Exmoorponys tragen zum Erhalt des Hutewaldes bei

SAUPARK (red).

Eine kulturhistorische, durch Beweidung geprägte Waldbewirtschaftungsform, welche Ende des 19. Jahrhunderts ein Ende fand, wird von den Niedersächsischen Landesforsten am Leben gehalten. Der Hutewald im Gelbbachtal beherbergt Hochlandrinder und seit dem 21. Mai auch drei Exmoorponys aus dem Solling. Sie sollen gemeinsam mit einer Rinderherde die Fläche pflegen und offenhalten, wodurch die besonderen Strukturen des Hutewaldes erhalten werden. Diese offene Waldlandschaft ist ein wertvoller und seltener Lebensraum, an den etliche Tier- und Pflanzenarten gebunden sind. Der Hutewald im Gelbbachtal nahe der Sennhütte ist bereits seit 6 Jahren Heimat einer Herde Schottischer Hochlandrinder des Springer Biolandwirts Friedrich Bartels. Die Aufgabe der Rinder ist es, den Wald offen zu halten und die aufkeimenden Pflanzen kurz zu halten. „Die Rinder haben den Tag über nichts Anderes zu tun, als sich die Bäuche mit dem Grün voll zu schlagen. Dadurch hat der Wald fast keine Chance sich zu schließen. Das soll er aber auch gar nicht. Die alten Eichen und die parkähnlichen Strukturen sind genau das, was für viele spezialisierte Tier- und Pflanzenarten wichtig ist“, erklärt Heiko Brede, Förster für Naturschutz im Forstamt Saupark. Auf der eingezäunten, 20 ha großen Fläche sind neben den alten Eichen vereinzelt junge Eichen zu finden, die durch Holzgerüste geschützt sind. Diese sollen langfristig die alten Bäume des Hutewaldes ersetzen. Denn die Nachkommen müssen gesichert werden, sonst gibt es auch keine Bäume für die Zukunft. Brede betreut den Hutewald seit 6 Jahren und erklärt: „Hutewälder waren früher wichtig für die Landbevölkerung. Die Menschen trieben das Vieh in den Wald, um es gerade in Mastjahren, wenn die Eichen und Buchen viele Früchte trugen, fett zu bekommen. Durch eine enorm hohe Dichte an Tieren auf der Fläche wurde, bis auf die alten Bäume, restlos alles abgefressen. Dadurch kamen  keine neuen Bäume nach, die später einmal die Nachfolge der alten Eichen sein konnten. Wären diese alten Eichen abgestorben, wäre es vorbei mit der so typischen Struktur gewesen. Über die Steuerung der Anzahl der Tiere und den Einzelschutz der Bäume können wir gewährleisten, dass auch die nächste Eichengeneration gesichert ist und nicht abgefressen wird. Heutzutage ist ein Hutewald ein seltener Sonderlebensraum mit einer sehr hohen Artenvielfalt.“ Die Rinder im Gelbbachtal hatten bisher die Fläche für sich alleine, doch seit wenigen Tagen ist Unterstützung aus dem Solling gekommen. Drei Exmoorponys aus dem Hutewald Reiherbachtal der Landesforsten im Süden Niedersachsens beweiden nun auch den Hutewald zwischen Dörpe und Eldagsen und sind dort auch zu beobachten. „Die Pferde haben ein anderes Fraßverhalten als die Rinder, somit werden sie diese gut ergänzen, um gezielt diese offene Waldlandschaft zu pflegen. Arten wie der Hirschkäfer, der Mittelspecht, mehrere seltene Fledermaus- und diverse Wildbienenarten finden hier optimale Lebensbedingungen. Letztlich ist das Gelbbachtal aber nicht nur für den Artenschutz wichtig, sondern erfreut sich auch bei vielen Waldbesuchern großer Beliebtheit““, erklärt Brede.

Hintergrundinfos: „Die historische Hutewaldnutzung im Gelbbachtal wurde etwa 1880 eingestellt. Die einst offenen Waldlächen gingen dadurch verloren. Um Fichten anpflanzen zu können, wurde fdie Fläche durch ein Grabensystem systematisch entwässert. All dies wurde in den vergangenen Jahren zurück entwickelt. Das Nadelholz verschwand von der Fläche und das Grabensystem verschlosssen die Landesforsten mit einem Bagger. Bei der Baggerarbeit für die Wiedervernässung sind kleine wassergefüllte Mulden entstanden. Dort haben sich sofort Amphibien wie die Erdkröte, der Grasfrosch oder Bergmolche angesiedelt, die wiederum der Schwarzstorch als Futter für seinen Nachwuchs zu schätzen weiß.

Fotos: Heiko Brede / Niedersächsische Landesforsten