Elchnachwuchs sorgt im Wisentgehege für Verzücken

Kälbchen Susi mit der Flasche aufgezogen

SPRINGE (red). Fröhlich und ungestüm tobt das kleine Elchbaby Susi im nichtöffentlichen Teil des Wisentgeheges über die Wiese – die ersten Wochen möglichst mit Blickkontakt zu Wisentgehegeleiter Thomas Hennig, ihrem Ziehvater. Der zieht sie mit der Flasche auf. Zu Beginn der Inobhutnahme hat Susi ihre Tage ausschließlich im Stall verbracht. Bei der großen Hitzewelle wurde ein Klimagerät eingesetzt. Anders als Kälte, stellt Hitze sogar für erwachsene Elche ein Problem dar. Später durfte das Kälbchen unter Aufsicht auf die Wiese. Inzwischen verbringt Susi fast den ganzen Tag draußen. Sie entscheidet selbst, ob sie den Stall aufsucht oder draußen ist.

Geboren wurde das kleine Elchkalb bereits am 20. Juli. Wisentgehegeleiter Thomas Hennig freute sich, dass es Mutter Silvia und der Kleinen nach der Geburt gut ging. Aber bereits zwei Tage später kam der große Schreck: Elchkuh Silvia hatte einen Milchstau – Klein Susi drohte zu verhungern. Er nahm das Elchbaby am 22. Juli abends in seine Obhut. Damit nicht genug, Mutter Silvia war in einem schlechten Zustand, musste narkotisiert und umfassend behandelt werden. Der Tierarzt nahm sogar eine Gebärmutterspülung vor. Und Susi sperrte sich zuerst gegen die erste Milchfütterung per Flasche, die um 22 Uhr stattfand. „Ein Nuckel ist eben anders als ein Euter“, sagt Thomas Hennig. „Um 2 Uhr nachts, es war bereits die vierte Fütterung infolge, hatte Susi das Prinzip Nuckel verstanden und säuft seitdem perfekt“, zeigt sich der Wisentgehegeleiter erleichtert.

Fünf Wochen lang gab es zehn Mahlzeiten Ziegenmilch täglich rund um die Uhr. Bis zu sechs Liter Milch betrug die Tagesportion. Hennig bekam in dieser Zeit wenig Schlaf…. Schon seit der dritten Woche nahm Susi zusätzlich Blätter und Kräuter auf. „Zunächst nur in der Größe eines Blumenstraußes, mittlerweile sind es etliche Zweige die mein Ziehkind verputzt“, berichtet Hennig. Seit einigen Tagen frisst sie sogar pelletiertes Spezialfutter für Elche. Susis nächster Lernschritt wird sein, Wasser aus einem Trog zu saufen. Da weigert sie sich noch beharrlich. „Bei der Aufzucht von Susi wurde ich zeitweilig unterstützt von Melina Hennig und Imke Heyter. Lange Zeit war Susi allerdings so auf mich fixiert, dass sie Nahrungsaufnahme in meiner Abwesenheit verweigert hat.“ Im Laufe der Zeit musste das Elchbaby vier Krisen überstehen. Zweimal plagten sie Durchfallerkrankungen, die zunächst antibiotisch behandelt wurden. Gegen einen dritten Durchfall wurde die erste Wurmkur verabreicht. Später kam es zu wachstumsbedingten Knochenhautentzündungen, die mit entzündungshemmenden Medikamenten und Veränderung der Milchrezeptur erfolgreich behandelt wurden. „Handaufzuchten von Elchen sind schwierig. Umso mehr freuen wir uns, dass es Susi gut geht“, sagt Hennig.

Besucher des Wisentgeheges können Susi noch nicht erleben. Wann sie im Wisentgehege einzieht, hängt von der weiteren Entwicklung ab. Sie muss dazu komplett von der Milch entwöhnt sein und absolut sicher ausreichend Futter aufnehmen. Übrigens: Bereits Elchkuh Silvia und ihren Zwillingsbruder Carl Gustav hatte der Wisentgehegeleiter mit der Flasche aufgezogen, nachdem ihre Mutter kurz nach der Geburt verstorben war. Seitdem besteht ein Vertrauensverhältnis zwischen Hennig und Silvia. Nur deshalb durfte er sich so kurz nach der Geburt dem Elchbaby nähern. (Siehe Fotos) Elchkühe sind ansonsten sehr gefährlich und verteidigen ihren Nachwuchs. Achtung: Wegen der Corona-Pandemie sagt das Wisentgehege alle Veranstaltungen bis Ende Oktober ab. Ein normaler Besuch des Wisentgeheges ist möglich. Weitere Auskünfte erhalten Besucher des Wisentgeheges auf der Homepage unter www.wisentgehege-springe.de sowie unter Telefon (0 50 41) 58 28.

Foto: Wisentgehege