„Flüchtlinge bringen Ideen und Impulse und brauchen eine Chance“

Auftaktveranstaltung zur morgigen Ausbildungsmesse: Bei der Podiumsdiskussion in der Stadtsparkasse wird über die Themen Fachkräftemangel und Flüchtlingszuzug debattiert 

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Es diskutierten Landtagsabgeordneter Max Matthiesen (v.li.), Sascha Wenske (Federal Mogul), HAG-Leiterin Silvia Bethe, Ex-Minister Lutz Stratmann, Yvonne Salewski (pro regio), Hans-Ulrich Koch (Agentur für Arbeit), SSK-Direktor Reinhard Meyer und Moderator Klaus Danner.

BARSINGHAUSEN (ta). Am Vorabend der siebten Barsinghäuser Ausbildungsmesse stand heute in der Stadtsparkasse eine Podiumsdiskussion zum Thema „Fachkräftemangel – Flüchtlinge als Chance?“ auf dem Programm. Zusammen mit Moderator Klaus Danner konnte Messe-Schirmherr und Landtagsabgeordneter Max Matthiesen eine illustre Runde begrüßen. Es müsse darum gehen, die Lücke bei den fehlenden Fachkräften zu schließen und den wirtschaftlichen Wohlstand zu sichern. So könne Barsinghausen keinesfalls auf die bestehende Ausbildungswerkstatt bei Federal Mogul verzichten, so Matthiesen. Zusammen mit dem Jobcenter und der Agentur für Arbeit sei ein Projekt zur Weiterführung der Werkstatt in Planung, denn wenn ein Betrieb keine passenden Mitarbeiter mehr fände, sei es eigentlich vorbei. Sascha Wenske, Ausbildungsleiter beim Barsinghäuser Werk von Federal Mogul, sagte man gehe bei der Ausbildung mit der Zeit. Allerdings würde vielen jungen Menschen die richtige Motivation fehlen, diese Lücke könne durchaus durch Flüchtlinge ausgeglichen werden, so Wenske. Laut Lutz Stratmann, Leiter der Demografie-Agentur Niedersachsen und ehemaliger Wissenschaftsminister, werde die wirtschaftliche Entwicklung zunehmend durch drei Mega-Trends beeinflusst. Dazu zählten a) die Globalisierung, b) die Digitalisierung und Rationalisierung von Arbeitsplätzen und c) die Veralterung der Gesellschaft. Nötig sei zum einen, dass ältere Menschen den Betrieben länger zur Verfügung stünden sowie andererseits die Entwicklung neuer Ideen und Geschäftsmodelle. Stratmann kritisierte (selbstkritisch), dass die Politik beginnend mit den 90er Jahren den Wünschen aus der Wirtschaft beim Thema Bildung auf den Leim gegangen sei und meinte damit insbesondere die Verkürzung der schulischen und akademischen Ausbildungszeit. Silvia Bethe, Leiterin des Hannah-Arendt-Gymnasiums, betonte, Flüchtlinge seien bei der Bewältigung des demografischen Wandels eine Chance und verdienten auch eine Chance. Voraussetzung sei aber das Gelingen der Integration. Aus eigener Erfahrunf wisse sie, dass die am HAG beschulten Kinder und Jugendlichen wissbegierig seien und klare berufliche Vorstellungen hätten. Für die Flüchtlinge, die neue Ideen mitbrächten, sei die Ausbildungsmesse eine wichtige Gelegenheit, bei der sich neue Perspektiven eröffneten, sagte Bethe. Stadtsparkassendirektor Reinhard Meyer wiederum berichtete von seinen Erfahrungen mit dem Nachwuchs. Festzustellen sei leider, dass viele junge Menschen nicht mehr den Anforderungen einer Ausbildung zum Bankkaufmann genügten. Meyer kritisierte aber auch, dass zu viele junge Erwachsene eine akademische Laufbahn einschlagen würden, während gleichzeitig dem Handwerk die Nachwuchskräfte fehlten. Ein Plädoyer für die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt brachten auch Yvonne Salewski, Geschäftsführerin von pro regio – Ausbildung im Verbund, und Hans-Ulrich Koch, Teamleiter bei der Agentur für Arbeit, in die Diskussion ein. Wichtig sei jetzt, die Ausbildungsplätze in den kleinen und mittleren Betrieben zu besetzen, so Salewski.

Foto: ta