„Der Flächenfraß muss ein Ende haben“: Landwirte fürchten um ihre Existenz

Stellungnahme des Landvolkkreisverbandes zur geplanten ICE-Trasse und zur Verlegung der Bundesstraße 65

LVKH_Flächenfraß muss ein Ende haben

V.li.: Hans-Heinrich Edeler, Döteberg; Fred Arkenberg, Kolenfeld; Stephan Löhr, Letter; Dietrich Jaeschke, Holtensen (vom Trassenbau betroffene Landwirte), Joachim Hasberg, stv. Geschäftsführer des Landvolkkreisverbandes Hannover

BARSINGHAUSEN/REGION (red). Auf dem Betrieb von Hans-Heinrich Edeler in Döteberg trafen sich Vertreter des Landvolkkreisverbandes Hannover und betroffene Landwirte aus Barsinghausen, Wunstorf und Seelze, um auf die Auswirkungen des geplanten Bahnausbaus der ICE-Verbindung zwischen Hannover und Bielefeld sowie die Verlegung der B65 zwischen Nordgoltern und Everloh aufmerksam zu machen. Als berufsständische Vertretung von mehr als 3.500 Landwirten und Grundbesitzern in der Region Hannover kritisiert der Landvolkkreisverband Hannover die geplanten Projekte und befürchtet eine Zerschneidung der Landschaft und landwirtschaftlicher Flächen. Der damit verbundene Flächenverbrauch würde dazu führen, dass viele landwirtschaftliche Betriebe in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht würden. Mit der Realisierung der Projekte gingen der Landwirtschaft, aber auch der Bevölkerung, eine erhebliche Anzahl landwirtschaftlicher Flächen unwiederbringlich verloren. „Der Flächenfraß muss ein Ende haben!“, fordert Dietrich Jaeschke, Landwirt aus Holtensen. „Der Bereich des Korridors durchschneidet eine der fruchtbarsten Ackerbauregionen Deutschlands und macht zudem eine Flurbereinigung obsolet, die sich gerade in ihren Schritten zur Flächenneuordnung befindet. Sollte an den Plänen festgehalten werden, ist ein Abschluss des Verfahrens undenkbar, da sich niemand in den Bereich der Trasse legen lassen wird. Damit wären Investitionen im siebenstelligen Bereich aus öffentlicher und privater Hand vernichtet“. Neben dem Flächenverlust für die reinen Baumaßnahmen gingen der Landwirtschaft zusätzliche Flächen für Ausgleichs- und Kompensationsmaßnahmen verloren. Aufgrund der Nähe vieler Projekte zum Ballungsraum Hannover waren bereits in der Vergangenheit Großteile der Grundbesitzer vom Ausbau des Straßen- und Schienenverkehrs sowie  der dazugehörigen Bauten (Brücken oder Tankrastanlagen) betroffen. Hinzu kommt noch der Verlust von landwirtschaftlichen Flächen für Wohnbebauung und Gewerbeflächen. „Mit dem massiven Flächenverbrauch verschwindet die Produktionsgrundlage für uns  Landwirte. Damit auch nachfolgende Generationen wirtschaften können, muss der Flächenfraß gestoppt werden“, so Jaeschke. Der Landvolkkreisverband Hannover fordert daher die Flächeninanspruchnahme möglichst gering zu halten. Um dieses zu gewährleisten, sollte zum Beispiel die Eingriffsregelung im Naturschutzgesetz modifiziert werden. Außerdem fordert der Verband, dass der Vorhabenträger ausreichend Ersatzland zur Verfügung stellt. Beispielsweise können Flächen im Eigentum des Landes oder Bundes (Domänenland) als Ersatzland angeboten werden. Nur so ist gewährleistet, dass die Nachteile nicht ausschließlich auf die privaten Grundeigentümer verteilt sind. Die Deutsche Bahn selbst favorisiert die „Kasseler Kurve“ (Projekt Nr. 2-015-V01). Hier wäre ein Ausbau von nur 5 Kilometern erforderlich. Mit diesem Ausbau kann der West – Ost / Ost – West Güterverkehr mit erheblicher Zeitersparnis erreicht werden. Dieser Ausbau ist kostengünstiger und schafft freie Kapazitäten auf der vorhandenen Strecke Richtung Bielefeld, über die dann die ICEs fahren können.

 

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