Das sagen die Bürgermeisterkandidaten zu Natur- und Umweltschutzthemen

Der Barsinghäuser NABU hatte acht Fragen gestellt

BARSINGHAUSEN (red). Im Vorfeld der Bürgermeisterwahl hat der Barsinghäuser Stadtverband des NABU den Kandidaten acht Fragen zum Natur-, Umwelt- und Klimaschutz gestellt. Hier lesen Sie, wie die Politiker geantwortet haben.

1. Der Flächenverbrauch der Bundesregierung beträgt derzeit 56 ha pro Tag und soll auf unter 30 ha reduziert werden, bis 2050 wird das Flächenverbrauchsziel Netto-Null angestrebt. Werden auch Sie dieses Ziel unterstützen und die weitere Ausdehnung von Gewerbegebieten zu Lasten fruchtbarer Ackerböden beenden?

Roland Zieseniß (CDU): Ohne eine Gewerbeansiedlung sind Kommunen langfristig nicht lebensfähig. Verbrauch wertvoller Ackerböden muss vorsichtig erfolgen.

 

 

 

Henning Schünhof (SPD): Gewerbeansiedlungen sind auch in Zukunft unumgänglich. Der Flächenverbrauch ist aber auf das unbedingt notwendige Maß zu beschränken.

 

 

 

Nadin Quest (Grüne): Fruchtbare Ackerböden dürfen nicht ungehindert in Industriefläche u.ä. umgewandelt werden. Effektives Flächenmanagement ist erforderlich.

 

 

 

Wolfgang Pardey (parteilos): Die Ausdehnung von Gewerbeflächen zu Lasten landwirtschaftlicher Flächen ist zu reduzieren/beenden. Es gibt genügend andere Flächen für die notwendigen Entwicklungen.

 

 

2. Welche Möglichkeiten sehen Sie als Gemeinde, mehr für den Umweltschutz zu tun, z.B. durch Förderung des Biotopverbundes, gemäß den Vorgaben des Landschaftsrahmenplans der Region Hannover?

Roland Zieseniß: Die Stadt tut schon viel für Umweltschutz. Ich sehe aber noch viele
Entwicklungsmöglichkeiten. Insbesondere in der Umsetzung des Vertragsnaturschutzes.

Henning Schünhof: In den landesweiten Biotopverbund mit 15 Prozent der Landesfläche oder zehn Prozent der Offenfläche werde ich die Stadt Barsinghausen gezielt einbringen.

Nadin Quest: Der Landschaftsrahmenplan der Region Hannover, speziell der angesprochene Biotopverbund, sollte bei Planungen immer mit beachtet werden.

Wolfgang Pardey: Mehr Grünkorridore erstellen.

3. Werden Sie die städtischen Flächen künftig nach ökologischen Gesichtspunkten bewirtschaften lassen, ohne Glyphosat und mit Blühflächen?

Roland Zieseniß: Schwarz-Weiß-Denken ist bei Glyphosat nicht angebracht. Um die Biodiversität in Barsinghausen zu verbessern, würde ich die Nutzung städtischer Flächen (wie beispielsweise Randstreifen) für die Umwandlung in Blühflächen befürworten.

Henning Schünhof: Auf eine ökologische Bewirtschaftung städtischer Flächen sollte umgestellt werden, sofern möglich. Für ein Aktionsprogramm Insektenvielfalt und Blühflächen werde ich mich einsetzen. Glyphosat gehört verboten!

Nadin Quest: Mehr Blühflächen und Blühstreifen in der Stadt sind mir ein großes Anliegen. Von einer Bewirtschaftung städtischer Flächen mit Glyphosat halte ich gar nichts.

Wolfgang Pardey: Glyphosat lehne ich natürlich ab. Ob Blühflächen immer die richtigen Lösungen sind, möchte ich bezweifeln.

4. Was werden Sie dagegen unternehmen, dass immer mehr Hausgärten in Schotter- und Pflasterflächen umgewandelt werden?

Roland Zieseniß: Verbote oder gar den Rückbauzwang finde ich falsch, aber eine Eingrenzung ist auch aus meiner Sicht wünschenswert. Deshalb setze ich auf Aufklärung von potentiellen Bauherren durch die Verwaltung.

