„Die Erbauer der Heisterburg hatten Macht über Land und Leute“

Die historische Anlage im Deister wird derzeit mit Grabungen und technisch modernen Untersuchungsmethoden nach fast 90 Jahren wieder erforscht

Grabungsleiter Dr. Markus Blaich vom Landesamt für Denkmalpflege (re.) und Kommunalarchäologe Jens Berthold stellen die freigelegten Fundamente eines Gebäudes im Innern der Burganlage vor.

BARSINGHAUSEN/RODENBERG/BAD NENNDORF (ta). Eine Verabredung mit der Lokal- und Regionalgeschichte nehmen in diesen Tagen die leitenden Grabungsleiter, Dr. Markus Blaich vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege und Kommunalarchäologe Jens Berthold von der Schaumburger Landschaft, unter Beteiligung mehrerer Studenten aus Hildesheim im Bereich der inneren Wallanlage der sogenannten Heisterburg wahr. Im Vergleich zu ähnlich alten Burganlagen stelle die Heisterburg eine der wichtigsten und am besten erhaltenen dar, was halt fehle seien schriftliche Quellen aus der Entstehungszeit. Erbaut worden sei sie nach jetzigem Kenntnisstand im 10. oder 11. Jahrhundert. Zwar sei der ursprüngliche Zweck der Anlage immer noch unbekannt, aber der Standort zeige, dass die Lage aus strategischen Gesichtspunkten gut gewählt worden sei, denn von hier habe man einen guten Blick in das Tal und der historisch bedeutsame Hellweg sei auch in der Nähe verlaufen, so Blaich. Man könne also davon ausgehen, dass der oder die Bauherren hier über politische und militärische Macht verfügten. Möglich sei ein Zusammenhang zu den Besitzungen der Billunger im Deister-Süntel-Tal. Die Hauptburg habe rund 300 Menschen Platz geboten, auch das zeige, dass der Erbauer eine gehobene gesellschaftliche Position innehatte. Seit 2014 seien im Bereich der Heisterburg schon geophysikalische Untersuchungen durchgeführt worden, ohne dabei den Boden zu öffnen. Zu erkennen gewesen seien rechtwinklige Strukturen, die auf vorhandene Gebäude hindeuteten und im letzten Jahr habe dann die Universität Hannover mithilfe von Laserscannern 3D-Modelle und ein Oberflächenrelief des weitläufigen und daher schwierig zu untersuchenden Areals erstellt, erklärt Jens Berthold.

Sorgsam freigelegt wurden jetzt mehrere Steinlagen von ehemaligen Gebäuden, Fundamente, eine Baugrube mit Mörtel, Feuerspuren, die eventuell auf einen Ofen hindeuteten, ein Mauerwerk sowie eventuell ein Schwellbalken. Unter anderem seien die genauere Datierung der Burganlage und die Erstellung von exakteren Plänen von den Standorten der Mauern und Gebäude die Ziele der Grabungskampagne, betonte Blaich. Geklärt werden solle außerdem, was sich im Burginneren alles befand und ob von den mittelalterlichen Erbauern sogar eine noch ältere Anlage genutzt worden sei.

Hierzu würden von den Studenten Messungen vorgenommen und Zeichnungen angefertigt. Ziemlich überrascht zeigten sich die Forscher, dass bei den aktuellen Grabungen bislang nur wenige aussagekräftige Funde, wie Keramiken oder Knochen, zu Tage gefördert wurden. Eigentlich müsste es mit Blick auf die intensive Nutzung der Burg durch die relativ vielen Menschen mehr Funde geben. Eine mögliche Erklärung wäre, dass die Anlage nicht allzu lange genutzt worden sei. Offen sei auch, ob es einen Zusammenhang zwischen der Heisterburg und der nahen Wirkesburg beim Feggendorfer Stollen gebe. Um die jetzt untersuchten Flächen für zukünftige Forscher zu bewahren und zu schützen, werden diese nach Abschluss der Grabungen wieder mit Erde bedeckt. Es bleiben also noch genügend offene Fragen und Geheimnisse der Heisterburg für die kommenden Generationen erhalten.

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