Elternvertreter lehnen Räume der Stadtverwaltung im Neubau der Wilhelm-Stedler-Schule ab

BARSINGHAUSEN (red).

Auf Initiative der Barsinghäuser Grünen-Ratspolitikerin Ulrike Westphal fand am gestrigen Freitag ein Treffen in der Aula der Wilhelm-Stedler-Schule statt (unter Einhaltung der bestehenden Abstands- und Hygieneregeln), bei dem es über den aktuellen Stand zum Neubau der Grundschule ging. Schulleiterin Kathrin Flade setzte dabei politische Vertreter aus CDU, SPD und Grüne über den Staus Quo in Kenntnis. Ebenfalls anwesende Elternvertreter wurden im Anschluss um eine Einschätzung zu dem bislang nicht öffentlich gemachten Vorhaben gebeten, der Teile des Schulgebäudes als Verwaltungsfläche vorsieht. Hierzu formulieren die von dieser Nachricht überraschten Eltern ihre Bedenken, da die neue Planung auf Kosten der Kinder gehen wird. „Wir Eltern sind verwundert, dass für uns urplötzlich und ohne weiteres Diskussionsforums, die Verwaltungsspitze entschieden hat, Räumlichkeiten der Stadtverwaltung auf dem Schulgelände einzuplanen. Und dies soll bereits im am Montag tagenden Schulausschuss beschlossen werden. Transparenz und Bürgerbeteiligung geht anders! Wir lehnen das von der nun vorgelegte Raumkonzept ab und führen hierfür eine Reihe von Argumenten auf:

  • Wir finden, dass die Schule weiterhin eigenständig bleiben soll. Betont die Verwaltungsspitze heute, es gäbe dort keinen Publikumsverkehr, so kann aber nie ganz ausgeschlossen werden, dass sich die Nutzungsbedingungen der Verwaltungsräume in Zukunft ändern und dann doch für Publikumsverkehr geöffnet wird. Wie reagieren oder fühlen sich die Kinder, wenn sich fremde, erwachsene Personen im Gebäude/auf dem Gelände aufhalten, Kinder vielleicht sogar ansprechen?

 

  • Es soll durch den Neubau mehr Platz für die Kinder (innen wie außen) geschaffen werden, um auch auf zukünftige Konzepte „Bildung 2040/Schule im Aufbruch“ (des nds. Kultusministeriums) reagieren zu können.Warum sollen nur 5 qm pro Kind Schulhoffläche geschaffen werden? Warum wird nicht das gesamte Grundstück für die Kinder ausschöpft? Es sollte ihr Ort werden, dort wo sie gerne hingehen, wo sie sich frei fühlen können und sich eigenständig entwickeln können. Immerhin war es die Verwaltung, die den Schulneubau auf das Bert-Brecht-Geländer mit dem Argument auslagern wollte, dort stünde der Schule mehr Fläche zur Verfügung. Das scheint heute aus Verwaltungssicht kein Problem mehr darzustellen: Unter anderem sind nicht unerhebliche Parkflächen für Verwaltungsmitarbeiter/innen geplant, die zum Beispiel Raum nehmen würden für eine mögliche Außensportanlage (aktuell weichen die Schüler/innen für Sportaktivitäten im Freien zur Adolf-Grimme-Schule aus).

 

  • Zusätzlich führen diese zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen. Die Kinder müssten an Parkplätzen vorbei, um zur Sporthalle zu kommen. Hier haben wir als Elternvertreter Bedenken, dass es zu einer vorsätzlichen und unnötigen Gefährdung im Straßenverkehr kommen kann.
  • Warum Räumlichkeiten für Mitarbeiter/innen schaffen, die noch überhaupt nicht da sind und in Zeiten, in der sich die Arbeitswelt immer mehr digitalisiert und auch Arbeitsformen wie „Homeoffice“ durchsetzen werden, ohnehin als rückwärts gewandt erscheinen?

Und wenn weitere Räumlichkeiten für die Verwaltung akut notwendig sind: Warum wird nicht über alternative Standorte nachgedacht? Warum nicht die zwei bereits bestehenden Rathäuser erweitern, warum muss stattdessen aus rein wirtschaftlicher Abwägung unser ohnehin nicht üppig ausgestattetes Schulgelände herhalten? Jahrelang werden die Planungen unserer Schule hingezogen – während die Verwaltungsspitze nun binnen von vier Wochen Tatsachen in eigener Sache schafft und plötzlich ganz schnell und problemlos Platz für eine Erweiterung des Bürogebäude planen kann?

 

  • Warum müssen Schüler/innen um jeden Quadratmeter kämpfen – während der Arbeitsplatz von Erwachsenen klar geregelt ist und nicht in Frage gestellt wird? Für Bürobauten gelten Vorgaben, hier gibt es Richtlinien, Gesetze und Verordnungen. Und im Schulbau? Da haben die kommunalen Spitzenverbänden vor vielen Jahren die Schulbaurichtlinie außer Kraft gesetzt (weil ihnen der Schulbau zu teuer wurde). Der Arbeitsplatz eines Erwachsenen ist klar definiert und wird auch nicht in Frage gestellt. Der Arbeitsplatz unserer Kinder, unserer Zukunft, hingegen muss bei jedem Schulbau neu verhandelt werden. Die Stadt Barsinghausen sollte hier als Vorreiter und Vorbild vorangehen – und sich nicht an einer außer Kraft gesetzten Schulbaurichtlinie orientieren, die wohlgemerkt noch mit Schreibmaschine getippt ist! Und bei alledem sollte man Bedenken, dass Niedersachsen bei der Fläche pro Schüler bundesweit im Vergleich ganz an der untersten Skala steht!

 

  • Mit gutem Beispiel geht hier auch die Stadt Hannover voran: Hier wird mit einem schülerorientierten Raumprogramm versucht weiterzudenken. An diesem Raumprogramm hatte sich auch der ursprüngliche Plan zwischen Schulleitung und dem zuständigen Verwaltungsfachdienst angelehnt. Dass hier unter größtem Einsatz entwickelte Raumprogramm stellte die Belange der Schüler/innen klar in den Fokus – und beachtete bereits bekannte Veränderungen im Schulplan, die in Zukunft räumliche Auswirkungen haben werden. Dieses Raumprogramm wurde nun durch die Verwaltungsspitze gekürzt.(Beispiel: Ein Ganztagsbereich für schätzungsweise 260 der künftig 400 Schüler mit 160qm freier Spielfläche auszustatten, erscheint uns weltfremd. Auch wenn dazu noch Projekträume zur Verfügung stehen.) Und wir fragen uns: Warum? Damit die Verwaltung Platz hat? Für den schulischen Außenbereich überprüft die Stadt Hannover aktuell gerade den Außenraumbedarf von 5qm deutlich nach oben zu korrigieren!

 

  • Ganz wichtig ist es uns zu betonen: Wenn es nun notwendig ist das Raumprogramm zugunsten unserer Kinder aufgrund der Kürzungen erneut zu diskutieren und in der Schulausschusssitzung am Montag kein Beschluss gefasst werden kann, so nehmen wir Eltern den weiteren Verzug einiger Monate gerne in Kauf. Der Neubau der Wilhelm-Stedler-Schule zieht sich seit Jahren hin – da machen ein paar Monate mehr oder weniger auch nichts mehr aus. Die Qualität des Raumprogramms sollte durch die plötzliche Diskussion einer Erweiterung der Schule um einen Verwaltungsbau nicht in den Hintergrund gedrängt werden“, betonen die Elternvertreter der Wilhelm-Stedler-Schule.