Der 800.000. Einsatz eines Zivilschutz-Hubschraubers war dem Retter „Christoph 4“ vorbehalten

REGION HANNOVER (red).

Ein besonderer Zivilschutz-Hubschrauber-Einsatz ist jetzt durch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Bonn-Dransdorf gewürdigt worden. Der in Hannover stationierte Rettungshubschrauber Christoph 4 hob am 16. April in Richtung eines Waldstückes bei Abbensen (Landkreis Peine) ab, um dort ein verletztes Kind nach Fahrradsturz im Wald zu suchen und zu retten. Es war der 800.000ste Einsatz in der Bundesrepublik für die orangefarbige Flotte des BBK, zu der auch der Christoph 4 gehört. Start der Zählung war 1971, als der Bund begonnen hat, spezielle Helikopter für den Zivilschutz vorzuhalten. Der Rettungshubschrauber, besetzt mit einem Piloten der Bundespolizei (Fliegerstaffel Nord), einem Notfallsanitäter/TC-HEMS (Technical Crew Member Helicopter Emergency Medical Services) der Johanniter-Unfall-Hilfe und einer Notärztin der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) musste den 14-Jährigen Tom Joshua erst in unwegsamen Gelände suchen, um ihn dann medizinsch versorgen zu können. „Ich erinnere mich gut an den Tag, denn wir hatten bereits einige Traumaeinsätze hinter uns. Wenn dann noch eine Rettung mit unklarer Ortsangabe dazu kommt, ist das schon ungewöhnlich. Aber dafür sind wir ausgebildet. Wir trainieren regelmäßig, um für die unterschiedlichsten Rettungsaktionen gewappnet zu sein“, sagt Johanniter-Notfallsanitäter/TC-HEMS Marc-Oliver Lüpkemann. Der 14-Jährige war mit seiner Schwester und seinem besten Freund in einem Waldstück bei Abbensen (Landkreis Peine) Mountain Bike gefahren. Er fuhr über eine Wurzel, überschlug sich und blieb verletzt liegen. Freund und Schwester haben schnell reagiert: Sein Freund blieb bei ihm, während seine jüngere Schwester Lilly Hilfe holte. Eine Spaziergängerin leistete Erste Hilfe und verständigte die Rettungsleitstelle. Als ausgebildete Krankenschwester konnte die Frau die Lage gut überblicken. Es war klar: In dem unwegsamen Gelände muss ein Rettungsteam mit Helikopter helfen. So startete Christoph 4 vom Luftrettungszentrum (LRZ) an der MHH aus zum 800.000sten Einsatz eines Zivilschutz-Hubschraubers in der Bundesrepublik. Die Crew des Helikopters fand die Unfallstelle, half schnell und brachte Tom Joshua mit einem komplizierten Armbruch in das Kinderkrankenhaus „Auf der Bult“ nach Hannover. Dem jungen Patienten geht es wieder gut. “An dem Tag hatten wir gutes Wetter und aus der Luft hatten wir eine ausreichende Sicht über das Areal – besser als vom Boden. Einsatztaktisch war das auf jeden Fall von Vorteil. Dass es sich bei diesem Flug um den 800.000sten Einsatz gehandelt hat, ist uns nicht bewusst gewesen. Umso mehr freut es uns, dass die Zivilschutz-Hubschrauber im gesamten Bundesgebiet bereits so oft unterstützen konnten. Diese Zahl verdeutlicht die enorme Bedeutung der Luftrettung,“ sagt Marc-Oliver Lüpkemann. Die zivile Luftrettung in Deutschland ist dieses Jahr 50 Jahre alt geworden. Der Bund verfügt über eine Flotte von 18 Zivilschutz-Hubschraubern (ZSH). Die in erster Linie für den Zivilschutzfall vorgesehenen ZSH starten von zwölf Luftrettungszentren in acht Bundesländern aus und leisten einen wichtigen Beitrag für den Bevölkerungsschutz. Der Präsident des BBK, Christoph Unger, hat den Jubiläums-Einsatz zum Anlass genommen, um auf die bedeutende Aufgabe der ZSH im Bevölkerungsschutz aufmerksam zu machen. Bei dem heutigen Pressetermin in Bonn-Dransdorf waren nicht nur Marc-Oliver Lüpkemann und Dr. Christian Macke (MHH), Ärztlicher Leiter Rettungshubschrauber Christoph 4, sondern auch Torsten Hallmann, Leiter der Fliegergruppe der Bundespolizei und Tom Joshua geladen, zu dessen Rettung der Hubschrauber zu dem Jubiläumsflug abgehoben hatte.

Der Luftrettungshubschrauber Christoph 4: Christoph 4 besitzt einen Einsatzradius von ungefähr 50 Kilometern und fliegt mit einer Geschwindigkeit von maximal 257 Kilometern pro Stunde in die Region und Stadt Hannover sowie in die Landkreise Celle, Peine, Gifhorn, Hameln, Hildesheim, Holzminden, Nienburg, Schaumburg und Soltau-Fallingbostel. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang ist er alarmierbar. Seit 1972 ist der Rettungshubschrauber in Hannover im Einsatz. Im Juli 2019 flog er seinen bereits 70.000sten Einsatz. Er wird durch die Leitstelle nach einsatztaktischen Überlegungen eingesetzt und ist somit über die Rufnummer 112 für die Bevölkerung alarmierbar. Für den Melder eines Notfalls – gleich, welches Rettungsmittel kommt – entstehen keine Kosten.

Das Team von Christoph 4: An der Luftrettung mit Christoph 4 sind mehrere Institutionen beteiligt. Die Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. Landesverband Niedersachsen/Bremen ist für den Dienstbetrieb des Hubschraubers verantwortlich und stellt die Notfallsanitäter und HEMS-TC. Die Piloten gehören der Bundespolizei, Fliegerstaffel Nord Stützpunkt Gifhorn, an und führen die Wartung und Instandhaltung des Hubschraubers durch. Die Notärzte kommen aus der Unfallchirurgischen Klinik der MHH. Die ärztliche Leitung hat seit 2016 Dr. Christian Macke inne. Träger des Luftrettungsstützpunktes ist das Land Niedersachsen. Christoph 4 gehört zur orangenen Flotte der Zivilschutz-Hubschrauber (ZSH) des Bundesministeriums des Innern.

Foto: Johanniter