Henning Schünhof: In zukünftig zu erstellenden Bebauungsplänen sollten die gültige niedersächsische Rechtslage wiedergegeben werden, nach denen zur Zeit Steinflächen nicht zur Gestaltung freier Grundstücksflächen genutzt werden können. Ich setzte auf die Einsicht der Bürgerinnen und Bürger. Baumärkte und Gartenbaubetriebe aufklären.

Nadin Quest: Schottergärten finde ich persönlich schrecklich. Ein Blick in die Niedersächsische Bauordnung zeigt, dass diese gem. § 9, Abs. 2 bereits verboten sind.

Wolfgang Pardey: Vorrangig sind bessere Informationen. Berücksichtigung von Schotterflächen bei der Regenwassergebühr.

5. Was werden Sie für den Schutz und die Vermehrung des Baumbestandes in den Ortschaften unternehmen? Wie stehen Sie zu einer Baumschutzsatzung?

Roland Zieseniß: Baumbestand auf öffentlichen Flächen ist zu schützen. Ich bin gegen eine Baumschutzsatzung.

Henning Schünhof: Nachpflanzungen für gefällte Bäume. Gegen Baumschutzsatzung.

Nadin Quest: Ich bin für eine Baumschutzsatzung.

Wolfgang Pardey: Eine Baumschutzsatzung sehe ich grundlegend als richtigen Weg an. Aber die Bürger sollten immer noch mitbestimmen dürfen, was auf ihrem privaten Grundstück passiert.

6. Würden Sie sich für die Aufstockung des Fachpersonals im Bereich Umwelt- und Naturschutz einsetzen, z.B. durch die Einstellung eines Planungsingenieurs?

Roland Zieseniß: Verstärkung des Fachpersonals für Umweltschutz ist derzeit nachrangig.

Henning Schünhof: Verwaltungsstrukturen sollen geprüft werden, um den Umweltbereich ggf. besser aufzustellen.

Nadin Quest: Wo kein ausreichendes Fachpersonal vorhanden ist, muss dies selbstverständlich aufgestockt werden. Zunächst Gespräche mit den beteiligten Fachämtern, um den konkreten Bedarf zu ermitteln.

Wolfgang Pardey: Kann ich derzeit noch nicht beurteilen.

7. Haben Sie Pläne für die Verbesserung des Radwegenetzes, insbesondere auf der Egestorfer Straße, der Rehrbrinkstraße, der Poststraße und der Wilhelm-Heß-Straße?

Roland Zieseniß: Aktuelles Radwegekonzept der Stadt abwarten. Der Bürgermeister hat bei Regions-, Landes- oder Bundesstraßen keine Entscheidungskompetenz. Und das gilt auch beim Radwegenetz.

Henning Schünhof: Es ist dringend dafür zu sorgen, dass sich die Fahrradwege im Stadtgebiet in einem guten Unterhaltungs- und Ausbauzustand befinden, was leider zurzeit nicht der Fall ist. Engere Zusammenarbeit als bisher mit den Behörden auf Landes- und Regionsebenen erforderlich.

Nadin Quest: Das Radwegenetz in der Stadt Barsinghausen muss an vielen Stellen dringend verbessert werden. Ein großes Problem stellen da u.a. die verschiedenen Zuständigkeiten dar, so sind die genannten Straßen Landesstraßen (L 391, L 392) und die Eingriffsmöglichkeiten der Stadt Barsinghausen sind hier begrenzt.

Wolfgang Pardey: Es gibt sehr gute Fahrradanbindungen, die durch die Feldmark gehen. Außerdem markierte Flächen auf den Straßen mit gleichzeitiger Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit für PKW auf 30 Km/h.

8. Wie stehen Sie zum Ausbau der Windenergie in Barsinghausen? Welche Priorität hat für Sie die Förderung der Solarenergie?

Roland Zieseniß: Vorrangflächen für Windenergie sind erforderlich, ich bin aber gegen den zuletzt vorgesehen Standort bei Egestorf. Mindestabstand 1 km zur Wohnbebauung. Solarenergie ist eine gute Alternative.

Henning Schünhof: Jede Gemeinde benötig in einem angemessenen Rahmen für Windenergieanlagen. Möglichst einvernehmliche Standortfindung. Förderung privater Fotovoltaikanlagen nach Gehrdener Vorbild.

Nadin Quest: keine Antwort

Wolfgang Pardey: Windenergie ist auch in Barsinghausen erforderlich. Solarenergie hat erste Priorität.

Fotos: privat