Fakes durch Künstliche Intelligenz: Lange Nacht der Demokratie in der VHS sensibilisiert

BARSINGHAUSEN (hhn).

In einer spannenden, langen Abendveranstaltung führte Stefan Oberhauser in der „Nacht der Demokratie“ der VHS Calenberger Land in die Möglichkeiten ein, welche durch Künstliche Intelligenz (KI, in den englischen Texten AI) im Bereich der Fälschungen geschaffen worden sind. Sein Beispiel war ein gefaktes Treffen von ihm selbst mit Angela Merkel, bei dem nicht nur der Handschlag im Bild gezeigt wurde, sondern die Teilnehmer auch die freundliche Ansprache der ehemaligen Bundeskanzlerin zu hören bekamen – auch diese ein Fake, das nur durch feine Textfehler zu entlarven war. Da ein reines Kunstbild eine kleine, ebenfalls künstliche Rede hielt, entstanden zumindest auf direktem Weg keine Urheberrechte an der Konstruktion, ob Persönlichkeitsrechte von Frau Merkel verletzt wurden, oder es einfach um eine neue Form ging, die z.B. für politische Aufsätze genutzt werden und dann vielleicht sogar schützenswert wäre, wurde diskutiert. Wenigstens sollte eine Kennzeichnungspflicht durchgesetzt werden.

Dass die neue Technik vielfältig für Reklame genutzt werden kann und dann wirtschaftsrechtliche Folgen zu bedenken sind, ist deutlich. Auch Dienste verschiedener Art sind möglich und werden z.T. schon angeboten, etwa eine freundliche Dame, die einsamen Herren gute Nacht wünscht, und sicher auch umgekehrt, divers etc.. Dass schon ChatGTB, wenn man es z.B. für Hausarbeiten oder Seminarpapiere nutzt, die klassische Kontrolle und Notengebung unmöglich macht oder doch erschwert, da sie vom Prüfenden die Verwendung einer dann neuen Kontrollform fordert, ist deutlich. Oberhauser stellte auch Deepfake in die Tradition der Manipulation von Fotografien seit dem 19. Jahrhundert, die ihrerseits an die Manipulation in Schlachtenbildern anschließt, und selbstverständlich an die von Portraits – welcher Kunde kauft schon gern ein Bild von sich, das wirklich die Realität seines Gesichtes (mit allen Falten oder Pickeln) wiedergibt?

Was bewirkt die neue Technik in Wahlkämpfen? Professor Hans-Heinrich Nolte skizzierte kurz die Interessen derjenigen, welche historische Fälschungen für ihre Zwecke einsetzen, von der „Konstantinischen Schenkung“ über die Behauptung vorm 2. Irakkrieg, in diesem Lande würden Massenvernichtungsmittel produziert, bis zur Dolchstoßlegende am Ende des Ersten Weltkriegs. Er plädierte trotz allem für aufklärerischen Optimismus. Die politischen Möglichkeiten von KI wurden in der großen Runde eingehend diskutiert, selbstverständlich auch die Frage, ob man KI nicht für Unterricht nutzen könne – mindestens sollten wohl alle Schüler über die Möglichkeiten informiert und auf die Methoden hingewiesen werden, wie man Fälschungen erkennt. Schüler sollten also neben den alten Techniken der Text- und Bild-Kritik auch die neuen des kritischen Umgangs auch mit dieser Innovation in der Informationstechnologie lernen.

Bild: VHS