In Kooperation von „Barsinghausen ist bunt“ und der Siegfried-Lehmann-Stiftung wurde gestern die Ausstellung der Mobilen Beratung und der Betroffenenberatung in der KGS-Goetheschule eröffnet
BARSINGHAUSEN (ta/red). Zusammen mit der Siegfried-Lehmann-Stiftung und dem Bündnis „Barsinghausen ist bunt“ haben die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus und die Betroffenenberatung Niedersachsen gestern im Vorfeld des Holocaust-Gedenktages die Ausstellung „Erinnern heißt kämpfen!“ – Zwischen Anerkennung und Vergessen“ eröffnet, die den Todesopfern von rechter Gewalt in Niedersachsen seit 1990 gewidmet ist. Die Ausstellung wird sowohl in der KGS als auch im Hannah-Arendt-Gymnasium gezeigt und im Unterricht behandelt.
Bürgermeister Henning Schünhof sagte in seiner Funktion als Vorsitzender der Siegfried-Lehmann-Stiftung, die Dokumentation erinnere an elf Personen, die aufgrund ihrer Herkunft, der politischen Gesinnung oder der sexuellen Ausrichtung Opfer von Gewalttaten geworden seien, wobei sich diese eben nicht zur NS-Zeit, sondern erst in den letzten Jahrzehnten ereignet hätten. Theoretisch könne jede Person zum Opfer von rechten Tätern werden, umso wichtiger sei es, das Wesen der Demokratie und die freiheitliche Grundordnung zu schützen. Dass die Würde des Menschen unantastbar sei, sei eine direkte Lehre aus der Nazi-Diktatur, von daher könne die Ausstellung gar nicht aktueller sein, betonte Schünhof auch mit Blick auf das jüngste Treffen von rechtsgesinnten Personen in Potsdam, bei dem es um die Vertreibung von Menschen aus Deutschland gegangen war. „Es ist Zeit, gegen die rechten Angriffe aufzustehen“, so Schünhof.
Sybille Busse, Sprecherin von Barsinghausen ist bunt, sagte, die Aufarbeitung der NS-Zeit stoße immer wieder an Mauern, weil das Konglomerat der Vertuschung bis in die heutige Zeit fortwirke. Auch deshalb müssten die Aktivitäten der heutigen Rechten aufgedeckt werden, forderte sie.
Ruben Bögeholz von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus erklärte, man berate betroffene Personen und Zeugen von Taten und unterstütze zivilrechtliche Einrichtungen. Das Erinnern an die Opfer rechter Gewalt störe ein Stück weit auch die deutsche Erfolgsgeschichte der Einheit, denn es wurden auch Menschen ausgeschlossen. Geschichten von Betroffenen würden im öffentlichen Diskurs kaum beachtet und Gewalttaten häufig verharmlost. Hinzu komme noch, dass Gerichte die Taten nicht angemessen ahndeten oder als rechte Gewalt einstuften. Deshalb müssten die Motive der Täter klar benannt werden, forderte Bögeholz, der zudem kritisierte, dass bis heute eine Liste von Getöteten fehle. Wichtiger Bestandteil der Beratungsstelle sei daher die Rekonstruktion der Geschichten der Opfer.
Am 17. Januar um 18 Uhr findet darüber hinaus in der Goetheschule eine Vortragsveranstaltung mit Andrea Röpke, Fachjournalistin und Autorin, zum Thema „Demokratie in Gefahr – neue rechtsextreme Erscheinungsbilder in der Region“ statt.
Fotos: ta