„Erneuerbare sind die Lösung“: Ökostation begrüßt das Abschalten der letzten deutschen Atommeiler

GROßGOLTERN (red).

Zum Abschalten der letzten Atomkraftwerke in Deutschland teilt Frank Roth von der Ökostation Deister-Vorland mit: „Der weltweit stetige Niedergang der Atomkraft zeigte sich auch in Deutschland in 2022: Der Anteil von AKW-Strom an der gesamten Stromproduktion fiel von 12% in 2021 auf nur noch 6% – das waren 35 Milliarden Kilowattstunden/Terrawattstunden. Gleichzeitig hat Deutschland aber Strom im Überschuss – Deutschland war im Jahr 2022 erneut Netto-Stromexporteur mit insgesamt 26,28 TWh. Dabei betrug der Export 62,05 TWh (2021: 56,99 TWh) und der Import 35,77 TWh (2021: 39,60 TWh). Der Nettoexport ist im Vergleich zu 2021 (17,39 TWh) um 51,1 Prozent gestiegen. Deutschland hat also mehr Strom exportiert als die  AKW produziert haben! Das Erbe der Atomzeit wird noch viele Generationen beschäftigen – deshalb muss jede weitere Tonne Atommüll vermieden werden: 600.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktive Abfälle strahlen noch 500 Jahre und etwa 30.000 Kubikmeter hochradioaktiver Abfall ist erst nach 200.000 Jahren abgeklungen.

Der Rückbau der AKW fordert Milliardenkosten, er dauert 10 Jahre und mehr. Zum Beispiel Brunsbüttel: Beginn 2007, bis heute plus weitere 15 Jahre = 31 Jahre; Kosten gesamt: 1000 Millionen Euro. Zum Beispiel Greifswald-Lubmin: Beginn 1995, Arbeit wahrscheinlich bis 2035; die Kosten? Und wie wird das eigentlich bezahlt? Der Rückbau wird insgesamt weitere 10.500 Tonnen hochradioaktives Material erzeugen, die ebenfalls noch unterzubringen sind. 

Tausende Tonnen hochradioaktives Material warten in Zwischenlagern und Castorbehältern auf eine für Jahrtausende sichere Endlagerung. Das Abenteuer Atomstrom wurde einfach durchgeführt, ohne dass die Abfallfrage geklärt war – obwohl gesetzlich vorgeschrieben! Wem hat das genutzt – den Stromfirmen, wie damals unsere HASTRA, die zusammen mit der Preussen Elektra z.B. auch das AKW Grohnde sehr profitabel nutzten: Pro Tag eine Million Euro Nettogewinn! Den gefährlichen Atommüll mussten sie nicht entsorgen.

Aber Niedersachsen bot sich an – unser CDU-Landesherr Albrecht bot Lösungen an: Schacht Konrad und Endlager Gorleben. Seit 1982 gibt es den  Streit um Schacht Konrad bei Salzgitter. Bürger und Bürgerinnen waren dagegen. Er wird nun ab 2027 Endlager für 303.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktiven Atommüll werden. Experten und auch der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND)  sind nach wie vor davon überzeugt, dass im Laufe der Zeit der eingelagerte Atommüll Kontakt zu Grundwasser führenden Schichten bekommt und Strahlung in die Umgebung ausgeschwemmt wird. Besonders typisch und verwerflich für den Umgang mit der Atomenergie ist die teilweise illegale Entsorgung von Atommüll von 1967 bis 1978 in der Schachtanlage Asse im Landkreis Wolfenbüttel. Drei Jahrzehnte des Kampfes der Bürgerinitiativen führten dazu, dass die damals eingelagerten 126.000 Fässer ab 2033 wieder herausgeholt werden müssen! Geschätzte Kosten 4 Milliarden Euro! Bereits die Vorbereitung des maroden Bergwerks, die 2019 begann, wird ca. 3,7 Milliarden Euro kosten. Die Kosten für die eigentliche Bergung des Atommülls werden auf rund vier Milliarden Euro geschätzt. 

Die Arbeiten an der Endlagerung werden voraussichtlich bis weit ins 22. Jahrhundert dauern. In 2017 einigte sich die Atomkommission unter Merkel darauf, dass die vier Atomkonzerne in Deutschland 23 Milliarden Euro in einen staatlichen Fonds übertragen für die Zwischen- und Endlagerung des Atommülls. Aber nach heutiger Einschätzung könnte sie einen mittleren zweistelligen – oder auch einen dreistelligen Milliardenbetrag verschlingen – diese Langzeitkosten muss dann der Staat – also wir und unsere Nachkommen als SteuerzahlerInnen – übernehmen.

 

Frank Roth von der Ökostation

Die Erneuerbaren sind die Lösung: Die Regierung unter Merkel behinderte die Erneuerbaren massiv, diese Blockaden wirken immer noch, können nur langsam abgebaut werden. Auch BarsinghäuserInnen merken das, weil Beantragungen sehr aufwändig sind, dadurch unnötig lange dauern und weil z.B. in einem Mehrfamilienhaus PV-Strom nicht verteilt werden kann… Trotzdem steigt das Interesse in der Bevölkerung an den Erneuerbaren spürbar. Vor allem die vernachlässigte Windkraft soll stark ausgebaut werden. Und – wo immer es geht – soll eigener Strom hergestellt werden, ein Beitrag  zur Klimawende und um sich vom hohen Strompreis abzukoppeln. Dieser bundesweite Trend wird sich in den kommenden Jahren noch verstärken und auch zu einer deutlichen Entspannung am privaten Stromgeschehen führen – der private Stromverbrauch kann sinken.“

Fotos: privat