Flüchtlingsheim Einsteinstraße: Anwohner schalten Anwaltskanzlei ein

Bürgermeister Marc Lahmann weist den Vorwurf der mangelnden Information zurück

Lahmann3.

KIRCHDORF (ta/red). Im Umfeld des geplanten Flüchtlingsheims an der Einsteinstraße in Kirchdorf gibt es weiterhin Unmut über die Zahl der unterzubringenden Asylsuchenden. Eine sogenannte Bürgerinitiative „Gemeinsam in Barsinghausen“ wendet sich nun mit einer Pressemitteilung zu Wort:

„Wir möchten Sie hiermit informieren, dass es Widerstand gegen die Planung einer Flüchtlingsunterkunft auf der „Pferdewiese“ an der Einsteinstraße in Barsinghausen-Kirchdorf gibt. Wir, die neu gegründete Bürgerinitiative „Gemeinsam in Barsinghausen“, haben eine auf das Bau- und Planungsrecht spezialisierte Kanzlei „Rechtsanwälte Klemm & Partner“ beauftragt, für unsere Interessen einzutreten und unsere Forderungen gegenüber Politik und der Verwaltung durchzusetzen„Gemeinsam in Barsinghausen“ ist eine Initiative von Anwohnern, die in der Nähe der geplanten Flüchtlingsunterkunft lebt. Unser Ziel ist es, mit unseren Forderungen zu einem langfristigen Gelingen der Flüchtlings-Integration in Barsinghausen beizutragen. Das von Politik und Verwaltung bisher vorgelebte Vorgehen halten wir nicht nur für undemokratisch, sondern sogar für schädlich, um eine vernünftige und belastbare Integration der verfolgten und z.T. schwer traumatisierten Menschen in unserer schönen Stadt Barsinghausen zu ermöglichen. Wir wollen ein intensives und gelungenes Miteinander. UNSERE FORDERUNGEN:

  1. BÜRGER EINBEZIEHEN

Wir fordern eine Einbeziehung der Bürger während der Planung und Umsetzung des Vorhabens sowie eine transparente Informationspolitik.  Bürger und Verwaltung müssen das Standortkonzept gemeinsam entwickeln. Die Flüchtlingsunterkunft muss mit der Struktur der Stadt Barsinghausen sozial vereinbar und gebietsverträglich sein. Dabei müssen neben den  Belangen der Flüchtlinge  auch die Belange der Anwohner und Familien in der Nachbarschaft Berücksichtigung finden.

  1. REDUZIERUNG DER FLÜCHTLINGSZAHL

Die vorgesehene Dimension der geplanten Flüchtlingsunterkunft mit bis zu zwei Etagen und 328 Flüchtlingen in Doppelbelegung führt zu einer zu starken Belastung des betroffenen Gebiets. Zum Vergleich: Im unmittelbar angrenzenden Neubaugebiet „Am Buchenkampe“ leben gerade mal 60 Personen. Die Unterkunft würde in der vorgesehenen Größe eine unzumutbare Belastung für die unmittelbaren Anwohner aber auch für die Bewohner der Flüchtlingsunterkunft darstellen. Wir sprechen uns für eine dezentrale Unterbringung in kleinen, gebietsverträglichen und eine Integration ermöglichenden Einheiten aus.

  1. ENTWICKLUNG EINES INTEGRATIONSKONZEPTS

Die Flüchtlinge müssen in einen intakten Stadtteil für naturnahes und familienorientiertes Wohnen integriert werden. Um dies zu gewährleisten, wollen wir sicherstellen, dass Hilfsbereitschaft gefördert und langfristig erhalten bleibt. Dazu müssen Politik und Verwaltung im Dialog mit den Bürgern ein Integrationskonzept für die Flüchtlinge entwickeln, das von den beteiligten Gruppen vor Ort getragen wird und Ansprechpartner auf allen Seiten benennt. Hierfür muss die Stadt Mittel bereitstellen. Zu einem solchen Integrationskonzept gehört auch, dass die gleichmäßige Verteilung der Flüchtlinge aufs Stadtgebiet ehrlich von Seiten der Stadt betrieben wird.

