„Das haben Menschen Menschen angetan“

Stadt und Bürger erinnern mit Kranzniederlegung an den 74. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz

BARSINGHAUSEN (ta). Am 27. Januar 1945 befreiten sowjetische Truppen die Überlebenden im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Anlässlich des Holocaust-Gedenktages versammelten sich heute zahlreiche Bürger zusammen mit Bürgermeister Marc Lahmann und der stellvertretenden Bürgermeisterin, Marlene Hunte-Grüne, um den Opfern des nationalsozialistischen Terrors zu gedenken und um einen Kranz nieder zu legen. In seiner Rede sagte Lahmann, „das Verständnis der Menschheit über die Geschichte und über das Ausmaß des Bösen, dessen Menschen fähig sind, ist seit damals ein anderes.“ Zur Erinnerung an das, was Menschen Menschen angetan hätten, gehöre aber auch die unmittelbare Erfahrung, die das Verständnis für die Vergangenheit wecke. Daher dürften die Schrecken der Nazi-Gräuel nicht in Vergessenheit geraten. „Nie wieder“ dürfe sich so etwas wiederholen, habe es nach 1945 geheißen. Zur Ahndung derartiger Verbrechen gebe es den Internationalen Strafgerichtshof, „nie wieder“ bleibe aber auch ein innerer Kompass, um Unheil zu ächten. Gefragt sei eine konsequente Haltung der Gesellschaft, um auch heute Ausgrenzungen zu verhindern. Hier sei Zivilcourage nötig. „Wir gedenken der Toten und verneigen uns vor den Überlebenden. Der Holocaust gehört zu diesem Land und auch aus Barsinghausen wurden Menschen jüdischen Glaubens deportiert.“ Die Erinnerung müsse sich weiter wandeln, hilfreich dabei könnten Autobiografien, Filme, Dokumentationen sowie Besuche von Gedenkstätten sein. Gerade nach der dunklen Zeit des Nationalsozialismus würden alle Bürger Verantwortung für den Weg Deutschlands tragen, „daher stellen wir uns Gewalt, Hetze und Ausgrenzung entgegen.“ Die Würde des Menschen sei unantastbar und es gelte auch weiterhin die in der Verfassung verankerten Grundrechte zu verteidigen, betonte Lahmann und legte zusammen mit Hunte-Grüne den Kranz am Gedenkstein nieder. In den Gemeindesaal der Marien-Kirchengemeinde wird für den kommenden Donnerstag, 19 Uhr, durch die Siegfried-Lehmann-Stiftung eingeladen. Der Vortrag des stellvertretenden Vorsitzenden des Vorstandes der Stiftung, Dr. Bernd Steger, möchte unter dem Titel „Ikonen der Vernichtung – Das Fotoalbum der Lilly Jacob“ das kritische Bewusstsein für historische Fakten und deren Manipulation durch neue Medien wecken.

Foto: ta