Deister-Leine-Zeitung wandert ins Stadtarchiv

22 Regalmeter voller Barsinghäuser Geschichte

BARSINGHAUSEN (red). Das Barsinghäuser Stadtarchiv hat eine im wahrsten Sinne des Wortes gewichtige Schenkung erhalten: Emke Hillrichs, ehemaliger Verleger der Deister-Leine-Zeitung, hat der Stadt den gesamten internen Bestand des Blattes geschenkt. „Wir haben insgesamt 304 gebundene Bände erhalten“, freut sich Stadtarchivar Gerald Bredemann. Der Bestand umfasst nahezu den gesamten Erscheinungszeitraum der Deister-Leine-Zeitung. „Lediglich aus einigen der Anfangsjahre, als das Blatt noch Provinzial-Deister-Leine-Zeitung hieß, sowie aus der Zeit zwischen 1941 und 1949 gibt es keine Exemplare. Ansonsten sind die Jahrgänge komplett ins Archiv übernommen worden“, freut sich Gerald Bredemann. Aus Sicht von Bürgermeister Henning Schünhof ist die Schenkung des DLZ-Bestandes durch Emke Hillrichs eine bedeutende Erweiterung des Archivbestandes. „Regional- und Heimatforscher können jetzt die Geschichte Barsinghausens und der umliegenden Kommunen – in manchen Jahren sogar aus dem gesamten nördlichen Calenberger Land – zwischen1885 und 2012 bis auf wenige Ausnahmen quasi lückenlos nachverfolgen“, so der Verwaltungschef. Für ihn selbst habe die morgendliche Lektüre der DLZ für viele Jahre zum Start in den Tag gehört, blickt der Bürgermeister zurück. Nach Meinung von Archivar Gerald Bredemann kann die Bedeutung der Schenkung „nicht nur unter regionalhistorischen Gesichtspunkten, sondern auch aus dem kulturgeschichtlichen Blickwinkel gar nicht hoch genug eingeschätzt werden“. Mithilfe der Ausgaben der Deister-Leine-Zeitung lasse sich auch in dieser Hinsicht ein Bogen vom Kaiserreich über die Zeit der Weimarer Republik und die Jahre von 1933 bis 1945 bis hin zur Wendezeit und den ersten Jahren des neuen Jahrtausends schlagen. „Es ist spannend zu beobachten, wie sich in diesen rund 125 Jahren Werte verändert haben, Standpunkte und Sichtweisen verschoben wurden“, lässt Gerald Bredemann durchblicken.

Auch die Verknüpfung von lokalen Ereignissen mit regionalen, nationalen und internationalen Entwicklungen lasse sich dank der in der DLZ enthaltenen Nachrichten aus Deutschland, Europa und der Welt nachzeichnen. „Die Meldungen und Berichte geben somit einen aufschlussreichen Querschnitt über die politischen, wirtschaftlichen, technologischen und soziologischen sowie kriegerischen Entwicklungen. Die täglichen Werbeanzeigen und Inserate vervollständigen dabei das historische Bild.“ Lob gab es von Emke Hillrichs, Henning Schünhof und Gerald Bredemann indessen für die Mitarbeiter der Barsinghäuser Beschäftigungsinitiative. Sie hatten den Archivar bei der Übernahme der 304 großformatigen Folianten tatkräftig unterstützt. „Ohne die Hilfe der BBI-Mitarbeiter wäre dies kaum zu stemmen gewesen, schließlich wurden mehrere Hundert Kilo Papier bewegt“, erklärt der Stadtarchivar. Die Folianten nehmen nach Angaben von Gerald Bredemann knapp 22 Regalmeter ein. Die Provinzial-Deister-Leine-Zeitung war 1885 von Louis Romeyer in Wennigsen gegründet worden. Wenige Monate später übernahm der Buchdrucker Philipp August Weinaug das Blatt. Verbunden mit dem Eigentümerwechsel war auch der Umzug nach Barsinghausen. In den folgenden Jahren stieg die Auflage kontinuierlich an, 1937 erschienen fast 4.000 Exemplare. Kriegsbedingt wurde der Zeitungsdruck 1941 eingestellt und erst 1949, nach der Gewährung der Pressefreiheit und dem sukzessiven Ende der alliierten Zwangsbewirtschaftung, erschien die DLZ wieder. „In den ersten Jahren nach dem Neustart wurde das Blatt an vier Werktagen verkauft, seit 1958 dann an allen“, erzählt Gerald Bredemann. Am 29. Februar 2012 erschien schließlich die letzte Ausgabe der Deister-Leine-Zeitung, nachdem der Verlag C. W. Niemeyer – seit 1999 Eigentümer des Blattes – wenige Tage zuvor das Ende der 126-jährigen Geschichte verkündet hatte.

Foto: Stadt