„Die Umwege sind am schönsten“: Neue Ausstellung im Kunstraum Benther Berg wird eröffnet

BENTHE (red).

Im Kunstraum Benther Berg eröffnet am Sonntag, 4. September, um 11 Uhr die Barsinghäuser Malerin Kristina Henze vom Vorstand des Vereins die Ausstellung „Verdichtungen“. Erneut hat sie die Künstlerin Gudrun Hanisch eingeladen, die vor sieben Jahren eindrucksvolle Werke gezeigt hatte, große, hochformatige, abstrakte, auf Seide gemalte Bilder mit sich überlagernden, rhythmisierten Strichfolgen. Wer diese Bilder damals betrachtet hat, wird sie jetzt wohl gleich vor seinem inneren Auge auftauchen sehen. „Seidenwege“ hatte Gudrun Hanisch ihre Ausstellung damals benannt und damit Assoziationen an die sagenhafte Karawanenstraße, an Abenteuerliches, Kostbares geweckt. Eine langjährige, gefahrvolle Unternehmung war das damals. Nicht nur Kaufleute, auch Armeen von Soldaten, aber auch Künstler zogen von West nach Ost und umgekehrt von Ost nach West. Auch Gudrun Hanisch zog von Ost nach West. Kristina Henze ist überzeugt, dass ihr Lebensverlauf eine gewisse Verwandtschaft aufzeigt zu diesen risikoreichen, frühen Fernreisen, die in unsichere Streckenabschnitte geteilt waren. Geboren ist Hanisch in Swinemünde (heute Polen), Abitur hat sie in Wollgast in der früheren DDR gemacht, ein Berufsabschluss erfolgte in Textilwerkstätten bei Zwickau, in Burg Giebichenstein bei Halle studierte sie bei Willi Sitte, einem der einflussreichen Vorzeigekünstler der DDR. Burg Giebichenstein galt insgeheim als die Kunstakademie, an der die größte künstlerische Unabhängigkeit herrschte. Unter dem Deckmantel „Kunsthandwerk“ konnten hier in der Zeit der DDR die freien Künste überleben.

Nach einer kurzen Lehrtätigkeit an der Fachschule für Angewandte Kunst in Schneeberg wurde sie fristlos entlassen aus politischen Gründen. In der damaligen Zeit gab es immer eine Parallelwelt der Unangepassten, betont Kristina Henze mit einem Zitat von Friedrich Schiller: „Die Kunst ist eine Tochter der Freiheit“. Kristina Henze hebt hervor, dass die Künstler dort im Spannungsfeld von Rollenbild und Rückzug standen, verordnetem Kollektivismus und schöpferischer Individualität. Gudrun Hanisch hatte das Glück, nicht aus dem Verband der bildenden Künstler ausgeschlossen zu werden, was einem absoluten Berufsverbot gleichgekommen wäre. So konnte sie sich und ihre Familie unter erschwerten Bedingungen durchs Leben bringen bis zu ihrer Ausreise nach Hannover 1989. Sozusagen als späte Wiedergutmachung wurde sie 1992 zur Professorin für Textilgestaltung nach Zwickau berufen. „Die Kunst ist die höchste Form der Hoffnung“, sagte Gerhard Richter in einem Interview. Gudrun Hanisch äußert sich bescheidener über ihre Wege zur freien Kunst: „Die Umwege sind am schönsten!“ Gudrun Hanisch wird bei der Eröffnung über ihre unterschiedlichen Arbeitsweisen sprechen, über die dabei eingesetzten Materialien und ihren Vorstellungen, aus denen in langsamen kontinuierlichen Prozessen Verdichtungen zu komplexen Gebilden herauswachsen.

Ausstellungsdauer : 4. September bis 2. Oktober

Eröffnung: 4. September um 11 Uhr

Öffnungszeiten Sa 15 -17 Uhr, So 11 – 17 Uhr

Kunstraum Benther Berg, Bergstr. 3, 30952 Ronnenberg-Benthe

Foto: privat