  1. AUSREICHEND SOZIAL- UND GEMEINSCHAFTSFLÄCHEN

Um Ghetto-Bildung zu vermeiden und die Lebensqualität der Bewohner zu gewährleisten, ist nicht nur eine Reduzierung der Flüchtlingszahl notwendig. Die Anlage muss eine lockere Struktur sowie ausreichende Sozial- und Gemeinschaftsflächen (für Sprachkurse und andere integrative Tätigkeiten.) aufweisen. Unabdingbar ist ein gutes Quartiers-Management und eine ausreichende Anzahl an Sozialarbeitern, -pädagogen und sonstigen Betreuern vor Ort.

  1. ZEITLICHE BEFRISTUNG UND PLAN ZUR NACHNUTZUNG

Schnelle Hilfe aufgrund der akuten Notlage ist für uns alle selbstverständlich. Die mittelfristige Nutzung muss jedoch auch die nachbarschaftlichen Belange berücksichtigen. Die langfristige Nutzung der geplanten Unterkunft muss unter Berücksichtigung der Bürgerrechte und Beteiligung der Bürger ermittelt werden. Wir verlangen eine klare Perspektive mit einer zeitlichen Befristung der Grundstücksnutzung als Flüchtlingsunterkunft. Außerdem fordern wir einen verbindlichen Plan zur Nachnutzung, der unter Einbeziehung der Bürger entwickelt wird.

Wir treten dafür ein, dass unser Stadtteil für naturnahes, familienorientiertes Wohnen erhalten und behutsam entwickelt wird. Unser Ziel ist es, die Politik und Verwaltung bei der Findung integrationspolitisch sinnvoller und nachhaltiger sowie für die Nachbarschaft verträglicher Maßnahmen zur Flüchtlingsunterbringung zu unterstützen.“

Soweit die PM der „Bürgerninitiative“. Dazu liegt Deister Echo folgende Erwiderung von Bürgermeister Marc Lahmann vor:

„Die Stadt Barsinghausen beabsichtigt auch weiterhin die Bürgerinnen und Bürger zu geplanten Flüchtlingseinrichtungen sowie zur allgemeinen Flüchtlingspolitik einzubeziehen. Dies ist auch für den Standort Einsteinstraße durch eine Bürgerinformationsveranstaltung in der Aula des Schulzentrums Am Spalterhals am 18. Februar 2016 erfolgt. Weitere Veranstaltungen werden gegebenenfalls durchgeführt. Ebenso besteht die Möglichkeit, Bürgermeister Lahmann oder auch den Ersten Stadtrat Herrn Dr. Robra persönlich anzusprechen. Anwohner aus dem Bereich der geplanten Flüchtlingseinrichtung an der Einsteinstraße sind bereits zweimal in der Bürgermeistersprechstunde gewesen. Ideen, Anregungen und Vorschläge zur Gestaltung der Einrichtung, sowie zur Integration der Flüchtlinge, können jederzeit an die Verwaltung herangetragen werden. Dies hat Bürgermeister Lahmann den Anwohnern persönlich sowie auch bereits in der Bürgerinformationsveranstaltung mitgeteilt. Diese Anregungen müssen allerdings schnellstmöglich eingereicht werden. Die Verwaltung prüft die Vorschläge und stimmt sich mit der Region Hannover über die Möglichkeiten der Realisierung ab. Bauherr für die geplante Flüchtlingseinrichtung in Modulbauweise an der Einsteinstraße ist die Region Hannover auf ihrem eigenen Grundstück. Die Module dafür sind durch die Region Hannover bestellt und befinden sich bereits in der Fertigung. Die Integration der Flüchtlinge kann nur gemeinsam mit der Hilfe von ehrenamtlichen Kräften erfolgen. „Ich bin sehr dankbar für die gemeinsame Initiative der Heilig-Kreuz-Kirchengemeinde Kirchdorf und der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Kirchdorf“ erklärt Bürgermeister Lahmann. Ebenso hat der TSV Kirchdorf eine Patenschaft angeboten. Die unmittelbare Nähe zu den Vereinseinrichtungen des TSV Kirchdorf, der Kirchengemeinden wie auch dem Schulzentrum Am Spalterhals, bieten optimale Möglichkeiten zur Durchführung von Integrationsmaßnahmen.“