto: NFV