Fledermäuse im Kaminholzstapel: Naturschützer bitten um Aufmerksamkeit

REGION/NIEDERSACHSEN (red).

Rauhautfledermaus – Foto: Dietmar Nill

Wie viele andere Säugetierarten hält die Fledermaus derzeit Winterschlaf. Die Ansprüche an ein Überwinterungsquartier können dabei je nach Art sehr unterschiedlich sein. Ein Großteil der Arten, darunter Waldarten, wie etwa das Braune Langohr, die Fransen- und die Große Bartfledermaus, überwintern unter Tage, ihre typischen Winterquartiere sind Höhlen, Stollen, Bunker oder Keller. Andere Arten, die häufig auch den Sommer an Gebäuden verbringen, wie Zwerg- und Breitflügelfledermaus, kriechen zum Überwintern in oberirdische Spaltenquartiere, oft in und an Gebäuden. Manche der spaltenbewohnenden Arten machen aber auch schon mal einen Kaminholzstapel zum Winterquartier. „Wir kennen das Phänomen vor allem von den Rauhautfledermäusen“, sagt Irina Würtele, Sprecherin der Landesfachgruppe Fledermausschutz im NABU Niedersachsen. „Kollegen aus Ostfriesland haben mir außerdem von Breitflügelfledermäusen berichtet, die in Kaminholzstapeln gefunden wurden.“ Ein Brennholzstapel erfüllt für diese Arten offenbar die Anforderungen, die sie an ein ideales Überwinterungsquartier stellen: Die Tiere haben dort Bauch-Rücken-Kontakt, sind von allen Seiten geschützt. Kälte, Licht, Nässe, Fressfeinde und Zugluft können ihnen hier nichts anhaben.

So kann es passieren, dass man einen Armvoll Holzscheite von draußen hereinholt, einige Stunden liegenlässt, und auf einmal flattert eine aus dem Winterschlaf erwachte Fledermaus im Zimmer umher. „Solche Meldungen bekommen wir regelmäßig im Winter“, berichtet Würtele. Sie rät, das Holz immer sorgfältig zu untersuchen, bevor es im Kamin verfeuert wird. Denn allzu leicht kann es geschehen, dass die kleinen Tiere, die sich zwischen den Scheiten verkrochen haben, überhaupt nicht entdeckt werden und einen qualvollen Tod in den Flammen finden: Die Rauhautfledermaus misst gerade einmal 5-6 Zentimeter und auch die Breitflügelfledermaus ist nur etwa handtellergroß. Wer sich mit dem Kaminholz eine Fledermaus ins Haus gebracht hat, sollte die Fenster öffnen, damit das Tier von allein wieder ausfliegen kann. Vom händischen Einsammeln rät Würtele ab: „Auf gar keinen Fall darf das Tier mit bloßen Händen angefasst werden!“, sagt die Fledermaus-Expertin. „Es bedarf schon einiger Kenntnis und Fingerspitzengefühls, eine Fledermaus, die sich mit Hilfe ihrer Krallen an den Füßen aufgehängt hat, so abzunehmen, dass sich das Tier nicht verletzt.“ In diesem Fall sei es besser, abzuwarten und dem Tier eine Ausflugsmöglichkeit anzubieten oder sich direkt an die NABU-Hotline (Tel. 030-284984-5000 / Mo-Fr 11-13 Uhr) bzw. die örtlichen Fledermaus-Regionalbetreuer*innen zu wenden. Eine Störung des Winterschlafs ist für die Tier immer mit der Aufwendung von Energiereserven verbunden, die eigentlich für den Winterschlaf gebraucht werden. „Tödlich ist es zwar nicht, wenn das Tier mal aus dem Winterschlaf aufwacht, das passiert auch in der Natur“, sagt Würtele. „Aber natürlich sollte man die Störung, wenn es geht, vermeiden oder so kurz wie möglich halten.“ So ist es sinnvoll, das Brennholz, das man verfeuern möchte, direkt draußen in Augenschein zu nehmen und den Tieren gegebenenfalls die Möglichkeit geben, in eine andere Spalte zu krabbeln. Oder man setzt das Tier (mit Handschuhen!) vorsichtig an eine andere, geeignete Stelle im Holzstapel zurück. Vermeidungsstrategien, wie etwa das Kaminholz mit einem engmaschigen Netz abzudecken, um von vornherein zu verhindern, dass sich ein Tier dort verkriecht, hält die Fledermaus-Expertin für nicht praktikabel.

Foto: Dietmar Nill