FDP informiert sich über die Digitalisierung

Besucht wurde die Tischlerei Warneke in Landringhausen

LANDRINGHAUSEN (red). Wie ist der Stand der Digitalisierung beim örtlichen Handwerk und wie muss die Entwicklung weitergehen? Diese Frage beschäftigte Mitglieder und Freunde der FDP, als sie sich von Tischlermeister Matthias Warneke erläutern ließen, wie weit die Digitalisierung in seinem Betrieb in Landringhausen fortgeschritten ist. Das übergeordnete Ziel ist laut Warneke, alle Informationen zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu haben. Digitalisierung ist kein Selbstzweck. Sie soll die Zettelwirtschaft beseitigen, eine bessere Kommunikation ermöglichen und für alle Mitarbeiter Transparenz schaffen. Es ist kein Papier mehr beim Kunden und keine Papierakte für Kundenprojekte notwendig und Lieferanten-Kataloge usw. liegen auch nur noch digital als pdf-Dateien vor. In den Verarbeitungsschritten soll es keine Medienbrüche mehr geben. Dazu müssen verschiedene Softwarelösungen die Daten untereinander austauschen können, gleichzeitig wird von Mitarbeitern ein Höchstmaß an Disziplin gefordert. An Beispielen aus seiner täglichen Arbeit stellte Warneke, dessen Betrieb sich auf die Herstellung von Möbeln nach Maß, Haustüren, Fenstern, Zimmertüren, Rollläden und Sonnenschutz, Oberflächeninstandsetzung sowie Einbruchshemmung spezialisiert hat, vor, wo bereits Digitalisierung zu Einsatz kommt.

Innerbetrieblich ist hier die Kommunikation zwischen dem softwarebasierten Entwurf und der Bearbeitung der Werkstücke zu nennen., wobei die 3-D-Zeichnungen an das CNC-Programm übertragen werden, das dann selbstständig die Fräsarbeiten vornimmt. Die Digitalisierung macht schlechte Prozesse nicht besser. Mit diesem Verständnis wurden die betroffenen Prozesse überarbeitet, bevor sie digitalisiert wurden. Übernimmt eine Maschine die Arbeiten, kann der Mensch nicht mehr eingreifen, um Korrekturen im Ablauf vorzunehmen. Jeder Schritt muss genau durchdacht sein. Wird ein mangelhafter Prozess digitalisiert, wird auch das Ergebnis mangelhaft sein. Für ihre Arbeiten stützt sich die Tischlerei Warneke auf Softwarelösungen, die eine entsprechende Netzgeschwindigkeit erfordern. Innerbetrieblich wird eine LAN-Verbindung genutzt, da das WLAN deutlich unterhalb der LAN-Geschwindigkeit liegt. Im Austausch mit der vor einigen Jahren übernommenen Hannoverschen Betriebsstätte  CABINET, die Warneke in erster Linie für den Vertrieb nutzt, wäre eine 1-Gigabit-Leitung vonnöten. Da diese weder in Hannover noch in Landringhausen angeboten werden kann, werden Arbeiten mittels einer Remote-Leitung erledigt. Dabei greift die eine Seite per Fernwartung auf das Programm der anderen Seite zu. Daten können auf diese Weise standortübergreifend bearbeitet werden, ohne sie übertragen zu müssen. Neben besseren technischen Voraussetzungen verlangt eine funktionierende Digitalisierung einen anderen Mitarbeitertyp als bisher. Die Mitarbeiterrekrutierung stellt die Handwerksmeister jedoch zunehmend vor größere Probleme. „Es mangelt häufig schon an den Basics“ so Warneke. Gemeint sind Grundtugenden wie Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit, aber auch an der Fähigkeit, sich selbst zu organisieren. Dass junge Menschen, die im Umgang mit digitalen Medien geübt sind, die geforderten Voraussetzungen für einen digitalen Arbeitsplatz mitbringen, ist häufig ein Trugschluss. So sind sie nur selten in der Lage, auf ihren PCs oder Tablets „Ordnung zu halten“. Die Qualität der Bewerber lässt laut Warneke ständig weiter nach. Da Mitarbeiter häufig beim Kunden im Einsatz sind, gehören gute Umgangsformen unbedingt zu den Grundvoraussetzungen für einen Ausbildungs- oder Arbeitsvertrag. Katrin Jäck von der Agentur für Arbeit stand den Teilnehmern mit ihren Erfahrungen aus 19 Jahren Beratung von jungen Menschen, die in die Berufswelt einsteigen wollen, Rede und Antwort zu den Fragen, wie Berufsstarter auf die Betriebe zugehen sollten und wie sich Betriebe auf die Neueinsteiger vorbereiten können. Dabei zeigte sie auf, dass manche Defizite bereits in der Schulpolitik ihren Ursprung haben. Auch wünschen sich viele Eltern einen möglichst hohen Schulabschluss für ihre Kinder, obwohl es bessere Wege mit mehr Praxisbezug gibt. Eine Ausbildung ist oft nicht im Fokus; das ist ein weiteres Argument für die angespannte Mitarbeitersituation im Handwerk. Es bestand bei den Teilnehmern Einigkeit darüber, dass das Handwerk gute Chancen bietet, die sich durch die Digitalisierung nochmals verbessern können. Jedoch, so ein Teilnehmer, entsteht der Eindruck, „dass Leistung mit einem Makel behaftet sei“. Ein anderer Teilnehmer merkte an, dass „Handwerk im täglichen Leben nicht mehr vorkommt“. In den zahlreichen Fernsehsendungen, die für viele Zuschauer das Abbild unserer Gesellschaft sind, komme Handwerk nicht mehr vor. Der letzte Handwerker, an den er sich in einer Fernsehsendung erinnern könne, sei Meister Eder gewesen. Der Besuch der Tischlerei Warneke hat gezeigt, dass Digitalisierung bereits Einzug im Handwerk hält und voranschreitet. Es muss noch intensiv an der Verbesserung der verfügbaren Infrastruktur gearbeitet werden, aber auch die Akzeptanz des Handwerkerberufs und das Ansehen in der Gesellschaft müssen zu ihrem hohen Stellenwert zurückgeführt werden. Der Bereich der schulischen Bildung und die Vorbereitung auf einen Beruf gilt es näher zu analysieren und zu versuchen, Defizite zu erkennen und zu beseitigen.

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