Der Einsatz für einen Verbleib der WSS hat sich ausgezahlt

Bürgermeister Marc Lahmann und die Befürworter eines Umzugs der Grundschule müssen eine empfindliche Abstimmungsniederlage hinnehmen

BARSINGHAUSEN (ta). Der gestrige Ratsbeschluss für einen Neubau der Wilhelm-Stedler-Schule an selber Stelle resultiert wohl vor allem aus dem enormen Druck aus der Bevölkerung, denn in den letzten Wochen ist mehr als deutlich geworden, dass eine Mehrheit der Bürger einen Verbleib der Grundschule in der zentralen Innenstadt wünscht. Mit 19-Ja-Stimmen gegen 18 Nein-Stimmen wurde ein entsprechender SPD-Antrag, wenn auch denkbar knapp, vom Rat beschlossen. Die Abstimmung fand auf Antrag der Grünen namentlich statt. Vorangegangen waren sehr intensive Diskussionen. Zunächst hatte die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen eine „Aktuelle Stunde“ beantragt, in der insbesondere die „Visionen“ des Bürgermeisters zu einer möglichen Nachnutzung des WSS-Geländes thematisiert werden sollten. „Warum sollte die Innenstadt belebt werden, wenn dort die WSS platt gemacht wird und wer zahlt die Zeche dafür“, fragte die schulpolitische Sprecherin der Grünen, Ulrike Westphal. Verwaltungschef Marc Lahmann antwortete zunächst mit einem Zitat von Altkanzler Helmut Schmidt: „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.“ Darüber hinaus vertrat er den Standpunkt, dass in der Innenstadt Gewerbeflächen fehlen würden und auch nicht klar sei, ob sich ein Einkaufsmarkt bei Volkers Hof realisieren lasse – dann wäre das jetzige Grundschulgelände eine Option, um dieses entsprechend zu entwickeln. Insbesondere Anbieter für Herrenbekleidung, Haushaltswaren und Lebensmittel würden in der City fehlen.

Die Ansiedlung solcher Geschäfte im Bereich der WSS würde das historische Zentrum zerstören, konterte Astrid Wortmann aus dem Publikum, während Grünen-Ratsherr Thomas Lux der Verwaltung eine unzureichende Bürgerbeteiligung, eine Missachtung der Stimmungslage in der Bürgerschaft und zu knappe Informationen vorwarf. Die Informationen der Verwaltung seien umfassend, antwortete Lahmann. Auch das Argument, dass die Schüler im Falle eines Umzugs der WSS an den BBS-Standort künftig die Deisterstraße überqueren müssten, um zur Glück-Auf-Halle zu gelangen, ließ die Verwaltungsspitze nicht gelten. Der Weg sei auch in Begleitung von nur einer Lehrkraft möglich, so Lahmann und Stadtrat Thomas Wolf meinte, dieser Weg könne laut eines Erlasses auch in Eigenverantwortung der Schüler erfolgen. CDU-Fraktionsvorsitzender Gerald Schroth wies insbesondere auf die zusätzlichen Kosten für die Bereitstellung von Containern in Höhe von 1,5 bis zwei Millionen Euro hin, wenn die WSS am jetzigen Standort neu gebaut werden müsste und Kerstin Beckmann von „Aktiv für Barsinghausen“ argumentierte, dass der Charakter des Mont-Saint-Aignan-Platzes unter dem Bau einer vierzügigen Grundschule leiden würde. SPD-Fraktionsvorsitzender Peter Messing machte hingegen deutlich, dass aus Sicht seiner Partei keine neuen Einzelhändler auf der WSS-Fläche wünschenswert seien. Mit Blick auf frühere Ratsbeschlüsse zur WSS meinte er, die Umsetzung dieser sei vom Bürgermeister verzögert worden, weil sie ihm nicht gepasst hätten. Am jetzigen Standort bleiben wolle auch die „Villa Kunterbunt“, so Messing. Bürgerin Dagmar Täger fragte, wie es denn mit zusätzlichen Parkplätzen für die neuen Geschäfte aussehen würde. Dazu sagte Lahmann, eine Zuwegung zu den Geschäften wäre im Bereich zwischen der Glück-Auf-Halle und dem Rathaus möglich. FDP-Fraktionsvorsitzender Fred Wellhausen regte eine ganz andere Nachnutzung der WSS-Fläche an. Dort wären Grünflächen mit Spielplätzen, eine aufgelockerte Bebauung sowie Cafés denkbar. Für einen Umzug an den BBS-Standort warb Bettina Klein (Aktiv für Barsinghausen) – dann wären keine Container für den Schulunterricht nötig. Auch Schroth sagte: „Wir wollen das Geld in Bildung und nicht in Container stecken.“ Die Ratsvorsitzende, Claudia Schüßler, betonte hingegen, es gäbe eine große Bewegung in der Bevölkerung für den jetzigen WSS-Standort. Anders als Lahmann sich geäußert habe, seien die gesammelten Unterschriften sehr wohl etwas wert. Die Entscheidung zum künftigen Standort der WSS werde noch lange nachhallen, prognostizierte Schüßler noch vor den entscheidenden Abstimmungen.

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