Fachleute aus Wirtschaft und Bildung verteilen Lob und Tadel für das deutsche Ausbildungssystem

Die Teilnehmer an einer Podiumsdiskussion berichten von ihren Erfahrungen / Ausbildungslotsen werden für ehrenamtliches Engagement geehrt

IMG_6643BARSINGHAUSEN (ta). Gemeinsam mit dem Landtagsabgeordneten und Schirmherrn der Barsinghäuser Ausbildungsmesse, Max Matthiesen, hatte die Stadtsparkasse gestern zu einer sehr lebendigen Diskussionsrunde eingeladen, bei der die Ausbildungserfahrungen in Europa, das duale Ausbildungssystem in Deutschland und natürlich die regionale Situation von Betrieben und Jugendlichen im Mittelpunkt stand. Nach der Begrüßung durch SSK-Direktor Reinhard Meyer und Max Matthiesen wurden aber zunächst die Ausbildungspaten, Monika Scheibe, Nicole Scheumann, Stephanie Nolte, Jennifer Gäfke, Ulrich Fechner, Claus Bischoff, Joachim Arndt und Claus Kern, für ihr ehrenamtliches Engagement mit Urkunden geehrt. Vor rund 50 Vertretern der heimischen Wirtschaft und von den örtlichen Schulen berichteten dann Reinhard Meyer von der Stadtsparkasse, der Leiter des Barsinghäuser Federal Mogul-Werks (ehemals TRW), Metin Felek, Horst Burghardt, Leiter der Europaschule in Syke, sowie Frank Willmann von der IHK Hannover über den Wert von Auslandspraktika, bei denen junge Menschen auch Erfahrungen für ihren beruflichen Werdegang sammeln können. „Ich bin ein überzeugter Europäer, denn der Frieden hängt eng mit der wirtschaftlichen Verflechtung zusammen“, so Meyer. Allerdings gäbe es in Europa auch deutliche Mentalitätsunterschiede, schon allein deshalb zahle sich Konkurrenz unter den verschiedenen Ausbildungssystemen durchaus aus, so der Vorstandsvorsitzende der Stadtsparkasse, der betonte, dass man froh sei, dass die eigenen Ausbildungsplätze diesmal mit Barsinghäuser Jugendlichen besetzt hätten können. Metin Felek betonte, die internationale Ausrichtung sei wichtig für Federal Mogul, dabei würden die eigenen Auszubildenden eingebunden. Insgesamt könne Deutschland das beste Ausbildungssystem vorhalten, allerdings wäre mehr Auslandserfahrung manchmal schon wünschenswert. Auch Horst Burghardt hielt das duale Ausbildungssystem in Deutschland für „super“.  Was die Auslandspraktika seiner Europaschule angehe, so werde das Angebot von örtlichen Firmen sehr gut angenommen, während die Schüler von ihren Auslandsaufenthalten nur profitieren könnten. Ebenso äußerte sich Frank Willmann von der IHK, der den Reifeprozess der jungen Menschen hervorhob. Jugendliche ins Ausland zu bringen, müsse organisiert werden, so Max Matthiesen, der aber auch mehr Orientierungshilfen bei der Ausbildung einforderte. Noch immer klaffe eine Lücke zwischen der Zahl von Lehrstellensuchenden und Betrieben, die ihre Ausbildungsplätze nicht besetzen könnten. Die Qualität der Bewerber sei teilweise katastrophal, daran sei die Gesellschaft und somit auch das Bildungssystem Schuld, kritisierte hingegen Daniel Timpe von der Firma IN/OFF. Auch der Ausbildungsleiter von Federal Mogul beklagte, dass es nicht selten an der nötige Motivation mangele. KGS-Gesamtschulleiter René Erhardt machte hingegen auch die Elternhäuser und die Politik für die bestehenden Defizite im Ausbildungssektor mit verantwortlich. Nur allzu häufig werde das Abitur mit anschließendem Studium forciert. Was man jedoch brauche, sei ein engeres Geflecht zwischen den Schulen und den örtlichen Betrieben, so Erhardt.

IMG_6641Foto: ta