Diesen heimischen Jäger bekommen nur wenige Menschen zu Gesicht

Naturschützer plädieren für die Abschaffung der Dachsjagd

NIEDERSACHSEN (red). Auch wenn er in vielen Regionen Deutschlands weit verbreitet ist, seine Bauten in kaum einem Wald fehlen, haben den nachtaktiven Dachs wohl nur die wenigsten Naturfreunde schon leibhaftig zu Gesicht bekommen. Viele kennen ihn bestenfalls ausgestopft oder von den weichen Rasierpinseln, deren Haar allerdings meist aus asiatischen Dachszuchten stammt. Mit 80 bis 90 Zentimetern vom Kopf bis zur Schwanzspitze ist der grau gefärbte Dachs mit den typischen schwarzen Gesichtsstreifen nicht viel größer als der Rotfuchs. Der Körperbau von Meister Grimbart ist aber breiter und gedrungener als bei Reineke und so bringen gut genährte männliche Dachse bis zu 15 oder gar 20 Kilogramm auf die Waage, während Füchse nur auf sieben Kilo kommen. Dachse leben vorzugsweise in Laub- und Mischwäldern, kommen aber auch in Parks und in heckenreichen Feldfluren vor. Wichtig für die Höhlenbauer ist der Boden, felsiger Untergrund oder lockerer Sand sind ebenso ungeeignet wie grundwasser- oder überflutungsgefährdete Regionen. Dachse haben an den Vorderpfoten lange Klauen, mit denen sie hervorragend graben können.

Unterirdische Mehrfamilienhäuser: Bis zu fünf Meter tief reichen die über mehrere Eingänge zugänglichen Wohnkessel. Im Laufe der Zeit werden die unterirdischen Wohnungen von Dachsgeneration zu Dachsgeneration erweitert, so dass das System hunderte Meter lange Gänge und zig Wohnkessel umfassen kann. Neben mehreren Dachsfamilien finden dann auch Füchse im Dachsbau Platz. Fast wäre dem Dachs die enge Verbindung mit dem Fuchs zum Verhängnis geworden. Als in den 70er Jahren zur Tollwutbekämpfung allerorten Fuchsbauten vergast wurden, fielen dem auch viele Dachse zum Opfer. Inzwischen haben sich die Dachse aber nicht nur in Deutschland wieder gut erholt. Unser heimischer Dachs mit dem wissenschaftlichen Namen Meles meles besiedelt das gesamte europäische Festland bis zum Polarkreis, außerdem die gemäßigten Breiten Asiens bis nach Japan. Zoologisch betrachtet, ist der Dachs der größte unserer heimischen Marder. Im Februar oder März bringt die Dächsin bis zu fünf Junge zur Welt, meist sind es zwei. Die Tragezeit ist unterschiedlich lang, denn je nach Zeitpunkt der Empfängnis tritt eine sogenannte Keimruhe ein, so dass am Ende der Nachwuchs bei allen Dachsen exakt zur „richtigen“ Jahreszeit zum Winterende hin geboren wird. Die zunächst rein weiß behaarten und blinden Jungtiere werden zwei bis vier Monate lang gesäugt und verlassen unter Obhut der Mutter erst im Frühsommer erstmals den Bau. In Deutschland gehört der Dachs zu den jagdbaren Arten. Laut Bundesjagdzeitverordnung darf ihm von Anfang August bis Ende Oktober nachgestellt werden. Da die vielen tausend getöteten Dachse nicht genutzt werden, plädiert der NABU allerdings für eine Abschaffung der Dachsjagd.

Text: (elg) / Foto: NABU/Rolf Jürgens